Essstörungen im Radsport?
«Ich musste ständig weinen»

Für Jani Brajkovic ist klar: Im Peloton kämpfen viele mit Essstörungen. Die UCI würde das Problem ignorieren.
Publiziert: 09.08.2019 um 20:09 Uhr
Mathias Germann

Jedes Gramm ist ein Gramm zu viel. Diese Devise gilt im Radsport seit jeher – zumindest für jene Fahrer, die auch dann mithalten wollen, wenn die Strasse ansteigt. Diskussionen um Magersucht schwelen immer wieder neu auf, sobald Bilder von nackten Oberkörpern oder geschundenen Beinen publiziert werden. Das kränkliche Aussehen des vierfache Tour-Sieger Chris Froome (1,86 m, 66 Kilo) wurde schon oft thematisiert.

Nun nimmt das Ganze durch einen Blog des Rad-Profis Janez Brajkovic (35) neue Fahrt auf. Ihm wurden im Juli 2018 verbotene Substanzen nachgewiesen. Nach seiner Sperre ist der Dauphiné-Sieger von 2010 wieder zurück. Und schreibt in seinem Blog von Essstörungen, die letztlich zu seiner Sperre führten, weil er verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel zu sich  nahm. «Ich bin längst nicht der Einzige. Essstörungen sind ein grosses Problem im Peloton. Die Teams wollen, dass man so leicht wie möglich ist – und setzen Druck auf.»

In seinem Blog mit dem Titel «Skelette auf der Toilette» berichtet er, dass Essstörungen wie Brechsucht weit verbreitet seien. Auch er habe gelitten, so Brajkovic. Lange schwieg er. «Ich schämte mich, fühlte mich alleine gelassen, wertlos... Ich nahm Mahlzeitersatz-Produkte. Es war das Einzige, was ich im Magen behalten konnte. Zu dieser Zeit gab es nicht einen Tag, da ich vor einer Ausfahrt nicht weinte. Ich war verzweifelt, alles war dunkel.» 

Schockierte die Rad-Welt: Ein Grusel-Bild von Chris Froomes Beinen.
Foto: Twitter
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Er habe seine ganze Geschichte dem Rad-Weltverband UCI erzählt. «Sie wissen, dass das Problem existiert. Aber sie tun nichts dagegen. Gar nichts.»

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