Doppel-Interview mit Adi & Remo Käser
«Das ständige Gerede von der Schwinger-Art stört mich enorm!»

Vater und Sohn Käser haben am kommenden Wochenende grosses vor: Schwingerkönig Adrian (47) wird fürs SRF das Eidgenössische kommentieren, Remo (22) muss in Zug den dritten Rang vom letzten Eidgenössischen bestätigen.
Publiziert: 19.08.2019 um 12:36 Uhr
|
Aktualisiert: 20.08.2019 um 10:28 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) 

BLICK: Adi, wann haben Sie sich zuletzt über ihren Sohn genervt?
Adrian Käser: Am letzten Donnerstag! (lacht, Anm. der Red.)

Was ist passiert?
Adrian: Remo arbeitet seit diesem Jahr als Teilzeitkraft mit mir in Burgdorf bei Fors-Futter. Nun habe ich vom Büro aus beobachtet, dass sich Remo auf den Weg zum «z'Nüni»-Einkauf macht. Ich habe in diesem Moment versucht, ihn anzurufen, damit der mir einen Yogi-Drink mitnimmt. Aber er hat meine Anrufe nicht erwidert.
Remo: Vier Mal hat er versucht, mich anzurufen. Aber das habe ich erst bemerkt, als ich zurück in der Firma war. Aber ansonsten sind mein Vater und ich ein richtig gutes Team. Wir verstehen uns so gut, dass wir nach dem Eidgenössischen gemeinsam die Westküste der USA bereisen werden.

Wie neutral sind Sie, wenn Sie als Schwing-Experte im SRF die Kämpfe von Remo kommentieren?
Adrian: Wenn Remo schwingt, kommentiere ich sicher mit mehr Emotionen als sonst. Ich kann und will bei der Übertragung von seinen Gängen nicht gänzlich ausblenden, dass er mein Sohn ist. Das erwartet, so glaube ich zumindest, auch niemand von mir.

Adrian (l.) und Remo Käser im Doppelinterview mit BLICK.
Foto: Sven Thomann
1/7

Stimmt es, dass Sie Remo während der TV-Übertragungen immer wieder per SMS Informationen über den nächsten Gegner schicken?
Adrian: Die meisten Kontrahenten kennt er ja selber gut genug. Aber wenn ein weniger bekannter Schwinger auf ihn wartete, übermittle ich ihm tatsächlich ein paar Dinge, die mir bei diesem Mann aufgefallen sind. Ich schreibe ihm zum Beispiel: Pass auf seinen Fussstich auf! Das reicht meistens schon.
Remo: Genau. Und wenn ich den Gegner besiegen konnte, schicke ich meinem Vater oft per Whatsapp ein Smiley mit dunkler Sonnenbrille zurück...

Remo, gibt es etwas aus den letzten sechs Jahren, welches Sie gerne ungeschehen machen würden?
Remo: Nein. Natürlich hat es in dieser Zeit Dinge gegeben, die nicht so gut gelaufen sind. Ich würde trotzdem alles noch einmal genau gleich machen, ansonsten gäbe es ja keine Fehler, aus denen ich ganz wichtige Schlüsse für die Zukunft ziehen könnte.

Zum Beispiel?
Remo: 2017 bin ich nach einer Ellenbogenverletzung viel zu früh in den Sägemehlring zurückgekehrt. Seitdem weiss ich, dass man solche Verletzungen sauber auskurieren muss.

Nicht gut angekommen ist 2017 bei vielen Schwingerfreunden ihr Auftritt in der SRF-Tanzshow «Darf ich bitten». Sie wurden damals auch deshalb heftig kritisiert, weil sie ausgerechnet am Abend vor ihrem kräfteraubenden Gastspiel am Luzerner Kantonalen eine flotte Sohle aufs Parkett gelegt haben. War das in ihren Augen eine seriöse «Matchvorbereitung»?
Remo: Am Abend vor einem Eidgenössischen würde ich so etwas sicher auch nicht machen. Aber vor einem normalen Kranzfest hat das gut gepasst. Und von einer körperlichen Überbelastung konnte sicher nicht die Rede sein,  Ich gehe ja vor anderen Wettkämpfen auch ins Krafttraining. In diesem Fall habe ich 15 Minuten getanzt, habe einen beflügelnden Adrenalinkick für den Wettkampf erhalten und war danach auch genug früh im Bett. Und ich habe am Tag danach ja dann auch den Kranz gewonnen.

