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Wie gut kannst du vom Handball leben?
Schweizer Sportler interviewen Nati-Star Andy Schmid

Vor dem Schweizer EM-Startspiel gegen Schweden fühlen Schweizer Sport-Stars Nati-Regisseur Andy Schmid (36) auf den Zahn.
Publiziert: 10.01.2020 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2020 um 07:35 Uhr
Stefan Meier und Christian Müller

Roger Federer: Wie bist du zum Handball gekommen? In der Schweiz beginnt man doch eher mit Fussball oder Skifahren.
Andy Schmid: Tatsächlich habe auch ich zuerst etwas Fussball gespielt. Dann wurden wir an meinem ersten Turnier aber so stark verregnet, dass ich schnell die Lust verloren habe. Im Alter von sechs oder sieben Jahren haben mich dann Freunde in Luzern zum Handball mitgenommen und das hat mich sofort gefesselt.

Ramon Zenhäusern: Wer kann den Ball besser fangen, du oder dein Hund?
Wir sind etwa gleich gut, wobei Kobe (Schmids Labrador, d. Red.) hauptsächlich Tennisbälle mit der Schnauze fängt.

Belinda Bencic: Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus?
Ich habe kein besonderes Ritual. Aber an einem Heimspieltag versuche ich, einen gewissen Rhythmus beizubehalten. Am Morgen gehe ich mit dem Hund spazieren, esse dann etwas und gehe noch einen Kaffee trinken. So zwei Stunden vor dem Anpfiff treffen wir uns dann mit der Mannschaft. Bei Auswärtsspielen sieht der Tag je nach Reisedistanz unterschiedlich aus.

Erhofft sich Regenerations-Tipps: Christian Stucki.
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Daniela Ryf: Kannst du Delfin schwimmen? Von der Kraft und der Wurfbewegung her müsstest du spitze sein.
Vier bis fünf Züge gehen ganz gut, dann gehe ich unter, weil es schon sehr kräftezehrend ist. Meine Schwester war immer die bessere Schwimmerin von uns beiden.

Christian Stucki: Du bist zwei Jahre älter als ich. Wie lautet dein Geheimrezept für die Regeneration?
Schlaf steht bei mir an erster Stelle. Ich lebe zwar professionell, bin aber kein Musterprofi, der sich wie ein Ausdauersportler auf einen Wettkampf vorbereitet. Ich versuche auch das zu essen, was Kopf und Körper guttut. Und ich habe von meiner Mutter gute Gene mitbekommen.

Mujinga Kambundji: Was wärst du geworden, wenn es nicht zum Handball-Profi gereicht hätte?
Gute Frage. So richtig habe ich mir das gar nie überlegt. Als Kind wollte ich Feuerwehrmann werden. Wahrscheinlich hätte ich mein Sport- und BWL-Studium abgeschlossen und wäre dann so in die Berufswelt eingestiegen.

Dominique Aegerter: Wie gut kannst du vom Handball leben?
Es werden zwar keine Fussball-Gehälter bezahlt. Aber als Bundesliga-Handballer kann ich schon sehr gut davon leben.

Dominique Aegerter: Wie baust du Vertrauen zu deinen Teamkollegen auf?
Das wichtigste ist immer die Leistung. Nur wer auf dem Feld abliefert, erhält auch das Vertrauen und die Akzeptanz seiner Mitspieler. Obwohl wir einen Mannschaftssport betreiben, muss jeder zuerst etwas zum Teamerfolg beitragen.

Pablo Brägger: Wie bringst du das Harz von den Händen weg?
Dank des hohen Fettanteils geht es mit Babyöl am besten.

Pablo Brägger: Wo fühlst du dich wohler, in Deutschland oder bei der Nati?
Ich fühle mich an beiden Orten sehr wohl. Deutschland ist nun schon länger zu meinem Alltag geworden. Aber in die Schweiz zurückzukehren, die immer meine Heimat bleibt und wo ich meine Sprache sprechen kann, ist jedes Mal speziell schön.

Anouk Vergé-Dépré: Wer war deine grösste Inspiration als junger Sportler?
Als Kind war NBA-Superstar Kobe Bryant mein Idol. Nach ihm habe ich auch meinen Hund getauft. Seit ich selbst Spitzensportler bin, empfinde ich aber schon eher Roger als inspirierend. Seine ökonomischen Bewegungen, seine Bodenständigkeit, wie er die Schweiz im Ausland repräsentiert – von ihm kann man sich eine Menge abschauen.

Fabian Cancellara: Was ist deine tägliche Motivation und was geht dir durch den Kopf, wenn du am Morgen aufstehst?
Ich habe schon immer mit Spass Handball gespielt. Das ist auch heute noch meine Motivation. Selbst wenn ich keinen Bock aufs Training habe, bin ich mir bewusst, dass es ein Privileg ist, mit Sport Geld zu verdienen. Nach Spielen habe ich oft Schmerzen in den Füssen. Deshalb ist mein erster Gedanke, wie ich die Treppe runterkomme. Und, ob meine Frau die Kaffeemaschine schon eingeschaltet hat.

