«Es war richtig, dass sie die Spiele weitergeführt haben»
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Frei zum Attentat von 1972:«Es war richtig, dass sie die Spiele weitergeführt haben»

Ex-Blick-Reporter erinnert sich an Olympia-Tragödie 1972
«Mit Tränen in den Augen sagte er: Alle Geiseln sind tot»

Ab nächster Woche blickt die Sportwelt nach München: Auf die European Championships. Vor 50 Jahren verlor hier der Sport seine Unschuld. Während Olympia starben bei einem Attentat elf Israelis. Der Ex-Blick-Journalist Peter A. Frei erlebte den Horror damals hautnah mit.
Publiziert: 07.08.2022 um 00:47 Uhr
Peter A. Frei

Der Flash der Nachrichtenagenturen um 3 Uhr morgens in der Nacht zum Mittwoch, 6. September 1972, schafft Klarheit: «Alle neun Geiseln sind tot.» Damit stand das bittere Ende des schwärzesten Tags in der olympischen Geschichte fest. Ein Attentat der palästinensischen Terrorgruppe «Schwarzer September» hatte insgesamt 17 Todesopfer gefordert.

Es war 5 Uhr morgens am Dienstag, elf Tage nach der Eröffnungsfeier der bis dahin «heiteren Olympischen Spiele» (so das Motto), als acht Terroristen das Quartier der israelischen Mannschaft überfielen – in der Connollystrasse 31 im olympischen Männerdorf (Sportlerinnen und Sportler bewohnten damals noch getrennte olympische Dörfer). Sie erschossen Trainer Mosche Weinberg und Gewichtheber Josef Romano und nahmen neun weitere israelische Sportler als Geiseln. Ihre Forderung lautete: Freilassung von mehr als 200 in Israel inhaftierten Palästinensern sowie der deutschen RAF-Häftlinge Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Israels Regierung lehnte die Forderung ab.

Darauf verhandelte der deutsche Innenminister Hans-Dietrich Genscher mit den Terroristen. Am Abend wurden die Terroristen und die Geiseln in zwei Helikoptern zum Militärflughafen Fürstenfeldbruck in der Nähe von München gebracht, wo angeblich ein Flugzeug bereitstand.

Die olympische Flagge auf Halbmast: In München 1972 verlor der Sport seine Unschuld.
Foto: imago/ZUMA/Keystone
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Der Autor

Peter A. Frei – kurz PAF – arbeitete von 1968 bis 1984 für Blick und SonntagsBlick, 1969 war er Mitbegründer der SoBli-Redaktion, ab 1976 Blick-Sportchef.

Der heute 77-Jährige berichtete insgesamt von 25 Olympischen Spielen, von Sapporo 1972 bis Pyeongchang 2018. München 1972 waren seine zweiten Spiele. Am Eröffnungstag feierte er damals seinen 28. Geburtstag.

Peter A. Frei – kurz PAF – arbeitete von 1968 bis 1984 für Blick und SonntagsBlick, 1969 war er Mitbegründer der SoBli-Redaktion, ab 1976 Blick-Sportchef.

Der heute 77-Jährige berichtete insgesamt von 25 Olympischen Spielen, von Sapporo 1972 bis Pyeongchang 2018. München 1972 waren seine zweiten Spiele. Am Eröffnungstag feierte er damals seinen 28. Geburtstag.

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Einer der Heli stand in vielleicht 20 Metern Distanz vor unserem Balkon in der Luft, bevor er nach Fürstenfeldbruck weiterflog. Wir hätten ihn fast mit den Händen greifen können. Wir: Das war das sechsköpfige Sportredaktoren-Team von Blick und SonntagsBlick mit Sportchef Fridolin Luchsinger (später Chefredaktor Blick/SoBli), Chefreporter Mario Widmer (später Sportchef), Redaktor Jürg Haller (später People-Guru), Reporter und Fotograf J. Erwin Brazerol (später ebenfalls Sportchef), der Basler Sportreporter-Legende Serge Lang (Gründer des alpinen Ski-Weltcups und Officier de la Légion d’honneur in Frankreich) und ich. Die sechsköpfige Blick-Delegation war die grösste, die jemals von einer Schweizer Zeitung von Olympischen Spielen berichtete. Wir waren in einem Appartement im olympischen Mediendorf untergebracht und verfolgten das dramatische Geschehen natürlich seit dem frühen Morgen.

