So bereitet sich Kevin Kuhn auf die WM vor
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Favorit im Radquer:So bereitet sich Kevin Kuhn auf die WM vor

Er sucht den Ruhm im Dreck
Kevin Kuhn ist unser Hoffnungsträger an der Radquer-WM

Kevin Kuhn ist der weltbeste U23- Fahrer. Der gelernte Elektroinstallateur wäre gern Profi. Aber nicht um jeden Preis.
Publiziert: 31.01.2020 um 13:28 Uhr
Mathias Germann

Wovon träumen Schweizer Rad-Talente? Vielleicht von einem Sieg an der Tour de Suisse. Oder von der Tour de France. Sind sie Mountainbiker, ist Olympiagold oft der grösste Wunsch. Vielleicht träumen sie auch vom grossen Geld. Bei Kevin Kuhn (21) ist alles anders. Er ist Radquerfahrer. Und dadurch auch ein Querdenker. Kuhn ist dort unterwegs, wo andere nicht mal wandern wollen. Im Morast, auf gefrorenen Wiesen, in dichten Wäldern. Vor allem aber übt er seinen Beruf im Winter aus – also dann, wenn sich Strassenfahrer und Mountainbiker im warmen Süden für die Saison einrollen. «Schon als Kind machten mir Dreck und Kälte nichts aus», sagt der Gibswiler. Seine spröden, wunden Hände zeugen davon. «Vielleicht liebe ich Schlamm sogar», sagt er und schmunzelt.

175 Euro pro Weltcupsieg

Kuhn ist die grösste Schweizer Hoffnung auf Gold bei der WM in Dübendorf am kommen- den Wochenende. Er geht als Topfavorit ins Rennen der U23-Kategorie. «An einem guten Tag bin ich der Beste», sagt er. Solche guten Tage hatte Kuhn in diesem Winter oft. Er gewann drei Rennen des U23-Weltcups und steht bereits als Gesamtweltcup-Sieger fest. Das gelang vor ihm noch keinem Schweizer. «Ich bin selbst überrascht. Der erste Sieg hat etwas in meinem Kopf ausgelöst. Ich bin nicht mehr so nervös, sondern weiss, was ich kann.»

Kuhn ist gelernter Elektroinstallateur, seit letztem Sommer setzt er aber voll auf den Sport. Kasse machte er trotz seiner Erfolge jedoch nicht. «Pro Weltcupsieg gab es 175 Euro. Damit zahle ich nicht mal meine Spesen», sagt er. Fest steht deshalb: Nach der Heim-WM wird der Zürcher Oberländer wieder als Elektroinstallateur arbeiten. «Klar träume ich von einer Profikarriere. Aber nicht um jeden Preis. Ich muss kein Star sein.» Heisst: Kuhn würde gerne beim Radquer bleiben. Um Profi zu werden, müsste er in einem grossen Team unterkommen. «Ich wäre bereit, dafür nach Belgien zu ziehen.»

Anti-Star: Kevin Kuhn träumt von einer Profikarriere, sagt aber: «Ich muss kein Star sein.»
Foto: Thomas Meier
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Tanz auf drei Hochzeiten?

Kuhn könnte sich auch eine Karriere als Strassenfahrer oder Mountainbiker vorstellen. Sein geliebtes Quer-Fahrrad in die Ecke zu stellen, würde ihm aber das Herz zerreissen. Wie wäre es also, wie Mathieu van der Poel (25) auf drei Hochzeiten zu tanzen? Der Belgier ist in jeder der drei Sparten ein Star. Kuhn: «Er ist ein Jahrhunderttalent. Ich dagegen nicht, da bin ich Realist.» Doch wer weiss, vielleicht ist der Realist schon bald Radquer-Weltmeister. Wäre auch nicht schlecht.

So läuft die WM in Dübendorf

Flugplatz – 25 Jahre nach der letzten Radquer-WM in Eschenbach finden am kommenden Wochenende wieder Titelspiele in der Schweiz statt. Auf einem Militärflugplatz! Die Fahrer brettern in Dübendorf auf dem 3,2 Kilometer langen Rundkurs über Stock, Stein und Wiesen. Es gibt künstliche Brücken, kleine Hügel und Schutzwälle. Die gröss-ten Schweizer Medaillenhoffnungen sind Kevin Kuhn in der U23 und Dario Lillo bei der U19. Unbestrittener WM-Star ist Mathieu van der Poel (Be). Der zweifache Quer-Weltmeister ist auch im Strassensport ein Star. Und bei Olympia in Tokio möchte er Nino Schurter auf dem Mountainbike Gold abluchsen.

Flugplatz – 25 Jahre nach der letzten Radquer-WM in Eschenbach finden am kommenden Wochenende wieder Titelspiele in der Schweiz statt. Auf einem Militärflugplatz! Die Fahrer brettern in Dübendorf auf dem 3,2 Kilometer langen Rundkurs über Stock, Stein und Wiesen. Es gibt künstliche Brücken, kleine Hügel und Schutzwälle. Die gröss-ten Schweizer Medaillenhoffnungen sind Kevin Kuhn in der U23 und Dario Lillo bei der U19. Unbestrittener WM-Star ist Mathieu van der Poel (Be). Der zweifache Quer-Weltmeister ist auch im Strassensport ein Star. Und bei Olympia in Tokio möchte er Nino Schurter auf dem Mountainbike Gold abluchsen.

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