Doppel-Sieger Aegerter und Lüthi im Doppel-Interview
«Warst du überhaupt im Bett?»

Nach dem ersten Schweizer Töff-Doppelsieg der Geschichte sind Dominique Aegerter und Tom Lüthi zurück in der Schweiz. Mit den Pokalen in den Händen und stundenlang Stau in den Knochen.
Publiziert: 12.09.2017 um 18:52 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:23 Uhr
Stefan Meier (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

BLICK: Dominique Aegerter, Sie klingen ziemlich heiser.
Dominique Aegerter:
 Wir haben natürlich etwas gefeiert.
Tom Lüthi: Warst du überhaupt im Bett?
D. Ae.: Ja klar, um sechs Uhr ­morgens. Es war alles zu, also mussten wir fast.

Haben Sie denn auch gefeiert, Tom?
T. L.: Nein, überhaupt nicht. Ich ging direkt nach dem Rennen los, wollte zügig nach Hause. Doch dann stand ich die längste Zeit im Stau. Total hatte ich zehn Stunden. Morgens um zwei Uhr war ich dann im Bett.
D. Ae.: Auch ich hatte jetzt noch Stau. Deshalb bin ich direkt aus Italien zum Termin gekommen.

Dominique, Sie sollen über 500 Nachrichten erhalten haben.
D. Ae.:
 Ja, es waren ziemlich ­viele. Rund hundert habe ich bereits geschafft.

Tom Lüthi und Dominique Aegerter präsentieren ihre Pokale.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Und Sie Tom?
T. L.:
 Ich hatte auch viele Reaktionen. Die Leute haben jedoch schon ­wahrgenommen, dass das am Sonntag etwas Krasses für den Schweizer Motorsport war.

Sie haben ja noch auf der Strecke mit Kollege Jesko Raffin die Köpfe zusammengesteckt. Um was gings?
T. L.:
 Da schreit man einander eher einfach an.
D. Ae.: Ja, aber wir haben uns auch einfach gratuliert.
T. L.: Ich glaube, ich habe «geile Siech» zu Domi gesagt.

68 Jahre hats gebraucht für die ­Premiere. Muss es jetzt dem Rundstrecken-Rennverbot an den Kragen, damit man nicht wieder so lang warten muss?
D. Ae.: Klar, es wäre geil, in der Schweiz eine Strecke zu bauen.
T. L.: Politik ist halt immer heikel. Aber das ist auch meine Meinung. Wir habens auch schon versucht, weil das Verbot einfach nicht mehr zeitgemäss ist. Aber wir haben auf Granit gebissen.

Dominique, seit Ihrem ersten Sieg sind über drei Jahre vergangen. Wie sehr hat es an Ihnen genagt, den ­Erfolg nicht bestätigen zu können?
D. Ae.:
 Das nagt sehr. Ich hatte zwei schwierige Saisons, aber immer daran geglaubt. Die Bestätigung ist schwierig.

2014 gab es einen grossen Empfang, Sie wurden mit dem Heli einge­flogen. Gibts so was erneut?
D. Ae.:
 Kein grosses Fest. Einfach vom Töff-Club kommen sie nachher noch vorbei.
T. L.: (Lacht) Was heute? Ich sage dir, du kommst wieder nicht ins Bett.

Als Teamkollegen wurden Sie in den letzten beiden Saisons so etwas wie Freunde? Wie sieht der Kontakt heute aus, wo Sie nicht mehr im ­gleichen Team sind?
T. L.: Nicht speziell. Wir gehen ab und zu mal zusammen weg. Aber sonst haben beide ihren Job, ihr Team. Wir chatten ab und zu mal per Whatsapp. Das gibts ab und zu.

Jetzt könnte es bei Dominique zur Rückkehr zum alten Team kommen. Sie könnten Toms Platz erben. ­Haben Sie sich schon entschieden?
D. Ae.:
 Nein. Nach dem Sieg am Abend war es nicht so präsent. Aber jetzt natürlich wieder.

Was reizt Sie an dem Gedanken, zu dem Team, das Sie im Streit verliessen, zurückzukehren?
D. Ae.:
 Ganz klar das Material von KTM, das sehr interessant ist.

Die Verbindung mit KTM könnte für die Zukunft ja ebenfalls die Türe zur MotoGP aufstossen.
D. Ae.: Wenn man in so einem Team gute Leistungen zeigt, entstehen Möglichkeiten.

Was wäre denn schöner: Der ­Doppelsieg oder zusammen in der MotoGP zu fahren?
T. L.:
 Na, ein Doppelsieg in der MotoGP!
D. Ae.: Das wäre nicht zu toppen. Aber sonst ist es schon der Doppelsieg. Zwei Fahrer in der MotoGP ist einfacher realisierbar.

Tom, wie lange ging es, ehe ­Dominique Sie nach dem Aufstieg kontaktiert hat?
T. L.:
 Sehr schnell. Zu schnell! Ich durfte noch nichts sagen und konnte nicht Antworten. Es war ja noch nicht offiziell. Wahrscheinlich hat Domi gedacht, ich sei arrogant und schreibe nicht zurück. Ich hatte Freude, dass er sich für mich gefreut hat.

Und diese Freude wirkt ehrlich. Aber Hand aufs Herz Dominique, kein Neid dabei?
D. Ae.:
 Klar wäre es geil, wenn ich MotoGP fahren könnte. Aber ich habe die Leistungen, die er zeigt, noch nicht gezeigt. Das will und muss ich erst einmal schaffen.

Wenn Sie sich so gut verstehen: Haben Sie im Rennen daran gedacht, Tom für die WM siegen zu lassen?
D. Ae.:
 Ich glaubte eher, dass er wegen dem Titelkampf even­tuell nicht volles Risiko geht und mir etwas Luft lässt. Aber er hat mir keine Luft gelassen.
T. L.: Aber sicher. Ich habe dir Luft gelassen. Ohne WM-Gedanken hätte ich vielleicht mehr riskiert.

Und wenn sich die Situation im letzten Rennen wiederholt? Würden Sie Tom für den Titel vorbeilassen?
D. Ae.: Ich habe nach dem Rennen schon an diese Situation denken müssen. Das wäre happig. Aber ich könnte es wohl nicht verkraften, wenn ich ihn die WM kosten würde.

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