«Es sind viele Volksfeste geplant»
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Tour-de-Suisse-Direktor Senn:«Es sind viele Volksfeste geplant»

Tour de Suisse 2022: Das ist alles anders, das ist alles neu
Endlich wieder Volksfest!

Gino Mäder bei den Männern, Marlen Reusser bei den Frauen: Dank ihnen darf die Rad-Schweiz bei der 85. Tour de Suisse träumen. Stimmung ist aber so oder so garantiert.
Publiziert: 31.05.2022 um 16:31 Uhr
Mathias Germann

Zwei Jahre lang war nichts mehr so wie früher. Auch nicht bei der Tour de Suisse (12.-19. Juni). Warum? Klar, wegen Corona. 2020 wurde die Schweizer Rundfahrt abgesagt, 2021 durften die Zuschauer weder an den Start noch in den Zielbereich. Statt Bier, Bratwurst und strahlende Gesichter gab es Masken, Desinfektionsmittel und seltsam leise Siegerehrungen. «Jetzt wird alles anders, endlich werden wir wieder Volksfest-Stimmung haben», freut sich Tour-Direktor Olivier Senn.

Komplett verschwunden ist das Thema Corona zwar nicht. Es wird weiterhin Tests bei den Teams geben, allerdings sind sie freiwillig. Dazu essen sie in verschiedenen Räumen des Hotels. «Und auch Isolierzimmer haben wir gebucht, falls es positive Fälle geben sollte», so Rennleiter David Loosli. Man merkt: Eine gewisse Vorsicht bleibt, die Vorfreude auf die Rückkehr zur Normalität überwiegt jedoch bei weitem.

Sechs plus eine Million Franken

Was ist sonst neu? Das Budget wurde angehoben, es beträgt sieben Millionen Franken – sechs Millionen für die Männer, eine weitere Million dazu für die Tour de Suisse der Frauen (18.-21. Juni). «Im Vergleich zum Corona-Jahr ist das viel – doch damals fiel der ganze Hospitality-Bereich weg», so Senn. Sprich: Es fehlten zwar Einnahmen, gleichzeitig waren auch die Kosten geringer. Auf die Frage, ob beim Budget für 2022 eine Schwarze Null realistisch sei, meint Senn: «Dieses Jahr wird es schwierig, aber mittelfristig sind wir auf gutem Weg.»

Die Tour de Suisse steht vor der Tür. Besonders: Die Frauen (hier Marlen Reusser) fahren vier statt zwei Tage.
Foto: Getty Images
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Auch sportlich gibt es Veränderungen. Die Wichtigste: Die Tour de Suisse Women wird im Vergleich zum Vorjahr von zwei auf vier Etappen verlängert. «Der Frauen-Radsport boomt und wir wollen unseren Teil dazu beitragen. Ich bin mir sicher, dass es tolle Rennen geben wird», sagt Senn. Die zweitägige Überschneidung beim Schluss-Wochenende der Männer ist gewollt und kostensparend: Am Samstag bestreiten die Frauen ein hektisches Abendrennen rund um Vaduz, am Sonntag nehmen sie die gleiche Zeitfahrstrecke wie die Männer und die Räder (25,6 Kilometer).

Cancellara-Nachfolger in Sicht?

Bei den Männern sind insgesamt 21 Schweizer am Start – darunter das Nationalteam. Acht Etappen, 1340 Kilometer und mehr als 20’000 Höhenmeter warten auf sie. Marc Hirschi (23) und Giro-Marathonmann Mauro Schmid (22) konzentrieren sich auf die ersten Teilstücke. Ihr Profil ist oft wellig und auf sie zugeschnitten, allerdings auch sehr unberechenbar. «Ich bin derzeit mit dem Team im Höhentrainingslager und fühle mich sehr gut. Auch die Schmerzen, die ich nach der Hüft-OP manchmal in den Schienbeinen spürte, sind vorbei. Ich will in der Schweiz auf jeden Fall vorne mitmischen», meldet Hirschi aus dem italienischen Livigno.

Voller Fokus auf den Kampf gegen die Uhr legen dagegen die beiden Thurgauer Stefan Küng (28) und Stefan Bissegger (23). «Das Zeitfahren bei der Tour de France ist noch etwas wichtiger, aber ich werde auch Vaduz alles raushauen», sagt Bissegger. Und Küng? Seine Frau Céline ist hochschwanger. «Wenn es so weit ist, verlasse ich die Tour sofort. Es gibt Wichtigeres im Leben als Radrennen», sagt er.

Bleibt Gino Mäder (25). Doch was heisst bleibt? Der Wahlzürcher ist die grosse Schweizer Hoffnung auf den Gesamtsieg! Mit Platz 2 bei der Tour de Romandie bewies er, wie gut er drauf ist. «Ich will unbedingt ganz vorne mitfahren», sagt er. Mäder wäre der erste Schweizer Seit Fabian Cancellara (41) vor 13 Jahren, der die Tour de Suisse gewinnt. Sein grösster Widersacher ist wohl Belgiens Wunderkind Remco Evenepoel (22), der zuletzt in Norwegen brillierte.

«Das wäre ein Märchen»

Auch bei den Frauen hat die Schweiz dank Marlen Reusser eine Anwärterin auf den Gesamtsieg. Dafür muss sie sich im Zeitfahren ein Polster herausfahren und in der letzten Etappe hinauf nach Lenzerheide GR über sich hinauswachsen. «Mäder und Reusser zählen für mich zum engen Favoritenkreis. Es wäre ein Märchen, wenn es gleich doppelt klappen würde», so Senn.

Los geht die Tour de Suisse der Männer am 12. Juni mit einem Rundkurs rund um Küsnacht ZH mit einem Spektakel-Aufstieg zur Forch. Dazu fliegt die Patrouille Suisse und Pegasus gibt ein Konzert. Und im Start-und Ziel-Bereich gibt es ein Village mit vielen Attraktionen. Es ist fast so, als hätte es Corona nicht gegeben.


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