Nur sechs Monate danach
So verrotten Rios Olympia-Stätten bereits

Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sind erst ein halbes Jahr her. Aktuelle Aufnahmen der Sportstätten zeigen ein katastrophales Bild. Und auch die Bevölkerung ist unzufrieden.
Publiziert: 16.02.2017 um 20:55 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:22 Uhr
Ein Blick ins verlassene Schwimmstadion im Aquatic Centre in Rio Anfang Februar 2017. Kein Wasser mehr, keine Sitze mehr.
Foto: REUTERS
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Marc Ribolla und Martin Arn

Es ist ein trauriger Anblick. Aber irgendwie keine Überraschung. Dort, wo die Fans in Rio de Janeiro im August 2016 noch den Schwimm-Olympia-Stars zujubelten, herrscht jetzt Geisterstimmung. Ein halbes Jahr nach den Spielen sieht es im Olympia-Park und vielen Sportstätten schlimm aus. Es erinnert an ähnliche Bilder aus Athen 2004, wo ebenfalls viele Anlagen zerfallen sind.

Das milliardenteure Spektakel wird für Rio zum Desaster. Das Schwimmstadion und die Pools verrotten. Wasser gibts dort nur noch in Form einer orangefarbenen Pfütze, die Sitze sind entfernt, die Fassade teilweise zerfetzt.

Ursprünglich wollte das Rio-OK das temporäre 50-Millionen-Dollar teure Aquatic Center (eröffnet April 2016) nach den Spielen an zwei anderen Standorten in der Stadt für die Bevölkerung öffnen. Stattdessen bröckelt es vor sich hin – ohne Aussicht auf Besserung.

Auch die Bewohner Rios sind von Olympia trotz allen Versprechungen enttäuscht. Reiseführer Bruno sagt zu BLICK schon letzten Oktober: «Ich wohne in der Favela Rocinha. Manche Leute haben kein sauberes Trinkwasser. Uns wurde versprochen, dass wir von den Spielen profitieren würden. Das Gegenteil ist wahr. Olympia hat die Wirtschaftskrise noch verschärft. Am meisten leiden die Armen darunter.»

«Was haben uns die Spiele gebracht? Nichts!»

Nicht nur im Olympia-Park ist tote Hose. Auch der extra neu angelegte 25 Millionen Franken teure Golf-Kurs bei einer Lagune steht vor dem Aus. Die Betreiber haben grösste Mühe genug zahlende Spieler auf den Kurs zu bringen, um die Anlage und Gebäude zu unterhalten.

Eduardo, ein Strandarbeiter, bringt es auf den Punkt – und beantwortet seine selbstgestellte Frage gleich. «Was uns die Spiele gebracht haben? Nichts. Alles ist teurer geworden. Und seit man die Mülltonnen an der Copacabana entfernt hat, werfen die Leute den Abfall wieder in den Sand.»

Ein Trauerspiel bietet auch das legendäre Maracana-Stadion. Die Fussball-Arena wurde extra für die WM 2014 und Olympia für rund 350 Millionen renoviert. Seit zwei Monaten hat kein Match mehr statt gefunden.

Das Stadion ist verwaist, der Rasen in miserablem Zustand. Die Regierung, das Olympia-OK und die Stadion-Betreiber liegen wegen offenen Stromrechnungen über mehr als einer Million Franken im Streit. Kürzlich zerstörten Vandalen tausende Sitze, klauten Fernseher und hinterliessen eine Verwüstung. Einfach nur traurig.

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