Trotzdem sagen viele Traditionalisten: Was der Käser tut ist nicht Schwinger-Art …
Adrian: Das ständige Gerede von dieser Schwinger-Art stört mich enorm. Ich habe noch nie ein Büchlein gesehen, in dem geschrieben steht, was ein Schwinger tun darf und was nicht. Am Ende des Tages sollte doch einfach jeder das tun, woran er Spass hat. Es ist doch gut und wichtig, dass es nicht immer todernst zu und hergeht. Ein Sportler kann nur dann erfolgreich sein, wenn er zwischendurch richtig Spass hat.
Remo: Wenn ich nicht Schwinger wäre, hätte kein Mensch einen Ton über meinen Auftritt in einer Tanz-Show gesagt. Aber ich sehe wirklich nicht ein, warum ich in Zukunft nicht Dinge tun sollte, die mir richtig Spass machen, nur weil ich ein Schwinger bin. Und diejenigen, die mich nicht in Unterhaltungs-Shows sehen wollen, können ja wegschauen.
Adrian: Als ich 1989 nach meinem Sieg am Eidgenössischen in der Sendung Tell Star verkündet habe, dass ich lieber Hardrock als Ländler hören würde, ist das bei einigen Schwingerfreunden auch nicht gut angekommen. Auch ein paar von meinen Schwingerkollegen haben sich genervt, wenn sie in mit mir ins Training gefahren sind und ich Def Leppard, Metallica oder AC/DC habe laufen lassen. Aber die Zeiten ändern sich, heute hört auch ein Niklaus Gasser sehr gerne AC/DC.

Remo, beim letzten Eidgenössischen in Estavayer haben Sie hinter Matthias Glarner und Sämi Giger den dritten Rang belegt. Sind Sie aktuell ähnlich gut in Form wie vor drei Jahren?
Remo: Körperlich bin ich besser in Form als vor drei Jahren. Nun ist die Frage, ob ich auch im Kopf die stärkste Leistung abrufen kann. Für die letzten acht Gänge im Jahr muss man mental in den Kriegs-Modus schalten können.
Adrian: Weil Remo auch gut am Boden schwingen kann, werden ihm am Eidgenössischen die grösseren Plätze zu gute kommen. An einem Kantonalen oder einem Bergfest kann sich ein Gegner am Boden relativ schnell zum Platzrand retten. Aber wenn du am Eidgenössischen in der Platzmitte bearbeiten kannst, kommt er in den meisten Fällen nicht mehr raus.

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Freitag, 23. August

  • 11.00 / Eröffnung des Festgeländes
  • 13.00 / Fahnenempfang in Zug
  • 14.00 / Start Festumzug

Samstag, 24. August

  • 7.30 / Einmarsch der Schwinger
  • 7.45 / Nationalhymne
  • 8.00 / Anschwingen (1./2. Gang)
  • 8.00 / Wettkampfbeginn Steinstossen
  • 13.30 / Ausschwingen (3./4. Gang)
  • 14.00 / Final 20-kg-Steinstossen
  • 14.30 / Final 40-kg-Steinstossen
  • 17.15 / Ende Ausschwingen

Sonntag, 25. August

  • 7.45 / Ausstich (5. Gang)
  • 10.30 / Ausstich (6. Gang)
  • 13.30 / Kranzausstich (7. Gang)
  • 14.45 / Final Unspunnenstein
  • 15.15 / Kranzausstich (8. Gang)
  • 16.45 / Schlussgang

Freitag, 23. August

  • 11.00 / Eröffnung des Festgeländes
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Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.

Sven Thomann

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