Heinz Hofmann ist der älteste Goalie der Schweiz
Mit 80 Jahren und einäugig im Handball-Tor!

Wenn einer Routine hat, dann Heinz Hofmann! Der Zürcher 4.-Liga-Goalie spielt seit unglaublichen 63 Jahren Handball. Rücktritt? Nicht in Sicht.
Publiziert: 08.10.2018 um 18:10 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 18:13 Uhr
Das ist der älteste Goalie der Schweiz
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Heinz ist der älteste Goalie:Mit 80 Jahren und einäugig im Handball-Tor!
Matthias Dubach (Text) und Benjamin Soland (Fotos)
Heinz Hofmann: «Ich bin immer noch ehrgeizig!»

Sporthalle Utogrund mitten in Zürich. Der kleine Verein Züri West Handball trainiert. Die Herren 2 bilden ein 4.-Liga-Team und ein buntes Gemisch der Generationen. Der Jüngste ist 28 Jahre alt, die meisten zwischen 30 und 50 Jahren. Der älteste Feldspieler ist 73 – und Goalie Heinz Hofmann ist 80 Jahre alt!

Doch die Zürcher Hobby-Mannschaft trainiert wie jede andere. Rücksicht aufs Alter? Nimmt hier keiner. Torhüter Hofmann wäre sowieso der Letzte, der das einfordern würde. «Ich bin noch immer ehrgeizig. Nur beim Einlaufen mache ich nicht mehr alles mit», sagt er und legt ein paar Liegestützen hin.

Hofmann definiert «Routinier» neu

Dann steht der Oldie im Tor. Die Bälle fliegen mit Wucht auf ihn zu. Doch immer wieder ist Hofmann dran. Pariert mit einer Hand oder einem Fuss. Der Goalie definiert den Begriff «Routinier» neu: Der Stadtzürcher lässt sich seit 63 Jahren die Bälle um die Ohren schiessen, auch wenn er in der Liga nur noch selten spielt. Im Training ist er immer dabei.

Schon lange dabei: Hofmanns Karriere begann 1955.
Foto: Benjamin Soland

Die vielleicht längste Handball-Karriere der Schweiz oder gar der Welt startet 1955. Hofmann ist Buchbinder-Lehrling und beginnt beim Satus mit Handball. Natürlich Grossfeld-Handball auf dem Fussballfeld mit elf Spielern und einem 13-Meter-Kreis. Die heutige Hallen-Variante entsteht erst ein Jahrzehnt später. «Beim ersten Spiel hats geschneit», erinnert sich Hofmann.

Schicksalsschlag mit 21 Jahren

Mit 20 Jahren kommt er in die erste Mannschaft. Und bleibt da auch, obwohl ihn mit 21 ein Schicksalsschlag ereilt: «Eines Sonntags erwachte ich und sah auf dem rechten Auge nichts mehr.» Ein Virus ist schuld, Hofmann ist seither einäugig. Bis heute. «Im Tor hat es mich nie eingeschränkt», sagt der Glasauge-Träger.

Hofmann spielt weiter beim Satus, dem damals populären Arbeiter-Turn- und Sportverband. «Der Satus war meine Familie», sagt der Zürcher, der spät heiratete und keine Kinder hat. Sein Satus Wiedikon ist in den 70er-Jahren mit über 1000 Mitgliedern gar die grösste Schweizer Sektion. Die Aufnahmeurkunde von 1955 hat der Goalie noch heute. Auch viele Fotos sind noch vorhanden. Nicht wenige der abgebildeten Teamkollegen sind bereits verstorben.

3.-Liga-Meister mit 73 Jahren

Kein Durchkommen! Goalie Hofmann wehrt ab.
Foto: Benjamin Soland

Hofmann erzählt: «Bei den grossen Turnfesten damals mussten auch die Handballer mitturnen oder eine Disziplin wie Speer oder Sprint machen.» Aber seine Leidenschaft bleibt Handball. Zwei Jahre spielt er in der NLB, danach lange 1. Liga und 2. Liga. 2011 wird Hofmann Zürcher 3.-Liga-Meister – mit 73 Jahren. «Mein letzter grosser Erfolg», sagt er schmunzelnd.

Dann muss der Oldie mit 77 erstmals den Verein wechseln, weil sein Satus Wiedikon aufgelöst wird. Die übrig gebliebenen Handballer gründen Züri West. Die Frage nach dem Rücktritt pariert Hofmann so: «Solange es einen Goalie braucht, mache ich weiter. Vor allem im Training sind sie froh.»

Sagts und steht gleich noch auf der anderen Hallenseite beim Frauen-Team ins Tor.

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