Blick-Reporter im Brennpunkt

Einer von uns tat dies insbesondere: Haudegen Brazerol hatte im Morgengrauen vom Überfall Kenntnis erhalten. Er schaffte es, vom Mediendorf noch ins direkt benachbarte olympische Männerdorf zu schlüpfen, bevor dort alles dichtgemacht wurde. Dadurch hatte die Blick-Redaktion einen Mann direkt am Geschehen. Erwin informierte uns von Zeit zu Zeit über seine Beobachtungen und lieferte Stimmen von Schweizer und anderen Sportlern. Dies geschah von irgendwelchen Telefonanschlüssen aus dem olympischen Dorf heraus auf unsere Fixleitung in der Wohnung. Handys gab es damals noch nicht, geschweige denn das Internet.

Dann also der Abflug der Helis nach Fürstenfeldbruck. Dort eröffneten fünf Polizei-Scharfschützen ohne Zielabsprache das Feuer. Die Terroristen schossen zurück und zündeten in einem Helikopter eine Handgranate – mit dem schrecklichen Ausgang.

Der dilettantische, misslungene Befreiungsversuch führte später in Deutschland zur Einführung der GSG 9, einer Spezialeinheit zur Bekämpfung von Terrorismus. 1977 gelang der GSG 9 in Mogadischu (Somalia) die Geiselbefreiung des von palästinensischen Terroristen entführten Lufthansa-Flugzeugs Landshut.

Doch die Wahrheit über das Desaster von Fürstenfeldbruck blieb während langen Stunden verborgen. Im Gegenteil: Nach Mitternacht sprach der deutsche Staatssekretär Conny Ahlers im Fernsehen noch von «einem erfolgreichen Verlauf der Aktion» auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck.

Meine Nacht in Fürstenfeldbruck

Damit schien alles klar, alles geglückt. Die Journalisten aus aller Welt klatschten im Münchner Olympiazentrum Beifall, als die offenbar erfolgreiche Kommandoaktion gegen die arabischen Guerillas als beendet verkündigt wurde. Die Spannung des langen Tags entwich. Man trank sich um Mitternacht zu.

Doch die ersten Zweifel kamen bald auf. Zwar hiess es immer noch, die Geiseln seien alle am Leben. Aber die Schiesserei im Flughafen Fürstenfeldbruck dauerte offensichtlich an. Unruhe kam auf, auch bei meinem deutschen Kollegen Dieter Ludwig und mir. Nachts um 1 Uhr entschlossen wir uns, in seinem Auto nach Fürstenfeldbruck zu fahren. Eine lange Nacht begann.

Die Angehörigen warten bis heute auf eine Entschuldigung

Am 5. September wird mit einer Gedenkfeier den Toten von München 1972 gedacht. Die Hinterbliebenen der ermordeten Sportler aber, sie wollen den Anlass boykottieren.

Die Israelin Ankie Spitzer, Frau des getöteten Fechttrainers André Spitzer, kämpft noch heute für Gerechtigkeit. Gegenüber der «Welt am Sonntag» sagte sie vor wenigen Tagen: «Soll ich mich etwa für 50 Jahre Lügen und Misshandlung bedanken? Nein, Deutschland muss endlich Verantwortung übernehmen und sein Verhalten korrigieren. Dann können wir sprechen, und dann werden wir auch eine Entschuldigung akzeptieren. Aber so nicht.»

Was Spitzer vor allem stört: Bis heute gibt es unter Verschluss gehaltene Akten. Was genau passiert ist und wer für das fatale Ende des Attentats verantwortlich ist, wurde nie restlos untersucht. Doch nun soll Bewegung in die Sache kommen. Eine deutsch-israelische Historikerkommission soll die Akten auswerten.

Ausserdem erwartet Spitzer noch immer eine offizielle Entschuldigung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe in der Zwischenzeit den Angehörigen signalisiert, dass er dazu bereit wäre, so die «Welt am Sonntag».

Am 5. September wird mit einer Gedenkfeier den Toten von München 1972 gedacht. Die Hinterbliebenen der ermordeten Sportler aber, sie wollen den Anlass boykottieren.

