Berner Rundfahrten-Hoffnung
Rad-Talent Hirschi träumt vom Tour-Sieg

Die Schweiz wartet seit Jahren auf einen Top-Athlet bei Rundfahrten. Der Berner Marc Hirschi (22) könnte einer werden. Am Samstag startet er in sein grösstes Abenteuer.
Publiziert: 29.08.2020 um 13:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 08:18 Uhr
Mathias Germann

BLICK: Marc Hirschi, wie erleben Sie die Stimmung vor dem Tour-Start in Nizza?
Marc Hirschi: Das Tour-Feeling kommt nicht so richtig auf, es gibt kaum Fans. Gleichzeitig werden wir Athleten komplett abgeschottet. Corona ist und bleibt das Thema Nummer eins. Immerhin: Mit der Präsentation der Teams erfolgte so etwas wie ein Startschuss. Jetzt geht es wieder um den Sport.

Wie häufig wurden Sie getestet?
Seit dem Restart Anfang August etwa acht oder neun Mal. Und zuletzt sieben und drei Tage vor dem Tour-Start. Speziell war, dass die Tests sehr unterschiedlich waren. In der Schweiz nahm man einen Nasenabstrich, der sehr schnell ging. Beim Trainingslager in Österreich erfolgte alles durch den Mund. Und nun in Frankreich wieder durch die Nase – diesmal aber viel unangenehmer. Sie grübelten ewig rum, richtig tief hinten. Ich musste niesen, mir kamen die Tränen und es floss auch etwas Blut.

Sie starten zu Ihrer ersten grossen Rundfahrt. Wie ist das Gefühl?
Ich bin gut drauf, das Dauphiné hat mich zuversichtlich gestimmt. Ich freue mich.

Marc Hirschi steht vor seiner ersten Grand Tour. Der 22-Jährige startet am Samstag zur Tour de France. Er will sich nicht verstecken.
Foto: TOTO MARTI
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Welches sind Ihre Ambitionen?
Mein Team Sunweb hat zwei Gruppen gebildet. Einige haben die Aufgabe, unseren Sprinter Cees Bol zu unterstützen. Ich dagegen ziele wie andere auf Etappensiege. Weil wir keinen Fahrer fürs Gesamtklassement haben, geniessen wir viele Freiheiten. Ich hoffe, die richtigen Fluchtgruppen zu erwischen. Mein grosses Ziel ist ein Etappensieg.

Und eines Tages der Tour-Gesamtsieg?
Ich träume vom Maillot Jaune, klar. Aber das tun viele. Diese drei Wochen werden sehr wichtig für mich sein: Ich bin gespannt, wie mein Körper mit der Belastung umgeht. Essen, schlafen, Medien – ich muss lernen, damit umzugehen. Der Stoffwechsel verändert sich bei einer Grand Tour. Am Ende werde ich die Lehren daraus ziehen.

Wovor haben Sie am meisten Respekt?
Die erste Woche wird sehr hart, es dürfte auch viele Stürze geben. Ich versuche, gelassen zu bleiben.

Welche Etappe haben Sie im Visier?
Das darf ich nicht verraten (schmunzelt). Im Ernst: Es gibt mehrere wellige, spannende Teilstücke.

Wer gewinnt die Tour?
Ich tippe auf Thibaut Pinot. Er ist gut in Form und fuhr letztes Jahr sensationell – ehe er verletzt aussteigen musste. Ich bin sicher, dass er extrem motiviert ist.

Acht Bergetappen stehen auf dem Programm. Ihr Trick, um sie zu überstehen?
Da gibt es keine Geheimnisse. Ich habe gut trainiert und bin parat. Aber es wird hart, sehr hart.

Was werden Sie in den nächsten 21 Tagen vor allem essen?
Mein Müesli mit Haferflocken am Morgen, dazu viel Brot. Und Pasta nach dem Rennen. Es ist zwar nicht mehr so wie früher, als die Rennfahrer fast nur Nudeln assen. Aber bei mir gehören sie dazu – am liebsten Spaghetti Bolognese.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn alles vorbei ist?
Leider sind Besuche in Paris nicht erlaubt. Es wäre toll gewesen, die Familie zu begrüssen. So reise ich halt heim zu einer Grillparty – auch sie wird super!

