So knapp verpasst Küng eine Olympia-Medaille
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Stefan Küng, der grösste Schweizer Olympia-Pechvogel
«Ich fiel in ein Loch, war komplett leer»

Stefan Küng war der grösste Schweizer Olympia-Pechvogel. Er erzählt, wie er den Frust verarbeitete und wie er auf dem Säntis neuen Schwung holt.
Publiziert: 19.08.2021 um 18:11 Uhr

Die Schweiz und die Olympischen Spiele in Tokio: Es war eine Liebesbeziehung. Satte 13 Medaillen brachten die Athletinnen und Athleten nach Hause. Es waren die erfolgreichsten Spiele seit Helsinki 1952. Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl sprach von den «Goldenen Spielen von Tokio». Aber: Mit etwas mehr Glück – oder weniger Pech – hätte die Schweiz gar noch besser abgeschnitten!

Stefan Küng kann ein Lied davon singen. Der Thurgauer verpasste im Zeitfahren die Bronzemedaille um läppische 4 Zehntelsekunden – und das nach einer Fahrzeit von fast einer Stunde. Damit war er der grösste Schweizer Tokio-Pechvogel.

11 Stunden Schlaf pro Nacht

Nach diesem Frust zog sich Küng für eine Weile zurück. Er brauchte Abstand. «Ich fiel in ein Loch, war komplett leer», blickt er zurück. «Nachdem ich wieder daheim war, schlief ich in der Nacht oft zehn oder elf Stunden. Trotzdem war ich am Morgen noch immer müde.» Überrascht hat ihn dies allerdings nicht. Küng weiss, dass sein Körper Erholung brauchte. «Nach der Tour de France fällt man oft in eine Art Kater. Diesmal hielt ich aber die Spannung hoch, flog direkt nach Japan. Umso extremer war es, als auch Olympia vorbei war», so der 27-Jährige.

Stefan Küng erlebte in Tokio einen besonders bitteren Karrieremoment: Im Zeitfahren verpasste er Bronze um einen Wimpernschlag.
Foto: Sven Thomann
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Sowohl körperlich als auch mental brauchte Küng eine Auszeit. Er verbrachte Zeit mit der Freundin, Familie und mit Freunden. «Dort dreht sich nicht immer alles um den Sport. Wir reden über ganz normale Dinge. Das tat diesmal besonders gut. Ich habe ein wirklich cooles Umfeld», so Küng.

Startschuss auf 2500 Meter

Dennoch stellt sich die Frage: Wie oft denkt er jetzt, drei Wochen danach, noch an Rennen? «Es kommt immer mal wieder hoch. Es ist schwierig zu akzeptieren, dass ich so knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt bin. Aber die Phasen, wo ich nicht mehr daran denke, werden länger.»

Hilfe erhält er dabei auch vom Rad-Kalender: Die Europameisterschaft (ab 8. September), Weltmeisterschaft (ab 18. September) und der Klassiker Paris-Roubaix (3. Oktober) sind für ihn grosse Ziele. Dafür bereitet er sich derzeit bei einem Höhentrainingslager auf dem Säntis vor – er schläft zwei Wochen lang auf 2500 Meter über Meer im Hotel. «Bei schönem Wetter gibt es nichts Schöneres, als dort aufzuwachen», sagt er.

Küng pedalt seinem Olympia-Frust davon. «Ich habe in Tokio eine gute Leistung gezeigt – auch wenn es nicht reichte. Nun blicke ich nach vorne, der Startschuss ist erfolgt – ich bin sehr motiviert.»

Küng kann im Interview bereits wieder lachen
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Trotz verpassten Medaillen:Küng kann im Interview bereits wieder lachen
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