Hilft die «Kamehameha»-Attacke?
Sprinter Wicki versuchts in Tokio mit Anime-Power

Schweizer Meister Silvan Wicki will in Tokio in den 100-m-Halbfinal. Dafür muss er attackieren – wie Son Goku, sein Zeichentrick-Held.
Publiziert: 30.07.2021 um 21:59 Uhr
Emanuel Gisi aus Tokio

Für welchen Sprinter sind die Olympischen Spiele in Tokio schon nicht das Ziel aller Träume? Bei Silvan Wicki (26) war die Begeisterung vielleicht sogar noch ein bisschen grösser: Spätestens als er hörte, dass der Anime-Held Son Goku Teil der Eröffnungsfeier sein könnte.

Animes, die japanischen Zeichentrickfilme, sind eine der Leidenschaften des Schweizermeisters über 100 m. «Es sieht vielleicht wie ein Trickfilm aus, aber es ist so viel mehr», erklärt das Basler Kraftpaket seine Faszination. «Animes sind etwas ganz anderes als Disney-Trickfilme. Sie sind Kunst: Die Geschichten sind tiefgründig, haben eine Botschaft, das Storytelling ist interessant. Und die Action kommt auch nicht zu kurz.»

Hoffnung aufs Olympia-Gefühl

Auf Tokio hatte sich Wicki darum besonders gefreut, mit der Pandemie wird er nun nicht auf Entdeckungstour gehen können. «Ich hoffe, dass trotzdem Olympia-Feeling aufkommt.» Das Ziel für ihn ist klar: Der Halbfinaleinzug. Dafür muss er im Bereich von 10,22 laufen, seiner Saisonbestleistung.

Mit der «Kamehameha»-Geste will Silvan Wicki in Tokio durchstarten.
Foto: Zvg
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Am Tag des Einzugs ins Olympische Dorf zeigt er sich schon mal angriffslustig, macht die «Kamehameha»-Geste – Son Gokus charakteristische Angriffs-Attacke. Wenn das mal keine Ansage ist!

Der Körper sagte Stopp

Eine zentrale Frage bleibt bei aller Angriffslust: Was lässt der Körper zu? Immer wieder wurde er in den letzten Jahren von Verletzungen zurückgeworfen. Auch im Frühjahr wieder. Nervenbahnprobleme im Gesässmuskel machten ihm zu schaffen. Wicki vermutet, im Training zu viel Gewicht aufgeladen zu haben. «Das war definitiv ein Stoppsignal des Körpers», sagt er. Eine Lehre daraus: Weniger machen.

Gar nicht so einfach als Spitzenathlet. «Man trainiert ja schliesslich, um besser zu werden. Da muss man sich erst einmal trauen, bewusst weniger zu machen. In der Leichtathletik gibt es heute noch viele Coaches und Athleten, die sagen: Mehr ist mehr.» Das will Wicki nicht mehr.

Obs hilft? Eine erste Antwort gibts in der Nacht auf Samstag auf der Bahn von Tokio. Nach Alex Wilsons Doping-Sperre ist Wicki der letzte Schweizer Trumpf über 100 m.

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