Andres Ambühl hat noch kaum seine Taschen im Olympia-Dorf in Peking ausgepackt, als die Schweizer Sportwelt erfährt: Der National- und HCD-Stürmer ist einer unserer beiden Fahnenträger an der Eröffnungsfeier am Freitag. Weil die Hockey-Nati erst gestern in Zürich abgereist ist, hat ihn Missionschef Ralph Stöckli gerade noch rasch vor dem Abflug erwischt und ihn darüber informiert. «Da war ich etwas unter Zeitdruck. Ich hoffe, er hat den Flug danach umso mehr genossen», sagt Stöckli.
Ambühls Fahnen-Partnerin ist Ski-Ass Wendy Holdener (28) – 30 Jahre nachdem 1992 in Albertville Vreni Schneider als erste Frau die Schweizer Delegation als Fahnenträgerin anführte. «Bei beiden war die Freude gross», erzählt Stöckli, «Wendy Holdener ist als Gewinnerin eines kompletten Medaillensatzes an den Spielen 2018 in Pyeongchang eine absolut würdige Fahnenträgerin. Ausserdem beeindruckt mich, mit welchem Interesse sie sich im Vorfeld der Spiele mit der Kultur des jeweiligen Gastgeberlandes auseinandersetzt.»
Erster Hockeyspieler seit 70 Jahren
Doch für den Missionschef sind nicht nur die sportlichen Erfolge massgebend, um für diese Botschafter-Rolle infrage zu kommen. «Die Fahnenträger sollen ein Vorbild sein im Schweizer Sport. Wendy und Andres erfüllen dies.» Der 38-jährige Ambühl hat 15 Weltmeisterschaften auf dem Buckel, 6 Meistertitel gewonnen (5 mit dem HCD, 1 mit dem ZSC) und steht hier vor seiner fünften Olympia-Teilnahme. «Er lebt den olympischen Geist seinen jüngeren Teamkollegen vor», betont Stöckli.
Ambühl ist der erste Hockeyspieler seit 70 Jahren, der an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele die Schweizer Fahne trägt. 1952 in Oslo übernahm mit Uli Poltera (72†) ebenfalls ein Bündner diese Aufgabe. Für die HCD-Identifikationsfigur kommt es überraschend, dass die Wahl auf ihn fiel: «Damit hätte ich nie gerechnet. Das wird für mich eine ganz spezielle Erfahrung.»
Seit den Sommerspielen 2021 in Tokio darf im Sinne der Geschlechtergleichheit ein Duo die Funktion der Fahnenträger ausfüllen.
