Ex-Star Winokourow auf Anklagebank
150'000 Euro für den Sieg? Zwei Fahrer zittern vor Gericht

Nicht immer geht es um Doping. Diesmal stehen zwei Fahrer wegen Korruption vor Gericht.
Publiziert: 15.05.2017 um 17:40 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:47 Uhr
Mathias Germann

Zwei Ex-Radprofis vor Gericht. «Klar, wegen Doping», werden Sie sagen. Stimmt in diesem Fall aber nicht. Alexander Winokourow (43, Kas) und Alexander Kolobnew (36, Russ) wegen heute in Lüttich (Be) vielmehr wegen Korruption vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: WinokouroW soll beim Radklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich vor sieben Jahren den Sieg von Kolobnew erkauft haben. Doch was geschah damals?

Rückblick. Wir schreiben den 25. April 2010. Winokourow (Team Astana) und Kolobnew (Team Katusha) reissen zu zweit aus. Wenige Kilometer vor dem Ziel ist klar, dass die beiden Alexanders durchkommen werden. Es geht um viel: Winokourow möchte die «Doyenne» nach 2005 zum zweiten Mal gewinnen, Kolobnew dagegen könnte den grössten Sieg seiner Karriere einfahren. 600 Meter vor dem Ziel fahren die Beiden auf gleicher Höhe, es kommt zu einem Wortwechsel. Wenige Sekunden später zieht Winokourow in der Schlusssteigung davon und siegt solo.

So weit, so gut. Im Dezember 2011 macht die Schweizer Magazin L'Illustré aber publik, dass damals vielleicht doch nicht alles mit sauberen Dingen zu und herging. Konkret: Winokourow, einst als Dopingsünder entlarvt, soll Kolobnew überredet haben, ihm den Sieg kampflos zu überlassen. Als Beweisstück beigelegt: Ein E-Mail-Verkehr zwischen den beiden Fahrern, wenige Tage nach dem Rennen.

150'000 Euro für diesen Pokal? Alexander Winokourow soll sich 2010 den Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich «erkauft» haben.
Foto: imago
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Die Corriere della Sera veröffentlicht Auszüge daraus. Kolobnew schreibt: «Erinnere dich, ich hatte eine tolle Chance auf den Sieg. Ich habe es aus Respekt für dich und deine Situtation getan. [...] Jetzt erwarte ich die Zahlung.» Am 8. Mai die angebliche Antwort Winokourows: «Beruhige dich. Du hast alles richtig gemacht. [...] Ich werde das tun, was zu tun ist. Du musst dich ein wenig gedulden.»

Kurze Zeit darauf kursiert im Netz ein Screenshot einer Überweisung über 150'000 Euro auf Kolobnews Schweizer Bankkonto. Längst zurückgetreten, wollen die beiden Fahrer nichts von einer damaligen Absprache wissen. «Das ist mein Privatleben. Ich leihe oft Geld aus», sagt der Mann, der heute Generaldirektor im Team Astana ist. Winokurow fordert die Einstellung aller Ermittlungen, die Anwälte wollen ihn und Kolobnew dagegen vors Strafgericht bringen. Am Freitag wird entschieden.

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