Die Israelin Ankie Spitzer, Frau des getöteten Fechttrainers André Spitzer, kämpft noch heute für Gerechtigkeit. Gegenüber der «Welt am Sonntag» sagte sie vor wenigen Tagen: «Soll ich mich etwa für 50 Jahre Lügen und Misshandlung bedanken? Nein, Deutschland muss endlich Verantwortung übernehmen und sein Verhalten korrigieren. Dann können wir sprechen, und dann werden wir auch eine Entschuldigung akzeptieren. Aber so nicht.»

Was Spitzer vor allem stört: Bis heute gibt es unter Verschluss gehaltene Akten. Was genau passiert ist und wer für das fatale Ende des Attentats verantwortlich ist, wurde nie restlos untersucht. Doch nun soll Bewegung in die Sache kommen. Eine deutsch-israelische Historikerkommission soll die Akten auswerten.

Ausserdem erwartet Spitzer noch immer eine offizielle Entschuldigung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe in der Zwischenzeit den Angehörigen signalisiert, dass er dazu bereit wäre, so die «Welt am Sonntag».

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Um 1.30 Uhr passierten wir die erste Sperre. Man liess uns durch. Schilder mit der Aufschrift «Achtung Lebensgefahr» waren aufgestellt. Helikopter-Lärm in der Luft, Suchscheinwerfer blendeten uns. Die Jagd nach den Mördern war in vollem Gang. An der zweiten Sperre erklärte uns ein Unteroffizier der Bundeswehr: «Hier kommt niemand rein und geht niemand raus!»

Hunde und reges Leben rund um die Todespiste waren zu erkennen. Der Zaun wurde kontrolliert. Kein Terrorist sollte entrinnen. Die Geiseln waren ja gerettet, dachte jeder.

Tote und Verletzte

Dieter und ich verliessen die «Bundeseigene Privatstrasse» wieder Richtung Stadtkern Fürstenfeldbruck. Strassensperren, Polizeiautos, Blaulichter, Feuerwehrwagen, Krankenautos rund um das Kreisspital. Pfleger und Soldaten trugen einen Toten in einen Krankenwagen. «Ein Kollege von uns», sagte ein Polizist. «Wie er heisst, wissen wir alle nicht, er ist ein Städter, wir sind Landpolizisten.»

Blitzlichter, Kameras, Fotografen, Fragen, Zuschauer. Ein altes Ehepaar schaute sich das Treiben aus dem Parterrefenster an. Eine Dame im Minirock war noch vorwitziger als Reporter und Fotografen. Ein Bub in kurzen Hosen schwirrte mit seinem Trottinett vorbei, kurz vor 2 Uhr nachts. Er ist das Einzige, was an die Olympischen Spiele erinnert. Das andere ist Krieg.

Helikopterlärm noch immer. Jetzt wird ein Araber einen halben Meter neben uns aus dem Sankt-Josef-Kreiskrankenhaus in einen Wagen mit der Aufschrift «Flugunfallauto» getragen. Plastikschläuche und eine Blutflasche liegen neben ihm. «Lass doch die Leute fotografieren!», ruft ein Polizist einem Kollegen zu. Blitzlichter. Der Araber rührt sich nicht auf der Bahre. «Den fahren wir direkt ins Stadelheim-Gefängnis», sagt ein Polizist. Leicht verletzte Israelis sollen auch noch im Spital liegen. «Wir dürfen keine Auskunft geben, Nachrichtensperre», sagt der Spitalverwalter.

Die Stars der Spiele

Wegen des Attentats spricht heute kaum noch einer über die sportlichen Leistungen an den Olympischen Spielen 1972. Zu Unrecht! Der herausragende Athlet in München war Mark Spitz. Der US-Schwimmer gewann siebenmal Gold und stellte dabei auch gleich noch sieben Weltrekorde auf. Danach trat er 22-jährig zurück.

Bei den Frauen war Shane Gould die Athletin der Spiele. Die australische Schwimmerin gewann dreimal Gold und je einmal Silber und Bronze.

In die Herzen der einheimischen Fans sprang sich damals Ulrike Meyfarth. Erst 16 Jahre alt holte sie Gold im Hochsprung.

