Von den USA zerlegt
Die Europäer fielen beim Ryder Cup wie Dominosteine

Dominanz nach Belieben – die Amerikaner fertigen Europa im Eilverfahren ab. Europas Golfstrategen müssen über die Bücher.
Publiziert: 27.09.2021 um 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 16:11 Uhr
Dino Kessler

Diese Niederlage ist vernichtend. Schmerzhaft. Demütigend. Fast fühlt man sich in die Anfangszeit des Ryder Cups zurückversetzt: Bis 1971 hatten die Amerikaner ausschliesslich gegen die Briten gespielt und den Wettbewerb bis zur Langeweile dominiert. Seit die Kontinental-Europäer Briten und Iren verstärken (seit 1979) hat sich das Blatt gewendet und das Turnier fesselte mit seiner Spannung die Massen auf beiden Seiten des Atlantiks – bis an diesem für Europa düsteren Wochenende in Wisconsin.

Die klare Überlegenheit der US-Boys hatte sich bereits am Freitagmorgen angedeutet, als sie drei von vier Partien mit Leichtigkeit gewannen. Am Freitagnachmittag und am Samstagmorgen wiederholte sich dieses Szenario. Zum Gähnen. Erst am Samstagnachmittag konnten die Europäer etwas Gegenwehr leisten, aber mehr als Resultatkosmetik war das nicht.

Europäer fallen wie Dominosteine

In den abschliessenden Einzeln am Sonntag flackerte kurz etwas Hoffnung auf, aber der Sieg des ansonsten zahnlosen Rory McIlroy gegen Olympiasieger Schauffele blieb ein Strohfeuer. Danach fielen die Europäer wie Dominosteine, da blieb selbst dem zuvor unwiderstehlichen Jon Rahm die Spucke weg. Er und Ryder-Cup-Punkteleader Sergio Garcia wurden im Eilverfahren abgefertigt.

Da blieb selbst Jon Rahm die Spucke weg - am Sonntag wurde der Spanier von Scottie Sheffler abgefertigt.
Foto: imago images/UPI Photo
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Europas Golfstrategen sollten den skizzierten Systemwechsel nun rasch vorantreiben, nicht erst kurz vor dem nächsten Turnier 2023 in Rom. Das Team benötigt frisches Blut, jüngere Spieler (wie Dänemarks Hojgaard-Zwillinge) und ein Umdenken bei den veralteten Selektionskriterien.

Ohne Systemwechsel wird Europa abgehängt

Captain Padraig Harrington ist ein Verfechter des Belohnungssystems, das Verdienste der Vergangenheit stark gewichtet, ein Visionär ist er nicht. Allerdings sind ihm auch etwas die Hände gebunden, weil er nur drei von zwölf Spielern selbst bestimmen kann, das Gros aber über das World-Ranking automatisch qualifiziert wird.

Das World-Ranking ist eine Langzeitwertung und bezüglich des aktuellen Formstands der Spieler nur bedingt aussagekräftig. Die Amerikaner haben dieses System über Bord geworfen und geben ihrem Captain mehr Spielraum – Steve Stricker konnte für Whistling Straits sechs Positionen nach seinem Gusto besetzen. Die Amerikaner sind Europa nicht nur auf dem Platz mindestens eine Nasenlänge voraus.

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