St. Moritz muss weiter auf Zuschlag warten
Italienische Politik-Posse um Olympia-Bobbahn für 2026 geht weiter

Es ist das nächste Kapitel im unwürdigen Theater um die Bobbahn für die Winterspiele 2026. St. Moritz muss sich nun bis zum 31. Januar gedulden, ob die verrückten Neubaupläne in Italien doch wieder beerdigt werden.
Publiziert: 18.01.2024 um 17:28 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2024 um 14:53 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Der italienische Wahnsinn um die olympische Bobbahn für 2026 geht weiter, zumindest bis zum 31. Januar. In anderen Worten: St. Moritz muss sich nochmals zwei Wochen gedulden, ob man in zwei Jahren die Olympiarennen im Bob, Skeleton und Rodeln durchführen darf.

Worum gehts? Die Spiele in Mailand und Cortina haben noch immer keinen Eiskanal, das Thema ist längst zur italienischen Politik-Posse geworden. Heute Donnerstag lief die Deadline für Baufirmen ab, die das redimensionierte 81,5-Millionen-Projekt für die abgerissene Bahn in Cortina realisieren wollen. Dieses neue Projekt gibts nur, weil hohe Politiker der rechten Lega-Partei die angebliche nationale Schande verhindern wollen, dass olympische Wettbewerbe ausserhalb Italiens stattfinden.

Ein Bauunternehmen will in Rekordzeit bauen

Hätte sich nun wie schon bei der ersten Ausschreibung letztes Jahr kein Unternehmen gemeldet, wäre der Spuk definitiv vorbei gewesen und St. Moritz hätte den Zuschlag gekriegt. 

Wo finden die olympischen Bobrennen in zwei Jahren statt? St. Moritz bleibt eine Option (hier Michael Vogt im Horseshoe), aber das Ränkespiel um den Neubau in Cortina geht weiter.
Foto: keystone-sda.ch

Doch gemäss «Corriere della Sera» meldete sich mit dem Pizzarotti-Unternehmen einer der grössten Baukonzerne des Landes. Jetzt muss zuerst geprüft werden, ob die Firma überhaupt in der Lage ist, in Rekordzeit einen Eiskanal zu bauen. Denn eigentlich reicht die Zeit längst nicht mehr. Realistischerweise könnten Test-Wettbewerbe auf dem Eis statt nächsten Winter erst im Herbst 2025, also wenige Monate vor den Spielen, stattfinden.

Der Widerstand gegen die Politikerpläne ist erheblich

Das bedingt eine Ausnahmebewilligung des IOC. Obs diese gibt? Mehr als zweifelhaft. Olympia-Chef Christophe Dubi betont am Donnerstag an einem Medientermin in Südkorea einmal mehr: «Unser Standpunkt bleibt klar. Wir haben Fragezeichen bei den Kosten, beim Zeitplan und der Nachhaltigkeit der Anlage. Wir empfehlen die Nutzung eines existierenden Eiskanals.»

Das IOC, viele (linke) Politiker, Umweltverbände, sogar Cortinas Bürgermeister und das italienische olympische Komitee sind gegen den Last-Minute-Wahnsinn. Knickt die Lega-Partei doch noch ein? Zumindest lässt Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, durchblicken, dass man zumindest vom ultimativen Schildbürgerstreich absehen würde. Der da wäre: Die Cortina-Bahn würde gebaut – aber die Olympiarennen würden auf IOC-Druck dennoch im Ausland stattfinden!

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