10 verrückte Giro-Momente
Ananas-Wirbel, Blutung im Auge und Schweiz-Ärger

Was blieb von den letzten drei Rad-Wochen hängen? Es waren vor allem die kleinen und grossen Dramen. Ein Giro-Rückblick.
Publiziert: 30.05.2022 um 17:08 Uhr
Mathias Germann

Der Ananas-Skandal

Mathieu van der Poel (27, Ho) war einer der grossen Giro-Stars. Er gewann die erste Etappe und trug die Maglia Rosa drei Tage lang. Vor allem aber löste er eine hitzige, witzige Debatte aus. Zuerst stand ein Foto, das den Holländer im Team-Bus mit einer Pizza zeigte. «Oliven fehlen», kommentierte ein Journalist auf Twitter. Van der Poel korrigierte ihn: «Ananas». Ananas auf einer Pizza? Für viele Italiener eine Todsünde! Fast alle nahmen es mit Humor, fortan war die stachelige Frucht auch am Streckenrand überall präsent. Nach dem Giro bekam Van der Poel endlich seine Pizza Hawaii.

Der Sprint-Dino kanns noch

Horror-Stürze, Verletzungen, Burnout und Depressionen: Viele dachten, die Uhr von Mark Cavendish (37) sei längst abgelaufen. Weit gefehlt! Nachdem er 2021 den Tour-Rekord von Eddy Merckx (34 Siege) eingestellt hatte, feierte er in Italien seinen 16. Giro-Sieg – 9 Jahre nach dem letzten Triumph.

Der Hai hat ausgebissen

Es gibt nur sieben Fahrer, welche die drei Grand Tours (Giro, Tour de France, Vuelta) gewannen. Einer von ihnen ist Vincenzo Nibali. Der 37-Jährige, aufgrund seiner Heimatstadt auch «Hai von Messina» genannt, blieb bei seinem letzten Flossenschlag ein Sieg vergönnt – aber mit Rang 4 in der Gesamtwertung bewies er seine Klasse dennoch.

So begann die Pizza-Saga: Hollands Superstar Mathieu van der Poel vermisste die Ananas-Stücke.
Foto: Twitter
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Das ging ins Auge

Es gab wohl niemanden, der sich nach der 10. Etappe nicht mit Biniam Girmay freute. Kein Wunder: Der 22-Jährige gewann als erster Schwarzafrikaner überhaupt ein Giro-Teilstück. «Ich will ein Beispiel für alle Afrikaner sein», sagte er. Die Euphorie wurde aber rasch von Schmerz überdeckt. Warum? Girmay öffnete auf dem Podest die Prosecco-Flasche so ungeschickt, dass der Korken in sein linkes Auge knallte. Die Folge: Eine Blutung der vorderen Augenkammer. Er gab den Giro auf. Immerhin: Girmay muss keine bleibenden Schäden befürchten.

Knapper geht nicht

Bei der 6. Etappe feiert Arnaud Démare (30, Fr) im Sprint den vielleicht knappsten Giro-Sieg der Geschichte. Er schlug seinen Gegner, den Australier Caleb Ewan (27, Aus), um wenige Zentimeter. «Ich hatte das Glück auf meiner Seite», so Démare. Wohl wahr.

Der Rad-Ausraster

Fernando Gaviria (27) war während des Massensprints in Messina (5. Etappe) der Stärkste. Aber: Ganz offensichtlich versagte sein Material, er konnte nicht in den höchsten Gang schalten. Die Folge? Er wurde nur Zweiter. Gavirias Reaktion im Ziel: «Was für ein Scheiss-Rad!»

Tränen eines Freundes

Der Franzose Romain Bardet (31) machte während 12 Giro-Tagen einen unwiderstehlichen Eindruck. Nur 14 Sekunden trennten den Bergfloh von der Maglia Rosa. Doch die Hitze und ein Magen-Darm-Virus zwangen Bardet in die Knie, nach einer Nacht auf der Toilette gab er auf. «Wir haben uns schöne Dinge versprochen vor dem Giro. Und nun das. Wir sind Freunde – es tut so weh», sagte sein DSM-Teamkollege Romain Combaud (31) mit Tränen in den Augen.

Schweizer Ärger

Der Stern von Mauro Schmid (22) ging vor einem Jahr beim Giro auf, er gewann eine Etappe. Und auch diesmal sah gut aus: Beim Anstieg zum Santuario di Castelmonte war der Zürcher der Stärkste der Fünfer-Ausreissergruppe. Doch dann, bei der letzten Kurve vor dem Ziel, liess Schmid eine kleine Lücke offen. Koen Bouwman (26, Ho) stach gnadenlos hinein und siegte, Schmid wurde Zweiter. Im Ziel sagte er erbost: «Das war kein fairer Sprint.»

Corona gibts noch

Der Virus ist kein grosses Thema mehr – dachte man. Vor der 18. Etappe hatte Portugals Jungstar Joao Almeida (23) aber während der Nacht starke Halsschmerzen. Am Morgen gabs die Hiobsbotschaft – positiv. Er musste das Rennen verlassen und isolierte sich im Hotelzimmer.

Giro-Sieger trifft Eltern nach zwei Jahren wieder

105 Mal wurde der Giro ausgetragen. Und nun gab es den ersten Sieger aus Australien. Jai Hindley (26) schreibt Geschichte. Ganz besonders: Er traf in der Arena von Verona seine Eltern nach mehr als zwei Jahren wieder. Der Corona-Lockdown hatte sie getrennt. «Ich bin überwältigt. Und wenn ich eines Tages nach Australien zurückkehre, werde ich jede Sekunde geniessen», so Hindley.

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