Frauen-Feld in Frauenfeld?
Tour de Suisse plant Revolution

Beim Tour-de-Suisse-Start in Frauenfeld TG am 6. Juni könnten auch Frauen in die Pedalen treten. Es wäre eine Premiere. Die Hürden sind allerdings hoch.
Publiziert: 01.04.2021 um 10:05 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2021 um 14:21 Uhr
Mathias Germann

Den Giro d'Italia Femminile gibt es seit 1998. Auch bei der Vuelta sind Frauen unterwegs. Und die Tour de France plant für 2022 gar ein Frauen-Mehretappen-Rennen. Doch was ist mit der Tour de Suisse? Nichts. Zumindest bislang. «Der Frauen-Radsport wurde in der Schweiz viel zu lange stiefmütterlich behandelt. Das wollen wir ändern», sagt Tour-de-Suisse-Direktor Olivier Senn. Er plant die weibliche Tour-de-Suisse-Premiere für den kommenden Sommer.

Tönt gut. Trotzdem ist es mehr als fraglich, ob die Rad-Frauen am 6. Juni tatsächlich parallel zum Start der Tour de Suisse der Männer starten werden. Swiss Cycling strebt dies zwar ebenfalls an – «mit Vehemenz», wie es in einer Pressemitteilung heisst. Es gibt allerdings zwei Hürden, die zum Tour-Start ein Frauen-Feld in Frauenfeld TG verhindern könnten. Erstens: Corona. Niemand weiss, wie sich die Zahlen und Restriktionen entwickeln werden. Zweitens: das Geld. «Der finanzielle Mehraufwand für ein zusätzliches Rennen ist massiv. Allein mit unseren bestehenden Partnern ist das Projekt nicht zu stemmen», so Senn.

Reusser: «Es ist an der Zeit»

Die Tour-Organisation wünscht sich Hilfe der öffentlichen Hand. «Wir wollen ein Radsportland sein. Da gehört es auch dazu, den Frauen eine grosse Plattform zu bieten. Es kann ja nicht sein, dass wir bei Weltmeisterschaften und Olympia Medaillen anstreben, aber nicht genug dafür tun», so Senn.

Für Tour-de-Suisse-Direktor Olivier Senn ist klar: Die Zeit für eine Tour de Suisse der Frauen ist reif.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Noch ist völlig offen, wie die Frauen-Tour aussehen würde. «Unser Ziel ist, eines Tages eine der grössten Frauen-Rundfahrten der Welt zu haben», sagt Senn. Er hofft auf eine ähnliche Unterstützung wie beispielsweise in Norwegen – dort knüpft der Staat die Finanzspritze für die Tour of Norway sogar an die Bedingung, dass auch ein Frauen-Rennen durchgeführt wird.

Für Marlen Reusser (29), die stärkste Schweizer Radrennfahrerin, ist klar: «Es ist an der Zeit, dass auch traditionsreiche Landesrundfahrten wie die Tour de Suisse für die Frauen angeboten werden.» Ob ihr Wunsch nach Gleichberechtigung in Erfüllung geht?

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