Steve Guerdat über den Druck bei den Olympischen Spielen
«Manchmal frage ich mich, wieso ich mir das antue»

Für Springreiter Steve Guerdat (39) sind es die fünften Olympischen Spiele in Folge. «Etwas, das man sich verdienen muss.» Das tut er mit Ehrgeiz, Feingefühl und Konstanz.
Publiziert: 03.08.2021 um 10:04 Uhr
Nicole Vandenbrouck

Die Schweizer Springreiter zählen in Tokio zum Favoritenkreis für Olympia-Medaillen, im Einzel- wie auch im Team-Wettkampf. Denn die Equipe ist hochkarätig besetzt. Mit Olympiasieger Steve Guerdat (2012 in London), aktuell die Nummer 3 der Welt, Weltnummer 2 Martin Fuchs (29), Routinier Beat Mändli (51) sowie Youngster Bryan Balsiger (24).

Der unbestrittene Leader dieses Quartetts ist Guerdat. Für den 39-Jährigen sind es die fünften Spiele in Folge! Ein starkes Indiz dafür, dass der Jurassier seit bald zwei Jahrzehnten Stammgast in der Weltspitze der Springreiter ist. «Bei Olympia dabei sein zu dürfen ist etwas, das man sich verdienen muss.»

Guerdat, der Perfektionist

Bei seiner Olympia-Premiere 2004 in Athen war Guerdat gerade mal 22 Jahre jung. Wie hat er sich seither reiterlich weiterentwickelt? «Ich schaue nicht gerne zurück. Denn ich bin sehr kritisch mit mir selbst. Ich finde, dass ich auch jetzt noch so viel verbessern kann, dass ich mich nicht traue zu schauen, wie ich damals geritten bin.»

Steve Guerdat sattelt in Tokio Wallach Venard de Cerisy, «er kämpft für mich».
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Diese Antwort sagt viel aus über den Menschen und Springreiter Steve Guerdat. Er ist seit jeher bekannt für seinen Ehrgeiz – aber auch für sein Feingefühl für die Pferde. Genau diese Kombination steht für seinen Erfolg, seine Konstanz. Denn egal, ob Guerdat ein Zwei-Stern-Turnier, einen Fünf-Stern-GP, ein Championat oder bei Olympia reitet – er strebt perfekte Runden an.

Seine «Königin» stirbt an Tumor

«Ich mache mir immer den gleichen Druck», erzählt er, «manchmal frage ich mich, warum ich mir das antue, vier Tage pro Woche unter solchem Druck zu stehen.» Er hat es aufgegeben, sich deswegen zu sorgen, «es gehört einfach zu meiner Einstellung, zu meinem Charakter. Mittlerweile kann ich besser damit umgehen.»

In Tokio sattelt Guerdat Venard de Cerisy. Eigentlich hätte er Stute Bianca fürs Olympia-Turnier vorgesehen, doch vor sechs Wochen verlor er «meine Königin», sie litt an einem Gehirntumor und verstarb. Wallach Venard (12) ist jedoch nicht einfach ein Ersatzpferd, Guerdat hatte ihn immer als zweite Option im Hinterkopf.

«Er hat vielleicht nicht das Talent wie Bianca oder Nino (Gold-Wallach von London, die Red.), aber er hat einen unvergleichlichen Willen und er kämpft für mich. Wenn ich mit ihm alles richtig mache, haben wir eine gute Chance.» Guerdat möchte die Schweiz wieder stolz machen.

Der neue Modus des Olympia-Reitturniers

Die Springreiter werden mit einem neuen Modus konfrontiert. Erstmals starten nur noch drei statt vier Reiter – somit fällt das Streichresultat weg! Von dieser Änderung verspricht sich das IOC mehr Spannung. Für die Reiter bedeutet es mehr Druck. Zudem wird der Ablauf gekehrt: Zuerst finden die Einzel- und erst danach die Team-Springen statt. Neu ist auch, dass ein Reiter zwischen Einzel- und Teamwettkampf ausgewechselt werden kann.

Die Schweiz schickt Guerdat, Fuchs und Mändli als Einzelreiter ins Turnier. Für den Team-Wettkampf sind Guerdat, Fuchs und Balsiger vorgesehen.

Das Programm:
Einzel:
Quali: Dienstag, 3. August, 12.00 Uhr (Schweizer Zeit). Final: Mittwoch, 4. August, 12.00 Uhr.

Team:
Quali: Freitag, 6. August, 12.00 Uhr. Final: Samstag, 7. August, 12.00 Uhr.

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