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Magglingen feiert 75-jähriges Jubiläum
Hier schlägt das Herz des Schweizer Sports

Alles begann mit der Ertüchtigung von kommenden Soldaten. Heute ist Magglingen BE ein Synonym für den Erfolg des Schweizer Sports.
Publiziert: 06.11.2019 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2019 um 14:33 Uhr
Mathias Germann

Fährt Corinne Suter (26) von Biel hinauf nach Magglingen, weiss sie: jetzt gilt es ernst! «Dort stehen jeweils unsere Leistungstests an», so das Ski-Ass. Was für sie nichts anderes bedeutet, als dass Höllenqualen anstehen. Dennoch mag die WM-Heldin den kleinen Ort in der Gemeinde Leubringen im Berner Seeland.

Suter weiss genau: Auf 900 Metern Höhe profitiert Suter von perfekten Trainingsbedingungen. Für sie und viele weitere Athleten stehen unzählige Sporthallen zur Verfügungen, es gibt umfassende medizinische und physiotherapeutische Betreuung, weitflächige Aussenanlagen, Restaurants, Unterkünfte und vieles mehr.

75-jähriges Jubiläum

Die herrliche Aussicht auf den Bielersee rundet alles ab. In Magglingen wird nichts dem Zufall überlassen, dafür alles auf die Athleten ausgerichtet. Nahezu jeder Wunsch wird erfüllt – wenn die Leistung stimmt. Keine Frage: Magglingen ist das Mekka des Schweizer Sports.

Seit 75 Jahren besteht das Sportzentrum in Magglingen bereits.
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In diesem Jahr feiert es seinen 75. Geburtstag. «Hier habe ich auch meine Spitzensport-RS gemacht», erinnert sich Suter. Sie ist nicht alleine. Viele der heutigen Schweizer Top-Sportler trugen in Magglingen Grün. Der vierfache Langlauf-Olympiasieger Dario Cologna (33): «13 Wochen in Magglingen, das war eine gute Sache – ich habe enorm profitiert.»

Rekrutierung für den Wehrdienst

Ob die jungen Männer, welche im Jahr 1944 nach Magglingen reisten, auch so begeistert waren? Fraglich. Nachdem am 3. März im ehemaligen Kurhaus die Eidgenössische Turn- und Sportschule Magglingen (ETS) gegründet wurde, traten sie dort zum «Vorunterricht» an.

Dabei ging es nicht um ihre möglichen Sportlerkarrieren, sondern um die körperliche Ertüchtigung für den Wehrdienst – ein grosses Anliegen von General Guisan – er wollte fittere Soldaten.

Grosser Umbruch

Heute ist alles anders. Das Kompetenzzentrum Magglingen wurde im Laufe der Jahre immer grösser, längst wird auch geforscht – dazu kommen Trainerausbildungen. So drückten dort unter anderem die Ex-Nati-Trainer Köbi Kuhn (76) und Vladimir Petkovic (56) die Schulbank.

1998 gab es den grössten Umbruch, als alle Sportförderaktivitäten des Bundes unter dem Dach des Bundesamts für Sport (BASPO) vereinigt wurden.

«Magglingen ist meine zweite Heimat»

Vielleicht mehr als alle anderen Spitzenathleten profitieren die Kunstturner von der Infrastruktur. Die fünffache Europameisterin Giulia Steingruber (25): «Es ist der absolute Sport-Ort. Idealer gehts nicht. Es tut der Seele gut, dort zu trainieren.» Während sie seit 11 Jahren im 15 Autominuten entfernten Biel lebt (oft benutzt sie auch die Standseilbahn), wohnt ihr Turnkollege Pablo Brägger (26) in Magglingen selbst. Und das seit 12 Jahren!

Der Ostschweizer erzählt: «Magglingen ist meine zweite Heimat geworden. Ich bin froh, da oben habe ich meine Ruhe, bin richtig abgeschottet und kann mich voll auf den Sport konzentrieren.» Das schätzt auch Skifahrerin Suter: «Zuhause habe ich viel Ablenkung. In Magglingen nicht – es ist perfekt.»

Bleibt die Frage: Wo stünden Suter, Cologna, Steingruber und Brägger heute, wenn es Magglingen nie gegeben hätte? Niemand weiss es. Auf diese Vorstellung kann man gerne verzichten.

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