Irrer Töff-Auftakt ohne Königsklasse
Plötzlich ist Tom Lüthi in Katar der grösste Star!

Das Coronavirus hat den WM-Start in Katar kastriert. Die Superstars wie Marc Marquez und Valentino Rossi fahren nicht. Was Tom Lüthi, Jesko Raffin und Jason Dupasquier über den seltsamen Auftakt-GP sagen.
Publiziert: 05.03.2020 um 16:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2020 um 21:52 Uhr
Matthias Dubach

Es ist der vielleicht seltsamste Motorrad-GP der Geschichte. Der Saisonauftakt in Katar findet an diesem Wochenende zwar statt. Aber wegen des Coronavirus mit kastriertem Programm – ausgerechnet die Königsklasse MotoGP tritt nicht an. Nur die Moto3 und die Moto2 starten wie geplant. Die Organisatoren werben fast verzweifelt: «The Show must go on!»

Denn ein Grand Prix ohne MotoGP ist wie ein Formel-1-Wochenende nur mit der Formel 2. Der Töff-WM ist das Herz rausgerissen. Doch warum die seltsame Splittung in Katar, während das Rennen in Thailand (22. März) komplett abgesagt ist? Ganz einfach: Die Moto3- und Moto2-Rennställe haben letztes Wochenende in Katar noch den letzten offiziellen Test ausgetragen und sind deshalb längst vor Ort, als Katar eine Reisebeschränkung für Reisende aus Italien erlässt.

Wer aus dem Coronavirus-Hotspot Italien nach Doha reist, muss für zwei Wochen in Quarantäne. Da gleich sechs MotoGP-Rennställe in Italien daheim sind, bedeutet die Corona-Regel das Aus für die Königsklasse. Kein Marc Marquez. Kein Valentino Rossi. Keine Werkteams der grossen Marken wie Ducati.

Tom Lüthi: Kein anderer Fahrer vor Ort hat mehr Erfolge vorzuweisen.
Foto: Fritz Glänzel
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Chaotische Szenen an der Rennstrecke

So etwas gabs in der Töff-WM noch nie. An der Rennstrecke in der Wüste kommts zu bizarren Szenen. Arbeiter räumen Container und Material der grossen MotoGP-Teams, das bereits angeliefert wurde, wieder weg – während sich daneben in den Boxen die kleinen Rennställe auf den Grand Prix vorbereiten.

Tom Lüthi (33) sagt: «Unsere Arbeit müssen wir trotzdem machen, auch wenn die MotoGP fehlt. Ich bin einfach sehr froh, dass unser Rennen stattfindet. So werden wir am Sonntag wissen, wo wir stehen.» Auch der Zürcher Moto2-Pilot Jesko Raffin (23) bleibt im ganzen Chaos cool: «Unsere Arbeit tangiert es nicht. Das Fahrerlager ist einfach leerer als sonst.»

Das MotoGP-Aus hat aber auf der Strecke konkrete Auswirkungen. Lüthi: «Ich war gespannt auf den MotoGP-Reifenabrieb auf der Strecke. Ohne diesen Gummi werden die Bedingungen ähnlich wie beim Test sein, wo die Fahrer auf den Speed-Up-Töffs sehr schnell waren.»

Nun ist plötzlich die Moto2 mit Lüthi und Raffin für ein Wochenende die Königsklasse. Der Emmentaler ist sogar mit seinen 17 GP-Siegen und einem WM-Titel der grösste Star des Katar-Wochenendes! Kein anderer Rennfahrer vor Ort hat mehr Erfolge. Lüthi schmunzelt und sagt: «Das hilft mir bei der Abstimmungsarbeit auch nicht weiter!»

Lüthi strebt Auftakt-Podest an

Der Berner ist aber als Titelfavorit heisser Anwärter aufs Katar-Podest. Die Wüsten-Piste liegt dem WM-Dritten von 2019, schon sechs Mal steht der Berner hier auf dem Treppchen.

Auch der dritte Schweizer kann starten. Jason Dupasquier (18) kommt wie geplant zu seiner GP-Feuertaufe. «Alles tiptop, wir haben zwischen dem Test und dem ersten Training ein paar Tage das schöne Wetter geniessen können. Meine Mutter ist auch schon seit einer Woche hier», sagt der Youngster aus Sorens FR.

Wegen des Corona-Chaos sind auch die Startzeiten angepasst worden: Die Moto3 startet um 14.20 Uhr, die Moto2 um 16.00 Uhr (live SRF2).

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