Kambundji lässt Del Ponte keine Chance – Schweizer-Rekord!
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Machtdemonstration über 100m:Kambundji lässt Del Ponte keine Chance – Schweizer-Rekord!

Mujinga Kambundji ist «zwäg» wie nie
«Ich bin in der Form meines Lebens»

Sprint-Star Mujinga Kambundji spricht vor der WM in Eugene (USA) über Kaffee, Lagerkoller und die Form ihres Lebens.
Publiziert: 11.07.2022 um 20:45 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 20:46 Uhr
Interview: Emanuel Gisi

Mujinga Kambundji, mit welchen Gefühlen fahren Sie zur WM?
Kambundji: Ich freue mich sehr, ich fühle mich gut. Es wird Zeit, dass die WM endlich anfängt.

Warum fiebern Sie so auf die Titelkämpfe hin?
Ich brauche normalerweise ein paar Rennen, bis ich in eine Saison reinfinde. Zuletzt konnte ich das gute Gefühl auch auf die Bahn bringen. Und es geht noch mehr.

Sie haben neue Schweizer Rekorde über 100 und 200 Meter aufgestellt, sind 2022 in den beiden Disziplinen die schnellste Frau Europas.
Ich bin noch nicht top, top, top gelaufen. Es ist toll, dass wir bis zu den ersten Rennen nächstes Wochenende im Pre-Camp noch ein paar Tage haben, wo ich nichts machen kann ausser trainieren, essen und schlafen.

Die Bernerin sagt: «Ich bin in der Form meines Lebens»
Foto: freshfocus
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Mujinga Kambundji (30)

Im Moment gibt es keine Zweifel: Mujinga Kambundji ist die schnellste Frau der Schweiz. Die Bernerin hat sich im Juni von Ajla Del Ponte den Landesrekord über 100 m zurückgeholt (10,89 Sekunden). Kurz davor verbesserte sie ihren eigenen Schweizer Rekord über 200 m auf 22,18 Sekunden – beides sind Zeiten, die dieses Jahr noch keiner Europäerin gelungen ist. Die zweitälteste von vier Schwestern stand letzten Sommer über 100 und 200 m im Olympia-Final, im Frühjahr wurde sie in Belgrad Hallen-Weltmeisterin über 60 m. Auch eine Outdoor-WM-Medaille hat sie schon: 2019 gabs in Doha Bronze über 200 m.

Im Moment gibt es keine Zweifel: Mujinga Kambundji ist die schnellste Frau der Schweiz. Die Bernerin hat sich im Juni von Ajla Del Ponte den Landesrekord über 100 m zurückgeholt (10,89 Sekunden). Kurz davor verbesserte sie ihren eigenen Schweizer Rekord über 200 m auf 22,18 Sekunden – beides sind Zeiten, die dieses Jahr noch keiner Europäerin gelungen ist. Die zweitälteste von vier Schwestern stand letzten Sommer über 100 und 200 m im Olympia-Final, im Frühjahr wurde sie in Belgrad Hallen-Weltmeisterin über 60 m. Auch eine Outdoor-WM-Medaille hat sie schon: 2019 gabs in Doha Bronze über 200 m.

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Essen, trainieren, schlafen. Das klingt jetzt nicht so aufregend. Was tun Sie gegen Langeweile?
(Lacht.) Nichts! Ich habe nie verstanden, wie man im Trainingscamp einen Lagerkoller bekommen kann. Für mich ist das immer gemütlich. Wir haben Internet, ich kann Serien schauen und nehme sicher ein Buch mit. Mir wird da nicht langweilig. Die grossen Ausflüge werden wir kaum machen können, aber ich werde Gelegenheit haben, die Gegend um den Campus um die Western-Oregon-Universität zu erkunden und versuchen, guten Kaffee zu finden.

Guter Kaffee ist wichtig für die Vorbereitung?
Ich mag Kaffee und mache mir ein bisschen Sorgen, weil die Amerikaner oft Filterkaffee haben, der ist nicht so meins. Am liebsten habe ich meinen Kaffee schon aus einer guten Barista-Maschine. Aber es ist keine Ausrede, es geht auch ohne. Und schlimmstenfalls kann ich immer noch zu Starbucks gehen.

Angenommen, Sie kommen regelmässig zu einem guten Kaffee und das Training läuft wie erhofft. Was ist dann an der WM drin?
Das weiss ich auch nicht (lacht). Eine Meisterschaft ist etwas anderes als ein Meeting, der Rang ist wichtiger als die Zeit. Ich weiss, dass ich gut in Form bin, aber ich kann es nicht in eine Zahl packen. Aber ich kann sagen: Ich bin so gut «zwäg» wie noch nie. Ich bin mega fit. Es liegt noch mehr drin als bisher.

Sie sind also in der Form Ihres Lebens?
(Denkt nach.) Das ist wohl die logische Schlussfolgerung: Ich bin in der Form meines Lebens. Ich spüre, dass ich sicher noch einmal schneller sein kann als in Zürich (da stellte sie in 10,89 Sekunden einen neuen Schweizer Rekord über 100 m auf, d. Red.).

