DTM-Pilotin Sophia Flörsch packt aus
Mein Leben in der Macho-Welt

Die Rennserie DTM bekommt 2021 mit Ferrari, Mercedes und McLaren neue Marken. Und mit Sophia Flörsch erstmals seit acht Jahren wieder eine Frau am Lenkrad.
Publiziert: 10.04.2021 um 15:19 Uhr
|
Aktualisiert: 10.04.2021 um 16:45 Uhr

Nico Müller (29) ist aktueller Vize-Meister, aber vor dem Start der neuen DTM-Saison ist der Berner Oberländer nur eine Randnotiz! Es ist DTM-Neueinsteigerin Sophia Flörsch (20), die all ihre männlichen Rennfahrerkollegen in den Schatten stellt.

Die Münchnerin ist die erste Frau in der DTM seit acht Jahren – und redet in der «Welt» über ihr Leben in der Macho-Welt Motorsport. Flörsch: «Ich will nicht herausstechen, weil ich eine Frau bin, sondern als Rennfahrerin wahrgenommen werden, wie meine männlichen Kollegen auch. Aber mir war bewusst, dass viele Leute darüber reden werden. Es ist eben besonders, weil noch nicht so viele Frauen in der DTM gefahren sind.»

«Frauen fliegen auch ins Weltall»

Die frühere Formel-4- und Formel-3-Pilotin mit dem berühmten Horror-Unfall in Macau ist sich gewohnt, in den Startfeldern die einzige Frau zu sein. Das Vorurteil, dass Frauen körperlich benachteiligt sind, kann sie nicht mehr hören. «Das ärgert mich extrem, weil es einfach nicht mehr stimmt», sagt sie, «es gibt Frauen, die ins Weltall fliegen, Triathlonrennen bestreiten oder überhaupt viel anstrengendere Aufgaben bewältigen, als ein Rennauto am Limit zu fahren. Natürlich muss man dafür trainiert sein, aber das können Frauen genauso wie Männer.»

Sophia Flörsch: Die Münchnerin ist die erste Frau in der DTM seit acht Jahren.
Foto: imago images/Nordphoto
1/8

Ab dieser Saison fährt Flörsch einen Audi mit rund 600 PS. Gemäss Flörsch habe Formel-1-Star Sebastian Vettel mal gesagt, Frauen am Steuer solcher Boliden würde der Mut fehlen. «Diese Stimmen kommen meist aus der älteren Generation, die vielleicht Angst hat, dass der Motorsport in der Gesellschaft diese Aura der Gefährlichkeit verliert», sagt sie.

Das Gerede hinter Flörschs Rücken

Die Akzeptanz von Frauen im Motorsport habe sich aber stark verbessert. Flörsch ist sicher, dass es Ellen Lohr (55), die einzige Frau mit einem DTM-Rennsieg (1992), schwerer hatte als sie 2021. Trotzdem kennt sie Situationen, wo ihr Misstrauen entgegenschlägt, zur Genüge. «Meistens passiert das hinter meinem Rücken, aber manchmal wird es mir auch ins Gesicht gesagt. Dann heisst es, dass es „eine Frau eh nicht schafft, sich durchzusetzen“.»

Jetzt will Flörsch 2021 in der DTM gegen Müller und Co. den Gegenbeweis antreten. (md)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?