Im Fussballturnier stach aus Schweizer Sicht ein Name heraus: Ottmar Hitzfeld. Er schoss insgesamt fünf Tore, schied aber mit der BRD bereits in der Zwischenrunde aus. Auch weil man gegen die DDR trotz Toren von Hitzfeld und Uli Hoeness 2:3 verlor.

Wegen des Attentats spricht heute kaum noch einer über die sportlichen Leistungen an den Olympischen Spielen 1972. Zu Unrecht! Der herausragende Athlet in München war Mark Spitz. Der US-Schwimmer gewann siebenmal Gold und stellte dabei auch gleich noch sieben Weltrekorde auf. Danach trat er 22-jährig zurück.

Bei den Frauen war Shane Gould die Athletin der Spiele. Die australische Schwimmerin gewann dreimal Gold und je einmal Silber und Bronze.

In die Herzen der einheimischen Fans sprang sich damals Ulrike Meyfarth. Erst 16 Jahre alt holte sie Gold im Hochsprung.

Im Fussballturnier stach aus Schweizer Sicht ein Name heraus: Ottmar Hitzfeld. Er schoss insgesamt fünf Tore, schied aber mit der BRD bereits in der Zwischenrunde aus. Auch weil man gegen die DDR trotz Toren von Hitzfeld und Uli Hoeness 2:3 verlor.

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Wir fahren weiter. Den Schildern «Zum Fliegerhorst» nach, an den Haupteingang des Militärflugplatzes. Es ist 2.30 Uhr. Im Radio wird die Direktübertragung einer Pressekonferenz angekündigt. Dieter steigt aus, um sich zu erkundigen. Ich höre klassische Musik vom Hessischen Rundfunk und warte im Auto auf die Übertragung.

2.38 Uhr. Eine sechs Fahrzeuge starke Militärkolonne verlässt das Flughafenareal Richtung Autobahn München. Der Helikopterlärm verstummt. Nur Suchscheinwerfer drehen noch ihre einsamen Runden durch die Nacht. Ist die Entscheidung gefallen? Die Sekunden schleichen. Die Pressekonferenz lässt auf sich warten. 2.41 Uhr. Jetzt sind es acht Militärwagen, die sich vom Fliegerhorst in Einerkolonne abschieben.

Die Olympischen Spiele wickeln sich vor dem Eingangstor eines Militärflughafens ab. Die Weltpresse, Star-Reporter, Fotografen diskutieren, Amateurfotografen diskutieren mit, blitzen mit. Die Menschen wollen wissen, was passiert ist.

Ich warte im Auto. Ein Oberfeldwebel der Bundeswehr kommt durch das Portal. Zieht die Reporter wie Fliegen an sich. Die Entscheidung? Ich warte.

«Alle Geiseln sind tot»

Dieter Ludwig kommt zurück. Er hat Tränen in den Augen. «Alle Geiseln sind tot», sagte er. «Der Oberfeldwebel weiss es genau. 14 Tote gab es hier. Drei Menschen starben schon im olympischen Dorf.» Ich schweige. Was soll ich sagen? Dieters Tränen erwähne ich später in einem Bericht im Blick.

Fast 40 Jahre später sagte Dieter Ludwig bei einem Zusammentreffen: «Mit den Tränen hast du schon ein wenig übertrieben.» Ich bin aber heute noch überzeugt, dass meine Feststellung in dieser unwirklichen Nacht richtig war. Dieter Ludwig stellte auch noch fest: «Wir beide waren dabei, als den Olympischen Spielen die Unschuld genommen wurde. Stolz sind wir darauf sicher nicht.» Wir sollten uns deshalb nur noch an die schönen Augenblicke auf unseren sportlichen Reportagen während Jahrzehnten erinnern.

Wir sitzen wieder im Auto und hören klassische Musik vom Hessischen Rundfunk. Was hat das alles mit Sport zu tun?

2.50 Uhr. Bundesinnenminister Genscher, Bayerns Innenminister Merk und Münchens Polizeipräsident Schreiber beginnen mit der Pressekonferenz. Sie beschreiben die Geschehnisse der letzten neunzehneinhalb Stunden. Sie bestätigen den furchtbaren Ausgang um 3.13 Uhr. 14 Menschen starben bei der Schiesserei im Fliegerhorst, 9 israelische Geiseln, 4 Terroristen, 1 Polizist. Ein Militärcar mit über 40 Soldaten fährt weg. Wir verlassen den grausigen Schauplatz. Scheinwerfer suchen das Gelände immer noch ab.

