«Das war der Tiefpunkt»
Frank zurück am Ort seines Albtraums

Vor sechs Jahren brach für Mathias Frank (32) in den Flumserbergen eine Welt zusammen. Er setzte den möglichen Tour-Sieg in den Sand. Was lief damals falsch?
Publiziert: 20.06.2019 um 00:41 Uhr
Mathias Germann

Mathias Frank (32) sitzt auf dem Asphalt. Hinter parkierten Autos, an einen Holzzaun gelehnt. Seine Freundin hat Tränen in den Augen, will trösten. Aber es gibt ­keinen Trost. Soeben hat Frank die härteste Niederlage seiner Karriere erlebt, beim Zeitfahren hinauf nach Flumserberg SG ist er komplett eingebrochen. «Der Traum vom Gesamtsieg ist kaputt», sagt er. Nach sechs Tagen in Gelb fällt Frank von Platz 1 auf Schlussrang 5 zurück.

Die Episode liegt sechs Jahre zurück. Frank hat mit ihr ab­geschlossen. Und doch ist sie momentan präsenter denn je. Denn: Die Tour de Suisse macht erstmals wieder in der Ski- und Bergstation oberhalb des Walensees Halt. «Ich erlebte dort den Tiefpunkt meiner Karriere. Denn ich bin auch heute noch ­sicher, dass ich damals die Form hatte, um die Rundfahrt zu gewinnen.»

Frank war im Kopf nicht stark genug

Fakt bleibt, dass Frank fürchterlich einbrach. Warum es zum Waterloo kam? Ganz einfach: Der Berg-Spezialist aus Roggliswil LU war im Kopf nicht stark genug. Frank litt darunter, dass ihn sein sportlicher Leiter bei BMC, John Lelangue, tagelang piesackte. «Er hätte lieber einen fünften Platz von Van Garderen gehabt als einen Gesamtsieg von mir.»

Nach der härtesten Niederlage seiner Karriere sitzt Mathias Frank enttäuscht auf dem Asphalt.
Foto: Blicksport
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Tönt verrückt. Der Hintergrund: Lelangue war auf Weltranglistenpunkte für seine Equipe aus. Frank aber hatte zu wenige davon, als dass sein Team bei einem Top-Ergebnis profitiert hätte. Van Garderen dagegen schon. Frank: «Alle Fahrer standen hinter mir. Auch Tejay. Aber hinten im Auto kämpfte einer gegen mich. Daran bin ich zerbrochen.»

Ein Jahr später TdS-Gesamtzweiter

Frank heuerte kurz darauf als Captain beim Schweizer IAM-Team an und wurde an der Tour de Suisse 2014 Gesamtzweiter. Weiter nach oben ging es nicht mehr. «Wenn ich bei 100 Prozent bin, halte ich mit den Besten mit. Aber über längere Zeit schaffe ich das nicht. Da haben andere einfach mehr im Tank.» Gleichzeitig erkannte Frank, dass er nicht ganzjährlich Leader einer Mannschaft sein möchte. «Dann musst du leben wie ein Mönch. Einigen taugt das. Mir nicht. Ich will zu Hause mit meinen Kindern auch mal ein Stück Kuchen essen.»

Frank ist bei AG2R meistens Helfer – wenn auch ein wichtiger. Er ist mit seinem Leben zufrieden. Nur etwas fehlt: «Ich will eine Etappe der Tour de Suisse gewinnen.» Es gäbe keinen passenderen Ort dafür als Flumserberg – sechs Jahre nach seinem grössten Albtraum.

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