Mark Streit: Mein Vater hat Handball gespielt und immer gesagt, Handballer seien härter als Eishockeyspieler. Wie siehst du das?
Es sind beides extrem harte Kontaktsportarten. Da Hockeyspieler diverse Schoner und einen Helm tragen, gehts beim Handball halt direkter auf die Knochen und die Gelenke. Ich bin allerdings auch keiner, der sich super oft ins Getümmel stürzt und nach dem Spiel mit blauen Flecken übersäht ist.

Max Heinzer: Was ist deine Aufgabe daheim im Haushalt? Ich muss jeweils den Müll rausbringen.
Da meine Frau keine grosse Köchin ist, kaufe ich ein und koche dann selbst. Unsere beiden Jungs sind eher wählerisch beim Essen. Deshalb gibt es jeweils zwei verschiedene Gerichte. Ich bin zwar kein Vegetarier, aber Fleisch steht eher selten auf dem Menüplan.

Dario Cologna: In welcher Einzelsportart wärst du erfolgreich geworden?
Tennis war schon immer mein liebster Einzelsport. Ich spiele heute noch regelmässig. Allerdings ist der Weg zum Profi noch schwieriger als im Handball und am Ende schaffen es nur ganz wenige.

Dabei sein ist für die Handball-Nati nicht alles

Nun ist der Tag also da, an dem unsere Handball-Nati ihre 14-jährige Durststrecke an grossen Turnieren beendet. Zu den Medaillenkandidaten zählen die Schweizer, bei denen nur Andy Schmid über etwas EM-Erfahrung verfügt, natürlich nicht. Schon Platz zwei in der Vorrunde und damit der Einzug in die nächste Runde wäre ein riesiger Erfolg.

Die Reise nach Schweden findet deswegen aber nicht unter dem olympischen Motto «Dabei sein ist alles» statt. Es gilt, den Weg, der 2016 mit Nati-Trainer Michael Suter eingeschlagen wurde, weiterzugehen. Denn dieser Weg hat – auch abgesehen von der EM-Qualifikation – beachtliche Früchte getragen: Acht unserer Nationalspieler spielen inzwischen in Deutschland und Frankreich, den beiden besten Handball-Ligen der Welt. Bei Suters Amtsantritt war neben Schmid einzig Alen Milosevic im Ausland aktiv. Er pausierte damals allerdings im Nationalteam.

Dieser Schritt weg von der Komfortzone in der Schweizer Liga ist wohl das wichtigste von vielen Teilchen im Erfolgs-Puzzle der Handball-Nati. Die Mannschaft hat sich dank den vielen Legionären von der Abhängigkeit von Andy Schmid emanzipiert. Sie ist nicht mehr auf Gedeih und Verderb auf die Geniestreiche des fünffachen Bundesliga-MVP angewiesen. Nur so konnte sich die Schweiz von der Bedeutungslosigkeit ins europäische Mittelfeld zurückarbeiten. Gegen Polen ist die Nati an der EM sogar leicht favorisiert. Und gegen die Handball-Grossmächte Schweden und Slowenien werden ihr zumindest Aussenseiter-Chancen attestiert. Eine «Puncher’s chance» würde man im Boxen sagen. Träumen sei schliesslich erlaubt, sagt Nati-Trainer Suter. Umso mehr, wenn die Mehrheit der Spieler das beste Handball-Alter noch vor sich hat.

Nun ist der Tag also da, an dem unsere Handball-Nati ihre 14-jährige Durststrecke an grossen Turnieren beendet. Zu den Medaillenkandidaten zählen die Schweizer, bei denen nur Andy Schmid über etwas EM-Erfahrung verfügt, natürlich nicht. Schon Platz zwei in der Vorrunde und damit der Einzug in die nächste Runde wäre ein riesiger Erfolg.

Die Reise nach Schweden findet deswegen aber nicht unter dem olympischen Motto «Dabei sein ist alles» statt. Es gilt, den Weg, der 2016 mit Nati-Trainer Michael Suter eingeschlagen wurde, weiterzugehen. Denn dieser Weg hat – auch abgesehen von der EM-Qualifikation – beachtliche Früchte getragen: Acht unserer Nationalspieler spielen inzwischen in Deutschland und Frankreich, den beiden besten Handball-Ligen der Welt. Bei Suters Amtsantritt war neben Schmid einzig Alen Milosevic im Ausland aktiv. Er pausierte damals allerdings im Nationalteam.

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Mehr
Schweizer Gruppenspiele in Göteborg

Freitag, 10.1. Schweden - Schweiz (20.30 Uhr, TV 24)

Sonntag, 12.1. Schweiz - Polen (16 Uhr, SRF 2)

Dienstag, 14.1. Schweiz - Slowenien (18.15 Uhr, SRF 2)

Die beiden Gruppenersten qualifizieren sich für die Hauptrunde in Malmö.

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Sonntag, 12.1. Schweiz - Polen (16 Uhr, SRF 2)

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