Desplanches: «Es hat schon ein bisschen weh getan»
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Ohr-Picks nach Bronze-Coup:«Es hat schon ein bisschen weh getan»

Wettschulden sind Ehrenschulden
Schwimm-Star Desplanches wagt den Gang zum Piercer

Diesen Wette mit Blick löst Jérémy Desplanches gerne ein. Er lässt in Genf sein Ohr piercen – weil er in Tokio eine Olympia-Medaille geholt hat.
Publiziert: 10.08.2021 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2021 um 19:54 Uhr
Matthias Dubach (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Als es dann soweit ist, wird Jérémy Desplanches (27) doch noch ein kleines bisschen nervös. «Ob es wohl sehr weh tut?», fragt er. Unser sensationeller Bronze-Schwimmer von den Olympischen Spielen sitzt im Genfer Piercing-Studio «Red Light District» auf dem «Schragen» und sieht, wie sich Studio-Inhaber Richard Anex mit einer grossen Nadel nähert.

Doch das Genfer Piercing-Urgestein, das seit 26 Jahren im bunten Bahnhofsviertel von Genf jede erdenkliche Körperstelle mit Metall verziert, weiss genau, was er tut. Ein geübter Handgriff, und das Ohrläppchen von Desplanches ist durchbohrt.

Nur Sekunden darauf hängt schon ein Draht am linken Ohr, den der Piercing-Profi flink in eine runde Ringform bringt. «Ein klein wenig hat es schon weh getan», resümiert der Genfer mit Wohnsitz Nizza.

So löst Jérémy Desplanches seine Medaillenwette ein: Der Schwimmer lässt sein Ohr piercen.
Foto: Sven Thomann
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Die historische Bronze-Medaille

Das Ohr von Desplanches ist gepierct – die Medaillenwette mit Blick ist eingelöst! Der Schwimmer war vor der Abreise nach Tokio einer der Schweizer Athleten, die für den Fall eines Medaillengewinns eine Aktion in Aussicht gestellt haben.

Dann räumt der Europameister in Japan tatsächlich ab, gewinnt mit einem Wahnsinns-Schlussspurt über 200 Meter Lagen Bronze. Es ist die erste Schweizer Olympia-Medaille im Schwimmen, seit Etienne Dagon 1984 aufs Podest schwamm.

Als ihn Blick nach der Rückkehr in die Schweiz an die Wette erinnert, ist der Schwimmer sofort für die Einlösung zur Stelle. Mehr noch: Um ein Haar wäre es passiert, dass Desplanches sogar gleich beide Ohren hätte durchstechen müssen!

Er erklärt: «Am Vorabend wollte ich meinen Cousin animieren, sein Ohr auch stechen zu lassen. Darauf schlug er mir noch eine Wette vor: Der Verlierer bei unserem Boule-Match muss sich ein Ohr piercen lassen. Also er eines oder ich mein zweites.»

Auch der Cousin lässt sich piercen

Doch neben dem Schwimmen zeigt Desplanches offenbar auch für andere Sportarten sein Talent. Er gewinnt im Boule und kommt deshalb mit seinem Cousin ins Piercing-Studio.

Feixend lässt ihm Desplanches den Vortritt. Als dann beide beringt sind, bekommen sie Instruktionen für die Behandlung und Pflege der Wunde während der kommenden Tagen. Einer der Ratschläge: ein paar Tage nicht schwimmen gehen. Desplanches schmunzelt und sagt: «Das ist kein Problem. Ich bin in letzter Zeit genug geschwommen! Ich werde zwei, drei Wochen dem Pool fern bleiben.»

Der Bronze-Gewinner fährt nach dem Mega-Effort an den Spielen erstmal richtig runter. Er gönnt sich einen Monat Ferien. Eine Woche bleibt der in Nizza lebende Wahl-Franzose in Genf bei der Familie. «Danach mache ich noch mit meiner Freundin Ferien.»

Wie findet eigentlich Freundin Charlotte Bonnet (26), eine französische Olympia-Schwimmerin, den neuen Ohr-Ring? Desplanches: «Sie hat keine Wahl. Er ist nun dran!»

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