«Ich bin glücklich und aufgeregt»
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Sion-Hoarau vor Hit gegen YB:«Ich bin glücklich und aufgeregt»

YB-Sierro vor dem Sion-Spiel
«Hoaraus Abschiedsvideo war bewegend»

Das wird ein merkwürdiges Gefühl sein in Sion für jeden YB-Spieler, der nicht neu ist bei Gelbschwarz. Gegen Guillaume Hoarau zu spielen. So auch für Vincent Sierro.
Publiziert: 26.09.2020 um 13:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2020 um 11:46 Uhr
Alain Kunz

Der Spielplan machts möglich. Das erste Spiel, für welches der neue Sion-Star spielberechtigt ist, ist jenes gegen seinen alten Klub, für den er mitgeholfen hat, drei Meistertitel, einen Cuperfolg und die erstmalige Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase zu holen: YB!

Es wird auch für die aktuellen YB-Cracks ein seltsames Bild sein, AirFrance in Rotweiss zu sehen. «Es wird für uns alle speziell sein», sagt denn auch Vincent Sierro (24), der seit einem Jahr bei YB spielt. «Vor allem wenn man sieht, was er dem Klub gebracht hat, welche Bedeutung er im Verein und in der Garderobe hatte.» Doch so gehe dies nun mal. «In kürzester Zeit feiert man gemeinsam einen Titel und kurz darauf spielt man gegeneinander. Das gibts nur im Sport. Wir freuen uns jedenfalls auf das Wiedersehen. Aber es ist nicht Gui gegen YB, sondern Sion vs. YB.»

Hoarau hat YB verändert. Die Mentalität des Klubs ist eine andere geworden. Eine selbstbewusstere. Ob das auch im wilden FC Sion möglich ist? Wenn einer dies beurteilen kann, dann der Walliser aus Sierre, der mit acht zum FC Sion wechselte und bis 2017 die Farben des 13-fachen Cupsiegers trug. «Er kann jedem Klub durch seine Persönlichkeit, seinen Charakter, seine Überzeugung und seine Ambitionen viel bringen. Vor allem aber kann er Spieler stärker machen. So wie er das bei YB getan hat.»

August 2019: Hoarau (r.) und Sierro (2.v.r.) wärmen sich zusammen auf.
Foto: Keystone
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Hoarau verabschiedet sich mit emotionalem Video

Hoarau hat sich bei YB standesgemäss verabschiedet, obwohl er den Klub gegen seinen Willen verlassen musste. Mit Stil, mit Klasse, ohne Groll und Zorn. Sondern mit einem Video mit dem Mann, der als Fussballer-Lästerer gilt und den er von diesem Byebye-Projekt überzeugen konnte: Patent-Ochsner-Frontmann Büne Huber. «Das war schon bewegend, dieses Video zu sehen», sagt Sierro. «Vor allem, weil man nochmals alle wichtigen Tore sah, die Gui für YB gemacht hat. Da wurde nochmals klar, wie er vom Klub und von den Fans geschätzt wurde. Und von gegnerischen Mannschaften respektiert. Es wurde uns nochmals bewusst, was er alles für den Klub geleistet hat und wie dankbar wir ihm sein können.»

Und nun also dieser Auftritt im Tourbillon. Denn immer wenn es gegen die Walliser geht, wars in letzter Zeit speziell, bedeutend, ja historisch. Da ist zuerst das Meisterspiel am 31. Juli im Tourbillon. Dann der Cuphalbfinal mit dem dramatischen Finaleinzug in letzter Minute im Wankdorf am 9. August. Und nun das erste Spiel von Hoarau auf Schweizer Boden, in welchem er nicht gelbschwarz trägt. Und es ist ein historisches. Es ist eines jener letzten fünf Spiele ohne eine «vernünftige» Zuschauerzahl. «Und für mich wird in meiner ganzen Karriere jedes Spiel im Tourbillon speziell bleiben, denn dort war ich als Kind und Fan im Stadion, und dort bin ich als Spieler grossgeworden», ergänzt Sierro.

Sierro erwartet ein hartes Spiel

Nach der gewaltigen Enttäuschung gegen Midtjylland in der Champions-League-Qualifikation hat sich YB aufgefangen und zum Saisonstart einen guten FCZ nach 0:1-Rückstand niedergerungen. «Wir wussten in diesem Spiel, dass wenn wir in unseren Aktionen ruhig bleiben und nicht in Individualismus verfallen, wir viele Flanken in die Mitte schlagen, wir viele Toraktionen haben, dass dann die Treffer irgendwann fallen würden. So war es denn auch. Es war sicher nicht unser bestes Spiel, aber es war genau das, was wir nach der Enttäuschung gegen Midtjylland brauchten.»

In Sion erwartet Sierro erneut ein enges Spiel. «Mir hat gefallen, wie Sion in St. Gallen aufgetreten ist. Ich denke, Trainer Fabio Grosso hat gute Ideen. Sie hätten in St. Gallen zwingend ausgleichen müssen. Sie sind zu zehnt nicht auseinandergefallen. Im Gegenteil: Sie wurden noch solidarischer. Wir rechnen mit einem sehr starken Gegner.»

Und diese Eigenschaft wird mit einem Hoarau im Team bestimmt nicht unwichtiger werden. Im Gegenteil. So er denn spielt. Er sitzt ganz sicher mindestens als Joker auf der Bank. Das haben sowohl der Spieler selber wie auch Grosso bestätigt. Vielleicht aber läuft die YB-Legende auch von Anfang an auf.

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