Keine Spur von Königs-Kater
Das steckt hinter Wickis Traum-Saisonstart

König Joel Wicki legt einen Saisonstart wie aus dem Bilderbuch hin. Drei Kranzfeste, drei Siege. Den königlichen Druck auf seinen Schultern schüttelt er lässig ab. Und er sagt - es geht immer noch mehr.
Publiziert: 23.05.2023 um 01:28 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2023 um 07:47 Uhr
Nina Köpfer

Es ist schlichtweg erstaunlich, was Joel Wicki (26) in den letzten drei Wochen im Sägemehl gezeigt hat. An Schwyzer, Luzerner und Urner Kantonalen trat der Entlebucher an. Und jedes Mal durfte er sich schultern und bejubeln lassen. Dazu kommt der Festsieg am Schybischwinget in Escholzmat. Einen solchen Lauf hätten ihm die Wenigsten gleich zu Beginn der Saison zugetraut. Denn Wicki hatte einen strengen Winter hinter sich.

Während sich die meisten Schwinger auf ihren Job und den Sport konzentrieren konnten, standen bei Wicki unzählige Medien- und Sponsorentermine an. Das Los eines frischgebackenen Königs. Doch auch beruflich steht beim gelernten Baumaschinenmechaniker eine grosse Herausforderung an. Diese Woche muss er zur allerletzten Prüfung seiner Landwirten-Ausbildung antraben. «Jetzt muss ich noch kurz Gas geben, dann bin ich befreit.» Obwohl mit der Ausbildung ein Bubentraum in Erfüllung geht, ist Wicki froh, wenn er die Schulhefte endgültig zuklappen kann. «Das Studium war toll, ich habe sehr viel gelernt. Aber auf die Prüfungen hin hat es schon sehr viel Zeit gefressen.»

Da geht noch mehr

Wickis Studium war einer der Gründe, warum sein Athletikcoach Dani Hüsler Anfangs Saison den Ball flach halten wollte. Wicki habe solide trainiert, aber in Topform sei er noch nicht, sagte er damals. Und wie sieht es nun, drei Wochen und drei Kranzfestsiege später, aus? «Joel steht genau da, wo er zu diesem Zeitpunkt hingehört», sagt Hüsler. Die drei Festsiege seien natürlich sehr schön. Und sein Schützling habe stark geschwungen. Aber an der Form gibt es nach wie vor zu schleifen. Zudem stünden die wahren Härtetests erst noch bevor. Etwa am Samstag am Oberaargauischen wartet eine geballte Macht an Berner Spitzenschwinger darauf, mit Wicki die Kräfte zu messen.

Der Luzerner Siegermuni Eros wäre Muni Nummer drei, den Wicki in dieser Saison mit nach Hause nehmen dürfte.
Foto: keystone-sda.ch
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Wicki selbst sieht die Sache ganz ähnlich wie sein langjähriger Trainer. «Ja, es läuft gerade super. Aber die Topform sollte eigentlich erst Ende August erreicht sein.» Heisst das etwa, dass Wicki noch eine Schippe drauflegen will? «Ich denke schon, dass ich noch Steigerungspotenzial habe, also ja.»

Ein simples Geheimrezept

Fragt sich, wo Wicki diese enorme Energie hernimmt. Was ist sein Geheimrezept? «Ich tanke Energie, wenn ich auf dem Hof zu Hause arbeiten kann. Wenn ich in den Wald gehen kann. Wenn ich das machen darf, was mir Freude bereitet.» Seelenbalsam nennt er diese Dinge. Auch das Schwingen gehört dazu. Und das kommt ihm jetzt, wo viele Augen auf ihn gerichtet sind, zugute. «Mir ist egal, wenn die Leute Resultate von mir erwarten. Ich schwinge ja nicht für die», sagt Wicki, «sondern nur für mich selbst. Weil es mir Freude macht.»

Wicki legt Schurtenberger im Nachdrücken ins Sägemehl
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