Sie sind im Juni 30 geworden, manch eine Sprinterin hat ihre besten Jahre da bereits hinter sich. Wie erklären Sie Ihre Top-Verfassung?
Ich bin technisch viel stabiler als früher. Ich bin noch nicht immer perfekt, es geht noch besser. Aber man kann sagen: Ich mache es weniger oft schlecht (lacht). Ich habe ein gewisses Grundniveau, das ich nicht unterschreite.

Und Sie sind seit Ihrem Fussbruch im Dezember 2020 gesund.
Das ist das Wichtigste. Ich konnte jeweils auf der letzten Halbsaison aufbauen, musste mir nicht wieder eine neue Basis schaffen, sondern konnte dort weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Das ist super: Man kann positive Sachen mitnehmen, negative Dinge ausklammern und weglassen. Ich hatte viel weniger Baustellen als in anderen Jahren. Das ist das Gute daran, dass ich schon 30 Jahre alt bin: Ich kenne mich so gut wie noch nie.

Die Schweizer WM-Highlights

Keine Schweizerin wird bei der WM in Eugene (USA) vom 15. bis 24. Juli so viele Medaillenchancen haben wie Mujinga Kambundji (30). Die Bernerin hat sowohl über 100 m (Vorläufe am 17.7., Halbfinals und Final am 18.7.), über 200 m (19., 20. und 22.7.) und mit der 4x100-m-Staffel (23./24.7.) Chancen auf Finals und Medaillen. Eine Frage ist, wie sich mit Ajla Del Ponte (25) die zweite Weltklasse-Sprinterin schlägt. Die Tessinerin startete nach einer Oberschenkelverletzung mit Verspätung in die Saison. Wird sie bei der WM schon wieder auf absolutem Top-Level sein?

Ein grosser Schweizer Trumpf ist Simon Ehammer (22). Der Zehnkämpfer tritt in Eugene im Weitsprung an und tut das am 16. und 17. Juli als Jahresweltbester (8,45 m). Eine Medaille ist möglich, vielleicht sogar noch mehr!

Die grosse Wundertüte in der 26-köpfigen Schweizer Delegation (18 Frauen, 8 Männer) ist Hochspringer Loïc Gasch (27). Passt alles zusammen, kann für den Romand am 15. und 19. Juli ebenfalls ein ausgezeichnetes Resultat rausspringen. (eg)

Keine Schweizerin wird bei der WM in Eugene (USA) vom 15. bis 24. Juli so viele Medaillenchancen haben wie Mujinga Kambundji (30). Die Bernerin hat sowohl über 100 m (Vorläufe am 17.7., Halbfinals und Final am 18.7.), über 200 m (19., 20. und 22.7.) und mit der 4x100-m-Staffel (23./24.7.) Chancen auf Finals und Medaillen. Eine Frage ist, wie sich mit Ajla Del Ponte (25) die zweite Weltklasse-Sprinterin schlägt. Die Tessinerin startete nach einer Oberschenkelverletzung mit Verspätung in die Saison. Wird sie bei der WM schon wieder auf absolutem Top-Level sein?

Ein grosser Schweizer Trumpf ist Simon Ehammer (22). Der Zehnkämpfer tritt in Eugene im Weitsprung an und tut das am 16. und 17. Juli als Jahresweltbester (8,45 m). Eine Medaille ist möglich, vielleicht sogar noch mehr!

Die grosse Wundertüte in der 26-köpfigen Schweizer Delegation (18 Frauen, 8 Männer) ist Hochspringer Loïc Gasch (27). Passt alles zusammen, kann für den Romand am 15. und 19. Juli ebenfalls ein ausgezeichnetes Resultat rausspringen. (eg)

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Wie viel bestimmen Sie im Training selber?
Ich war immer schon eine, die mitgedacht und mitgeredet hat. Es gibt ja nicht das eine Rezept, das gut ist und für alle funktioniert. Aber es gibt Dinge, die man lernt, wie man mit gewissen Situationen und Ausgangslagen umgeht. Ich weiss jetzt mehr, wie ich ticke und was mir guttut.

Ihr WM-Ziel?
In den Final über 100 und 200 Meter zu kommen. Das muss mit meinem Niveau der Anspruch sein. Wenn ich es in den Final schaffe, gibts nur eines: mein bestmögliches Rennen abliefern. Ich weiss, dass es super werden kann, wenn ich gut laufe. Wie in der Halle diesen Winter (als sie Weltmeisterin über 60 m wurde, d. Red.). Aber ich weiss nicht, wie es die anderen machen, und kann es auch nicht beeinflussen. Wenn die alle 10,50 laufen, kann ich auch nichts machen (lacht). Und mit der Staffel wollen wir eine Medaille.

Reiten wir noch ein bisschen auf Ihrem Alter herum: Bei Olympia 2024 in Paris werden Sie bereits 32 sein. Wie lange machen Sie eigentlich noch weiter?
Da muss ich nicht lange nachdenken: Stand jetzt mache ich länger weiter als bis Paris. Es läuft gut, es macht Spass. Natürlich ist es noch eine Weile hin und es kann viel passieren. Aber so bald ist noch nicht Schluss!

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