Bundesrat Parmelin zieht Bilanz
«Der Goldsamstag bleibt mir in bester Erinnerung»

Bundesrat Guy Parmelin (58) war nur wenige Tage in Südkorea – und erlebte einen Medaillenregen. Im BLICK-Interview sagt er, wie er die Spiele erlebt hat und wie er bei seinem Besuch an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea ein «bizarres Gefühl» empfand.
Publiziert: 25.02.2018 um 20:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:40 Uhr
Ruedi Studer

BLICK: Herr Bundesrat, fünfmal Gold, sechsmal Silber und viermal Bronze. Die Schweiz gewinnt 15 Medaillen. Sind Sie mit dieser Bilanz zufrieden?
Guy Parmelin: Ich bin mit den Leistungen des ganzen Teams mehr als zufrieden. Die Ziele von Swiss Olympic wurden erreicht. Die Sportlerinnen und Sportler wurden für ihr hartes Training entschädigt und zum Teil sogar mit einer Medaille oder einem Diplom belohnt. Neben den Trainern wurden sie durch den Bund, die Kantone und die Gemeinden unterstützt, zum Beispiel mit guten Sportanlagen oder Ausbildungsmöglichkeiten. Oder denken Sie nur an die vielen Sportsoldaten, die bei uns in der Armee von hervorragenden Trainingsbedingungen profitieren.

Welcher Athlet hat Sie am meisten beeindruckt?
Ich möchte nicht einen einzelnen Sportler oder eine Sportlerin hervorheben. Es ist ein kollektiver Erfolg. Hinter jedem Sportler steht ein Team, eine Familie und Freunde. Neben der körperlichen Leistung beeindrucken mich auch die psychische Herausforderung und Konzentration, zum Beispiel beim Curling.

Von wem hätten Sie mehr erwartet?
Das kann ich nicht sagen. Olympische Spiele sind immer etwas ganz Spezielles. In der Stunde X muss man parat sein. Nehmen Sie zum Beispiel den grossen österreichischen Skidominator Marcel Hirscher. Er hat hier zweimal Gold gewonnen. Und dann das Aus im Slalom. Erstmals seit zwei Jahren fährt er ein Rennen nicht zu Ende. Dafür hat der Walliser Ramon Zenhäusern Silber gewonnen. Das war für uns eine wunderbare Überraschung.

Bundesrat Guy Parmelin ist mit der Leistung des Olympia-Teams mehr als zufrieden.
Foto: KEY
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Neben den Medaillen sorgte das Wetter mit Wind und eisiger Kälte für Gesprächsstoff. Wie haben Sie das erlebt?
Ich habe die Bilder im TV gesehen. Während unserem Aufenthalt war das Wetter wärmer als in der Schweiz. 

Was bleibt Ihnen von den Spielen besonders in Erinnerung?
Der Samstag mit den beiden Goldmedaillen bleibt mir in bester Erinnerung. Das erlebt man nicht alle Tage. Sowieso: Während den drei Tagen in Südkorea habe ich sieben Medaillen mitfeiern dürfen, also fast die Hälfte. In bester Erinnerung bleiben mir auch die sympathischen Begegnungen mit den Sportlerinnen und Sportlern, sei es zum Beispiel mit Fanny Smith, Wendy Holdener, Nevin Galmarini oder Ramon Zenhäusern.

Sie haben nicht nur die Winterspiele besucht, sondern auch die Schweizer Armeeangehörigen, welche die Grenze zwischen Nord- und Südkorea überwachen. Wie haben Sie das erlebt?
Ein bizarres Gefühl. Als wir zur Grenze fuhren, waren wir auf den letzten Kilometern ganz alleine auf den Strassen unterwegs. Da spürt man förmlich die Spannung steigen. Ist man dann einmal hinter den Checkpoints in der entmilitarisierten Zone, wird klar, dass man hier zwischen zwei Ländern steht, die einen Waffenstillstand vereinbart haben. Auch 65 Jahre nach Abschluss dieser Vereinbarung ist die Spannung zwischen Süd- und Nordkorea offensichtlich.

Micheline Calmy-Rey überschritt 2003 als Aussenministerin symbolträchtig mit roten Schweizer-Kreuz-Schuhen die Demarkationslinie. Einen solchen Auftritt hätten wir uns von Ihnen auch gewünscht!
Man kann die Situation heute mit damals nicht vergleichen. Denken Sie nur, was in den letzten Wochen und Monaten zwischen Nordkorea und den USA passiert ist. Diplomatie ist heute mehr als gefragt. 

Die Spiele haben eine Annäherung zwischen Nord- und Südkorea gebracht. Wie nachhaltig ist sie?
Ich hoffe, dass diese Annäherung von längerer Dauer ist. Nach den Diskussionen, die ich hier mit dem südkoreanischen Verteidigungsminister und unserem Divisionär Patrick Gauchat geführt habe, bleibe ich allerdings kritisch. In der Region sind militärische Manöver geplant. Viele Experten sind der Meinung, dass diese die Spannungen wieder ansteigen lassen.

Und wann können wir die Schweizer Truppen endlich von der Grenze abziehen?
Das ist unmöglich zu sagen. Solange dieser Waffenstillstand überwacht werden muss und wir hier nützlich sind, müssen wir aus meiner Sicht bleiben. Es braucht diese Überwachung zwingend. Bis jetzt will sie niemand stoppen. Auch Schweden nicht, mit dem wir diese Überwachung gemeinsam durchführen. Ich gehe davon aus, dass wir noch längere Zeit hier sind.

So lange werden wir beim Bundesrat hoffentlich nicht warten müssen, bis er sich in der EU-Frage endlich einig wird. Wo sind da aus Ihrer Sicht die Hürden?
Es ist nicht einfach. Aber diese Hürden möchte ich im Bundesrat besprechen und nicht in der Öffentlichkeit. Es ist wie im Sport. Die grosse Arbeit wird im Hintergrund geleistet. Sobald wir bereit sind, kommen wir an die Öffentlichkeit.

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