Heidrich/Vergé-Dépré auch von US-Stars kritisiert
«Besser auf ihr Spiel fokussieren, statt rumzuschreien»

Heidrich/Vergé-Dépré kämpfen nach einer Klatsche gegen die US-Amerikanerinnen in Tokio um Bronze – und um Anerkennung.
Publiziert: 05.08.2021 um 10:41 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2021 um 14:45 Uhr
Sebastian Rieder aus Tokio

Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré haben in Tokio triumphale Tage mit viel Theater hinter sich. Sie kämpfen und schreien sich von Runde zu Runde und leben in der Gluthitze ihren Traum von Gold. Die hohe Kadenz der eigenwilligen Jubelrufe kommt aber nicht überall gut an. «Goldmedaille für Arroganz», heisst es da auf Social Media.

So geschehen nach dem Krimi-Sieg im Viertelfinal gegen Ana Patricia/Rebecca aus Brasilien. Für die beiden Schweizerin gibt es aus dem Land des Sambas so richtig Saures. Sie müssen einen Shitstorm über sich ergehen lassen und zwingen Heidrich ihre Kommentarfunktion auf Instagram zu blockieren.

Ihrem Verhalten bleiben sie aber trotz der Empörung treu. «Ich bin halt während dem Match sehr emotional, das gibt mir Energie», sagt Heidrich und zieht mit der gleichen Attitüde in die schwierige Affiche gegen die USA. Wobei das Verhaltensmuster der Geheimwaffe nach dem Shitstorm doch leicht angepasst wurde.

Aus der Traum von Gold: Joana Heidrich nach der Niederlage im Halbfinal.
Foto: keystone-sda.ch
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Auch die US-Girls mäkeln

Im Kampf um den Einzug in den Olympia-Final folgt auf jeden Punkt ein Schrei und die Faust, aber die Körpersprache ist nicht mehr so stark nach vorne gegen das Netz gerichtet. Statt aggressiv ins Gesicht der Gegnerinnen drehen sich Heidrich und Vergé-Dépré vorher ab und jubeln sich gegenseitig zu.

Das Weltklasse-Duo Ross/Klineman scheint die emotionalen Ausbrüche nicht zu beeindrucken und siegen klar. Sie stören sich aber dennoch daran und reklamieren. «Wir haben von dem Theater gehört und jetzt selber erlebt. Sie sollten sich auf ihr eigenes Spiel fokussieren, statt rumzuschreien», sagt Klineman. Auf die Frage, welches Verhalten denn nun richtig sei, kommt aber keine klare Ansage. Und auch Ross zuckt nur mit den Schultern und lächelt.

Der Goldschrei in Lettland

Auf der anderen Seite die Schweizerinnen, ausgepumpt und mit hängenden Köpfen verlassen sie den Centre Court. «Wir wollten diesen Sieg mit vollem Herzen», sagt Vergé-Dépré enttäuscht. Nun laufen sie Gefahr, ohne Medaille nach Hause zu fliegen. Heidrich aber will den Kopf nicht in den Sand stecken und schaut für das Bronze-Spiel schon wieder nach vorne. «Wir müssen das jetzt abhaken und vergessen. Die Karten werden neu gemischt. Wir werden kämpfen, bis wir umfallen.»

Gegen die Lettinnen Dina Graudina und Anastaijia Kravcenoka haben Heidrich und Vergé-Dépré gleich doppelt gute Erinnerungen. 2019 gewannen sie an den World Tour Finals in Rom in einem hart umkämpften Spiel. Und ausgerechnet in Lettland holten sie im letzten Jahr am stürmischen Strand von Jürmala zum ersten Mal den EM-Titel. Der Goldschrei blieb ihnen damals vor Glück aber fast im Halse stecken.

Nina Christen eröffnete die Schweizer Medaillenhatz in Tokio am 24. Juli 2021: Bronze im Schiessen (Luftgewehr 10 m).
Foto: keystone-sda.ch
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Olympische Sommerspiele in Tokio

Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.

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