Als wir kurz vor 4 Uhr ins helle Licht des Olympiageländes einfahren, sagt Münchens früherer Oberbürgermeister Dr. Vogel, der die Spiele nach München gebracht hat, am Radio: «Vielleicht bleibt bei allem doch noch etwas Positives für die Welt hängen. Dann nämlich, wenn die Welt jetzt lernt, sich nicht von Gesetzlosen tyrannisieren zu lassen.»

Extra-Blick für 20 Rappen

Unterdessen hatte die in Zürich zusammengetrommelte Blick-Redaktion in Absprache mit uns «Münchnern» beschlossen, einen Extra-Blick, eine vierseitige Sonderausgabe, zu produzieren. Ich schrieb einen Bericht über meine Erlebnisse in Fürstenfeldbruck. Der Extra-Blick wurde im Lauf des Vormittags an den Kiosken der grösseren Bahnhöfe verkauft – für 20 Rappen – und ging weg wie frische Weggli.

Tödliche Olympische Spiele

Bis heute kamen 21 Sportler und Funktionäre während Olympischen Spielen ums Leben. Den letzten tödlichen Olympia-Zwischenfall gab es 2010 in Vancouver. Damals verunglückte der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili beim Abschlusstraining tödlich. Er wurde nur 21 Jahre alt.

1992 erwischte es den Walliser Nicolas Bochatay. Er kam am vorletzten Tage der Spiele von Albertville ums Leben. Der Teilnehmer des Geschwindigkeitsskifahrens (damals eine Demonstrationssportart) kollidierte beim Warmfahren mit einem Pistenbully. Bochatay hinterliess seine Ehefrau und zwei Kinder.

Bis heute kamen 21 Sportler und Funktionäre während Olympischen Spielen ums Leben. Den letzten tödlichen Olympia-Zwischenfall gab es 2010 in Vancouver. Damals verunglückte der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili beim Abschlusstraining tödlich. Er wurde nur 21 Jahre alt.

1992 erwischte es den Walliser Nicolas Bochatay. Er kam am vorletzten Tage der Spiele von Albertville ums Leben. Der Teilnehmer des Geschwindigkeitsskifahrens (damals eine Demonstrationssportart) kollidierte beim Warmfahren mit einem Pistenbully. Bochatay hinterliess seine Ehefrau und zwei Kinder.

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Die überwiegende Mehrheit der Medien und der Öffentlichkeit war in den Stunden nach dem Massaker der Meinung, dass die Olympischen Spiele von München nun beendet werden müssten. Nicht jedoch die bayrische Politikerlegende Franz Josef Strauss. Er erklärte morgens um 4 Uhr an der Bar des Pressezentrums, mit einem Bier in der Hand, gegenüber Blick-Sportchef Fridolin Luchsinger: «Persönlich bin ich unter allen Umständen dafür, dass die Spiele fortgesetzt werden. Es darf nicht sein, dass einige fanatische Verbrecher die Olympischen Spiele sprengen. Sonst wird es immer weitergehen.»

«The games must go on»

So kam es denn auch. An der Trauerfeier im Olympiastadion am folgenden Mittag sagte Avery Brundage, der amerikanische Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), den berühmt gewordenen Satz: «The games must go on!» Das erwies sich im Hinblick auf die Zukunft Olympias als richtiger Entscheid.

Die wegen der Unterbrechung sistierten Wettkämpfe wurden nachgeholt. Mit einem Tag Verspätung gingen die Spiele am Montag, 11. September zu Ende.

Meta Antenen trug die Schweizer Fahne an der Schlussfeier ins Stadion. Sie war als Sechste im Weitsprung die erfolgreichste Schweizer Leichtathletin gewesen. Ein halbes Jahr nach dem Medaillensegen an den Winterspielen in Sapporo gab es für die riesengrosse, 151 Sportlerinnen und Sportler umfassende Schweizer Mission lediglich drei Silbermedaillen: durch Xaver Kurmann (Rad, Verfolgung), durch Fischer/Bachmann (Rudern, Zweier ohne) und durch die Degenfechter in der Mannschaftskonkurrenz (Evéquoz, Giger, Lötscher, Kauter, Suchanecki).

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