Neonazi-Eklat vor Leichtathletik-EM
Verband entzieht Sprinter Mancini die Lizenz

Der Fribourger Pascal Mancini fliegt für die Leichtathletik-EM in Berlin im August aus der Schweizer Kader. Der Grund: Sein rechtsnationalistisches Gedankengut. Im Interview mit der NZZ wehrt sich Mancini.
Publiziert: 31.07.2018 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 14:31 Uhr
Emanuel Gisi

Sprinter Pascal Mancini (29) darf an der Leichtathletik-EM in Berlin nicht starten!

Nach dem Aus mit der Schweizer 4x100m-Staffel hat der Verband den Skandal-Sprinter am späten Dienstagabend komplett aus dem Kader gestrichen. Heisst: Mancini darf auch im Einzelrennen über 100 Meter nicht an den Start.

Für den Fribourger kommts sogar noch dicker: Gemäss einer Mitteilung von Swiss Athletics wird ihm sogar die Lizenz entzogen. Gegen Mancini läuft ein Disziplinarverfahren. Den Entscheid begründet der Verband so: «Pascal Mancini hat kürzlich auf seiner Athleten-Facebookseite streitbare Beiträge mit rechtsextremem Gedankengut gepostet, mit denen er sowohl gegen eine mit Swiss Athletics unterzeichnete Vereinbarung wie auch gegen den Verhaltenscodex des Verbandes verstösst. Mit dem Unterzeichnen der Vereinbarung hatte sich Mancini verpflichtet, auf die Publikation diskriminierender oder rassistischer Beiträge im Zusammenhang mit der Leichtathletik zu verzichten.»

Pascal Mancini zeigte mehrmals die Quenelle – der Gruss ist unter Rechtsextremisten als umgekehrter Hitler-Gruss bekannt.
Foto: freshfocus
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Mancini kritisiert Medien

Zuvor wehrte sich Mancini noch auf seiner privaten Facebook-Seite: «Der Schweizer Leichtathletik-Verband hat entschieden, mich nicht für die Sprint-Staffel zu selektionieren»Wegen des medialen Drucks, der seit ein paar Tagen auf mir lastet.»

Und weiter: «Gratulation an den Journalisten. Jetzt hat die Schweizer Mannschaft eine Chance weniger auf eine Medaille. Ich bin sehr traurig, dass ich nicht rennen kann. Wir hätten ein enormes Potenzial gehabt.»

BLICK hatte Mancinis rechtsextremes Gedankengut publik gemacht. So postete der Fribourger auf seinem Facebook-Account etwa nach dem WM-Triumph der französischen Nationalmannschaft bei der Fussball-WM das Video einer Affenhorde. Es ist offensichtlich: Mancini bewegt sich im Dunstkreis rechter Gruppen. 2014 zeigte er unter anderem an der EM in Zürich den Quenelle-Gruss, auch als umgekehrter Hitlergruss bekannt.

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Nach dem Artikel im Sonntagsblick macht er nicht etwa einen Rückzieher. Auf Facebook rechnet er mit den Medien ab: «Ich habe keine Angst. Sie werden das brennende Feuer in mir für die Wahrheit nicht auslöschen. Ich werde mich auf keinen Fall beugen. Ihre Schläge machen mich stärker. Dafür danke ich ihnen.»

Zudem teilt er folgendes Zitat: «Die Anschuldigung des Rassismus wird verstärkt gebraucht, um die dominierende Sorge unserer Zeit zu zensieren: ein Fremder zu Hause zu werden.»

Auf seiner Seite findet sich auch eine Youtube-Playlist mit dem Titel «Weisser Soldat bester Rap». Darin aufgeführt: Videos von Neonazi-Bands, die etwa mit «Auschwitz avec toi» und «notre race est notre religion» betitelt sind.

Mancini streitet ab

Am Dienstagnachmittag wehrt sich Mancini gegenüber der NZZ: «Ich glaube nicht, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich sage, was ich denke, auch öffentlich. Wäre ich ein Rassist, würde ich es sagen.»

Seine Erklärung für das Affenvideo: «Darin ging es um jene Leute, die auf den Champs-Elysées nach dem WM-Final Chaos gemacht haben. Das hat mich gestört, deshalb das Affenvideo. Das hat nichts mit Rassismus zu tun. Ich weiss nicht, wieso die Journalisten die einzigen sind, die das nicht verstanden haben.»

Und über die inzwischen gelöschten Youtube-Videos: ««Ich habe viele Videos auf Youtube. Ich fand die Videos in der Playlist amüsant, weil sie so extrem sind. Das ist nicht ernst gemeint. Es sind dumme Lieder».

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