Schweizer Stars lassen sich in Zürich feiern
Wahnsinns-Kenianer gewinnt Rennen mit nur einem Schuh

Bei der EM in Berlin war Mujinga Kambundji als dreifache Vierte unser Pechvogel. Gestern im Letzi glänzt sie als 100-m-Vierte. Für die Geschichte des Abends sorgt allerdings der Kenianer Conseslus Kipruto.
Publiziert: 30.08.2018 um 22:28 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:34 Uhr
Das Zürcher Leichtathletik-Stadion erstrahlt in vollem Glanz.
Foto: Blicksport/Benjamin Soland
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Carl Schönenberger, Letzigrund

Consesius Kipruto wäscht über 3000 m Steeple seine Füsse gründlicher als die Gegner. Der Kenianer verliert nämlich bei einer Rempelei seinen linken Schuh. Das hindert ihn aber nicht daran «halb-barfuss» mit den besten über den Wassergraben zu springen und auf der Zielgeraden dem Marokkaner Soufiane el Bakkali den Sieg um vier Hundertstel wegzuschnappen.

«Der Fuss schmerzt mich zwar, aber es hat mich erst recht motiviert, mein Bestes zu geben», sagt er nach dem Rennen. Was für ein Teufelskerl! Die Qualen haben sich gelohnt: Kipruto sahnt mit dem Sieg nämlich die Diamond-League-Trophy und damit 50'000 Dollar ab.

Die EM von Berlin vor drei Wochen hat auch den Schweizer Aushängeschildern viel Kraft gekostet. Nicht so sehr in den Beinen, vor allem aber mental. Mujinga Kambundji sagt es im Vorfeld vor «Weltklasse» stellvertretend: «Ich bin müde. Ich brauche Ferien. Aber in Zürich wird mich das Publikum nochmals tragen.»

Mujinga mit glänzender Leistung

So ist es. Die 25000 Fans im ausverkauften Stadion vertreiben mit ihrer Stimmung Mujingas Kater. Die 26-jährige Bernerin sprintet in diesem Weltklasse-Feld über 100 Meter auf den Vierten Rang. 11,14 Sekunden zeigt die Uhr – nach einem Fehlstart und bei leichtem Gegenwind. Mujinga schafft es sogar, ihre gelegentliche holländische Trainingspartnerin Dafne Schippers um einen Hundertstel zu schlagen. Und auf Englands Übersprinterin Dina Asher-Smith büsst Kambundji lediglich sechs Hundertstel ein. In Berlin waren es noch über zwei Zehntel.

Da kann unser 200-m-Bronze-Sprinter von der EM, Alex Wilson, nicht ganz mithalten. Der Basler kommt nicht mehr so auf Touren wie noch vor drei Wochen im Olympia-Stadion. Mit 20,40 Sekunden ist er auch weit weg von seinem Traum, einer Zeit unter 20 Sekunden. Aber gefeiert wird Alex vom Publikum doch. Und er trauert keinen Moment seiner verpassten Chance nach. Im Gegenteil: «Danke Zürich, ihr sind geili Sieche», sagt er ins Mikrofon des Stadion-Speakers. Und der Dank kommt lautstark von der Tribüne zurück.

Die brutale Quittung für Sprunger

Und Lea Sprunger, die erste Schweizer Leichtathletik-Europameisterin der Geschichte? Bei der Romande verkommt der 400-m-Hürdenlauf auf der Zielgeraden zu einer Springkonkurrenz. Weiter auch nicht verwunderlich – stammt Lea doch aus einer «Rösseler»-Familie. Mit 55,36 Sekunden ist die Quittung für Sprunger brutal. Jetzt muss sie ihren Traum, Anita Prottis 27 Jahre alten Schweizerrekord von 54,25 zu brechen, eben auf die nächste Saison verschieben. Aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben.

Weltklasse 2018 im Zürcher Letzigrund. Für die Zuschauer ist das Meeting Vergangenheit. Für die Schweizer Athleten ist es Motivation für die Zukunft. Sie dürfen nicht bloss mit den Weltbesten dabei sein. Sie werden von den Fans für ihre Topleistungen auch würdig gefeiert.

Weltklasse Zürich 2018 gibts hier im Ticker zum Nachlesen!

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