Tom Lüthi macht Fitness
So bereiten sich unsere Töff-Stars auf den Re-Start vor

Die Töff-Daten für den Re-Start sind fix. Aber weil das Training mit den Renn-Maschinen nicht erlaubt ist, müssen sich die Piloten mit anderen Motorrädern behelfen. Von Tom Lüthi bis Randy Krummenacher: Wer wo und wie auf das WM-Comeback übt.
Publiziert: 21.06.2020 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2021 um 13:08 Uhr
Matthias Dubach

Tom Lüthi (33), Moto2-Fahrer

Der Titelanwärter schuftet täglich an seiner Fitness, um bei Re-Start am 19. Juli in Jerez für den WM-Kampf parat zu sein. Während seine Gegner aus Spanien und Italien schon fleissig mit Strassenmaschinen auf den grossen Rennstrecken üben, sagt Lüthi: «Je nach Wetter gehe ich in der Schweiz noch ein paar Mal auf die Motocross-Piste.» Tom hat zwar in Almeria (Sp) seine schnelle Strassen-BMW stehen, aber er wird darauf verzichten, sie zur Vorbereitung auszufahren. «Der Aufwand ist gross und es ist ungewiss, ob man einen Vorteil herausholt. Denn es ist eben nicht der richtige Renn-Töff, es ist nicht dasselbe Fahrgefühl.» Durch seine Routine ist Lüthi zuversichtlich, dass ihm der Testtag am Mittwoch vor dem ersten GP reicht, sich nach fünf Monaten Pause wieder an seine Moto2-Maschine zu gewöhnen.

Jesko Raffin (24), Moto2-Fahrer

Der Zürcher hat bereits eine Art Camp hinter sich. Er weilt eine Woche in Deutschland und bildet mit Lüthis Teamkollege Marcel Schrötter und Ex-MotoGP-Pilot Jonas Folger eine Trainingsgruppe für Radtouren sowie Töfffahren auf einer kleinen Kartpiste. «Das werden wir vor dem Saisonstart wohl nochmals machen. Es macht mehr Spass als alleine zu trainieren, man pusht sich gegenseitig», sagt Raffin, der neben Fitness- und Ausdauer-Training auch noch eine Reise nach Spanien plant. Aus speziellem Grund: Er muss seinen Hund abholen! Wie das? Sein Kleinbus mit seiner Trainingsausrüstung inklusive Motocross-Töff und 1000-ccm-Strassenmaschine steht seit Monaten bei den Grosseltern in Alicante. Zudem ist eben auch Raffins Hund dort. Jesko erklärt: «Ich war im Winter ein paar Wochen fürs Training in Spanien. Dann habe ich alles bei den Grosseltern gelassen und wollte es wie jedes Jahr im April wieder abholen. Doch das war wegen Corona nicht mehr möglich», sagt der Zürcher. Nun will er nach Alicante fliegen und mit dem Bus zurückfahren. Vermisst er seinen Vierbeiner? Raffin: «Sehr. Ich hätte durch den Lockdown so viel Zeit wie noch nie für den Hund gehabt!»

Jason Dupasquier (18), Moto3-Neuling

Für den Teenager aus Sorens FR war nach dem WM-Debüt am 8. März in Katar schon wieder Schluss. Fast drei Monate dreht er nicht am Gasgriff. Doch jetzt übt Dupasquier seit Anfang Juni wieder auf dem Motocross- und Enduro-Töff oder fährt Mini-Moto auf der Kartbahn in Lyss BE. Zur Vorbereitung auf die grossen GP-Rennstrecken reist er aber ins Ausland. «An diesem Wochenende fahre ich in Frankreich mit einer 600-ccm-Maschine», sagt Dupasquier, dessen Moto3-WM-Töff lediglich 250 ccm hat.

Tom Lüthi verzichtet noch auf die Rennstrecke, stattdessen arbeitet der Titelanwärter an seiner Fitness.
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Randy Krummenacher (30), Supersport-Weltmeister

Der Zürcher Oberländer lebt mit seiner italienischen Freundin Serena und zwei Kindern (ein gemeinsames) in Mittelitalien. «Wir haben den Lockdown dank unseres Gartens gut überstanden», sagt Krummi, der 2019 in der seriennahen Supersport-WM den Titel holt. Jetzt hat er Lüthi und Co. etwas voraus. Krummenacher fährt Ende Mai in Misano bereits wieder einen echten Renn-Töff. Sein MV-Agusta-Team «verleiht» ihn für einen Test mit der Superbike-Ducati, weil der englische Stammpilot nicht anreisen darf – und Krummi als Wahl-Italiener eben schon. Bis zum Re-Start am 2. August in Jerez will der Weltmeister auch noch seine eigene Renn-Maschine testen.

Dominique Aegerter (29), MotoE-Fahrer

Er ist der Vielfahrer-König der Schweizer Töff-Szene. Aegerter sitzt seit dem Lockdown-Ende praktisch täglich auf einem Gefährt mit oder ohne Motor. Motocross. Supermoto. Strassen-Töff. Kart. Rennrad. Mountainbike. «Ich werde bis zum Auftakt weiterhin viel trainieren. Es ist toll, wieder ein Ziel vor Augen zu haben», sagt Domi. Sein Rennstrecken-Comeback erledigte der Rohrbacher in Hockenheim, wo er erstmals nach vier Monaten wieder 300 km/h rasen konnte. «Nächste Woche fahre ich mit einer 1000-ccm-Maschine in Dijon.» Und Aegerter hofft, dass er Anfang Juli in Suzuka (Japan) seinen Zweit-Job als Honda-Superbike-Testpilot ausüben kann. Sein Erst-Job ist 2020 nach zehn Moto2-Jahren die elektrische MotoE. Aegerter: «Mit dem Elektro-Töff ist nur am Mittwoch vor dem ersten Rennen ein Mini-Test möglich. Dreimal acht Runden!»

Noah Dettwiler (15), Nachwuchshoffnung

Als erster Schweizer Töff-Pilot wandert der Junior im Dezember mit seiner Familie nach Spanien aus, um bessere Trainingsmöglichkeiten zu haben. Doch dann trifft Corona Spanien härter als die Schweiz: Ausgangssperre. Aber nun gibt Dettwiler im spanischen Topwetter wieder Gas. Radfahren, joggen – und seit es wieder erlaubt ist, auch wieder Töff-Trainings mit diversen Maschinen. Auf einer Kartbahn kommts zum Zufallstreffen mit Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer, ebenfalls ein Wahl-Spanier. «Er trainierte zum Plausch mit Freunden im Kart. Ein wirklich sympathischer Typ», sagt Vater Andy Dettwiler. Ab Juli fährt Noah in der Junioren-WM Rennen in Spanien und Portugal, ab August parallel den im Rahmen der Grands Prix ausgetragenen Rookies Cup. Wegen der Corona-Auflagen kann aber Vater Andy den Teenager nicht überall hin begleiten!

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