Pfiffe in Frankreich, Missachtung auf der Insel
Niemand mag Tour-Sieger Froome

Trotz vier Siegen an der Tour de France erntet Rad-Star Chris Froome Kritik statt Lob. Der Brite wird von Doping-Gerüchten verfolgt.
Publiziert: 24.07.2017 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:50 Uhr

Obwohl er erstmals keine Etappe gewinnt, feiert Chris Froome (32) in Paris seinen vierten Gesamtsieg an der Tour de France. Beliebt ist er trotzdem nicht. Schon vor einer Woche gibts Pfiffe gegen ihn, am Samstag beim Zeitfahren in Marseille machen die Zuschauer erneut Stimmung gegen den Briten.

Auch wenn Froome nicht mehr ganz so dominant ist, zweifeln viele an seinen Leistungen – ohne Beweise. So meint etwa der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel: «Die Teams arbeiten am Limit. Da machen auch kleinste Mengen an leistungssteigernden Substanzen einen Unterschied.» Froomes Teamchef Sir Dave Brailsford steht wegen ­einer parlamentarischen Untersuchung zu Medikamenten-Lieferungen im Zwielicht.

Nach der Schlappe am Vorbereitungsrennen Dauphiné schlägt Froome an der Tour praktisch aus dem Nichts wieder zu. Seine Erklärung: «In den Wochen seit dem Dauphiné habe ich hart gearbeitet.» Das hat er wie immer auf Teneriffa gemacht. Pikant: Auf Teneriffa wohnt auch der als Dopingarzt verurteilte Dr. Eufemiano Fuentes.

Erfolgreich und trotzdem unbeliebt: Chris Froome.
Foto: AP
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Froome ist sogar bei den Briten unbeliebt

Selbst in seiner Heimat Grossbritannien wird ihm die Fan-Liebe verweigert. «Ist Froome der unbeliebteste britische Sport-Star?», fragt die «BBC». Tatsache ist: Trotz seines Tour-Siegs schaffte er es nicht unter die 16 Nominierten zum britischen Sportler des Jahres 2016. In den Jahren, als er nominiert ist, schneidet er bei der Publikumswahl unter ferner liefen ab.

Und dies, obwohl vor ihm mit Chris Hoy, Mark Cavendish and Bradley Wiggins gleich drei Rad-Stars den Preis abgeräumt hatten. Speziell im Vergleich mit seinem Vorgänger als Tour-Sieger schneidet Froome schlecht ab. Hier der ästhetische und eloquente «Sir» Bradley Wiggins, da der verbissene und introvertierte Chris Froome.

Dabei hätte er durchaus den Lebenslauf eines Sympathieträgers: In Kenia wuchs Froome in einfachen Verhältnissen und teilweise ohne fliessendes Wasser auf. Bei seinem ersten Rennen wurde er von seiner eigenen Mutter vom Rad geschubst und für die Anmeldung an seine erste Junioren-WM musste er sich den Email-Account des kenianischen Verbands leihen. Eigentlich schreibt Froome eine jener Aussenseiter-Geschichten, die die Briten normalerweise so sehr lieben. (hph/cmü)

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