Das müssen sie über die Tour wissen

Von den 21 Tour-Etappen sind 8 bergig, 4 davon enden mit einem Schlussanstieg. Es gibt nur ein Zeitfahren: Am zweitletzten Tour-Tag über 36,2 Kilometer hinauf zur Planche des Belles Filles. Zwei Ruhetage (7. und 14. September) stehen im Programm. Der Start erfolgt in Nizza, das Ziel befindet sich in Paris. Der Tour-Tross konzentriert sich 2020 ganz auf den Süden Frankreiches, ins Ausland geht es nicht.

Das gesamte Preisgeld beträgt 2,293 Millionen Euro. Der Gesamtsieger erhält 500'000, der Zweite 200'000 und der Dritte 100'000 Euro. Ein Etappensieger muss sich mit 11'000 Euro begnügen. Im Ziel jeder Etappe (ausser dem Zeitfahren) gibt es jeweils 10, 6 und 4 Sekunden Bonifikation für die ersten drei Fahrer. Und auch bei ausgewählten Anstiegen sind Bonussekunden zu holen – 8, 5 und 2 Sekunden.

Jedes der 21 Teams hat 8 Fahrer. Insgesamt sind vier Schweizer dabei: Stefan Küng (26) und Sébastien Reichenbach (31) vom Team Groupama-FDJ, Marc Hirschi (22, Team Sunweb) und Michael Schär (33, Team CCC). Die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg sind Primoz Roglic (30, Sln), Vorjahressieger Egan Bernal (23, Kol) und Thibaut Pinot (30, Fr).

Zuschauer sind bei der Tour nicht verboten. Im Start- und Zielbereich sind aber maximal 5000 erlaubt und auch der Zugang zu den Bergen wird stark eingeschränkt. Das Tragen von Masken ist empfohlen, ebenso Abstand zu anderen Fans und Fahrern. SRF überträgt täglich die Schlussphase aller Etappen, ebenso Eurosport, ARD und ZDF. Auf sportschau.de kann die ganze Tour im Stream gratis verfolgt werden.


Von den 21 Tour-Etappen sind 8 bergig, 4 davon enden mit einem Schlussanstieg. Es gibt nur ein Zeitfahren: Am zweitletzten Tour-Tag über 36,2 Kilometer hinauf zur Planche des Belles Filles. Zwei Ruhetage (7. und 14. September) stehen im Programm. Der Start erfolgt in Nizza, das Ziel befindet sich in Paris. Der Tour-Tross konzentriert sich 2020 ganz auf den Süden Frankreiches, ins Ausland geht es nicht.

Das gesamte Preisgeld beträgt 2,293 Millionen Euro. Der Gesamtsieger erhält 500'000, der Zweite 200'000 und der Dritte 100'000 Euro. Ein Etappensieger muss sich mit 11'000 Euro begnügen. Im Ziel jeder Etappe (ausser dem Zeitfahren) gibt es jeweils 10, 6 und 4 Sekunden Bonifikation für die ersten drei Fahrer. Und auch bei ausgewählten Anstiegen sind Bonussekunden zu holen – 8, 5 und 2 Sekunden.

Jedes der 21 Teams hat 8 Fahrer. Insgesamt sind vier Schweizer dabei: Stefan Küng (26) und Sébastien Reichenbach (31) vom Team Groupama-FDJ, Marc Hirschi (22, Team Sunweb) und Michael Schär (33, Team CCC). Die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg sind Primoz Roglic (30, Sln), Vorjahressieger Egan Bernal (23, Kol) und Thibaut Pinot (30, Fr).

Zuschauer sind bei der Tour nicht verboten. Im Start- und Zielbereich sind aber maximal 5000 erlaubt und auch der Zugang zu den Bergen wird stark eingeschränkt. Das Tragen von Masken ist empfohlen, ebenso Abstand zu anderen Fans und Fahrern. SRF überträgt täglich die Schlussphase aller Etappen, ebenso Eurosport, ARD und ZDF. Auf sportschau.de kann die ganze Tour im Stream gratis verfolgt werden.


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