Foto: Keystone

Eklat im Ruderverband – Gmelins Erfolgscoach gefeuert
«Ich habe den Boden unter den Füssen verloren»

Gegen den Willen von Aushängeschild Jeannine Gmelin entlässt der Ruderverband ihren Erfolgstrainer Robin Dowell. Für die Weltmeisterin und Olympia-Gold-Anwärterin bricht eine Welt zusammen.
Publiziert: 31.01.2019 um 11:49 Uhr
|
Aktualisiert: 08.04.2021 um 18:13 Uhr
Mathias Germann, Cécile Klotzbach

Robin Dowell ist der Trainer, der Jeannine Gmelin zur Weltmeisterin gemacht, unter dem sie alle Rennen gewonnen hat. Vier Monate vor der Heim-EM am Rotsee und vor der Olympiaqualifikation nimmt der Ruderverband seinem Aushängeschild nun genau diesen Trainer weg. Dowell wird per sofort freigestellt. Der Rausschmiss ist der Höhepunkt eines seit Monaten schwelenden Konflikts zwischen Verbanddirektor Christian Stofer und dessen erfolgreichster Ruderin.

Gmelin versteckt ihr Entsetzen gegenüber BLICK nicht. «Ich habe den Boden unter den Füssen verloren! Die Ereignisse haben sich überschlagen. Noch habe ich keine Ahnung, wie es weitergehen soll», sagt die 28-jährige Zürcherin den Tränen nahe. Im Moment meidet Jeannine das Ruderzentrum in Sarnen, trainiert an den Geräten bei sich zuhause. «Alle meine Überlegungen sind mit dieser Entlassung hinfällig.» Eine Option wäre der Alleingang ohne den Verband. Aber mit Dowell konnte sie noch nicht sprechen. «Vielleicht geht er ja jetzt in seine Heimat England zurück.»

Sicher ist: In Tokio 2020 will Gmelin den Olympiasieg. «Aber der Verband hat mir gerade die wichtigste Stütze dafür genommen. Ich verstehe es nicht, bin sprachlos.» Detaillierte Erklärungen liefert auch das Kommuniqué von Swiss Rowing nicht. «Unterschiedliche Auffassungen betreffend Trainingsplanung führten zu diesem Schritt», heisst es. Verbandsdirektor Stofer präzisiert gegenüber BLICK: «Die Trennung von Dowell war kein Schnellschuss, sondern die Folge von langen Diskussionen mit der Erkenntnis, dass es mit diesem Trainer nicht mehr geht. Die teaminterne Kommunikation hat nicht funktioniert.»

Ruder-Erdbeben um Jeannine Gmelin.
Foto: Keystone
1/8

Stofer weiter: «Unsere Trainingsstrategie ist breit auf alle unsere Athleten angelegt. Schliesslich durften wir uns vergangene Saison neben Gmelin noch über einige andere Medaillengewinner freuen.»

Jegliches Bitten verpufft

Was genau war passiert? Gmelin und ihr Erfolgstrainer dürfen nicht mehr den Trainingsplänen nachgehen, die 2017 zu grossem Erfolg führten. Dowell musste sich schon letzte Saison der neuen Verbandsstrategie beugen. Unter dem von Headcoach Edouard Blanc aufgestellten Trainingsplan gingen Gmelins Leistungen zurück – bis sie den WM-Titel an Sanita Puspure verlor.

«Der Plan lässt wenig Spielraum für individuelle Anpassungen», erklärt Jeannine. Sie habe Gespräche gesucht, wollte Lösungen finden. Erfolglos. «An den Verbandsplänen gibt es nichts zu rütteln.»

Stofer aber will von einer Trennung von Gmelin nichts wissen: «Wir sind überzeugt, dass Jeannine auch mit den neuen Strukturen ihre Ziele erreichen wird, und hoffen, dass sie bis am Sonntag die Kraft aufbringt, aus uns zuzukommen. Wir wollen ihren Erfolg.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?