YB-Gegner Dinamo von Korruption zerfressen
Ex-Präsi in Haft, Ziehsohn Modric vor Gericht

Die Geschichten der Balkan-Grossklubs sind schillernd. Dinamo Zagreb ist keine Ausnahme. Eben wurde der Ex-Präsident zu über sechs Jahren Haft verurteilt.
Publiziert: 22.08.2018 um 13:34 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 19:57 Uhr
Alain Kunz

Zdravko Mamic (58) ist nicht im Gerichtssaal in Osijek, als Recht gesprochen wird. Sechs Jahre und sechs Monate. So das Urteil der Richter, das Mamic in Bosnien-Herzegowina zur Kenntnis nimmt. Von dort kann er nicht ausgeliefert werden, weil er nach einer Nacht- und Nebeleinbürgerung auch den bosnischen Pass besitzt. Von dort will er gegen das Urteil kämpfen. «Ich vertraue den kroatischen Institutionen nicht.»

Mamic war von 2003 bis 2016 Präsident von Dinamo und Vize-Präsident des Verbands. Insbesondere bei den Transfers von Luka Modric zu Tottenham Hotspurs im Jahr 2008 (für 21 Mio. Euro) und Dejan Lovren 2010 von Dinamo zu Lyon (für 9 Mio. Euro) soll Mamic die Hälfte der Summen kassiert haben. Insgesamt wird ihm vorgeworfen, bei Transfers 15 Mio. Euro unterschlagen und 1,6 Mio. Euro an Steuern hinterzogen zu haben.

Die beiden kroatischen Nationalspieler Modric und Lovren leiden unter Mamics kriminellen Spielchen.
Foto: REUTERS
Zdravko Mamic wurde zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt.
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Mamic gilt als der Pate des kroatischen Fussballs. Er verunglimpfte Journalisten, aber auch den Sportminister am Radio, worauf er umgehend verhaftet wurde. Vor einem Jahr wurde ihm bei einem Mordversuch ins Bein geschossen.

2016 hatten die Fans die Schnauze voll von der Korruption und den Drecksgeschäften im kroatischen Fussball und manifestierten das mit Pyro-Würfen im EM-Spiel gegen Tschechien, das am Rande eines Abbruchs stand.

Und die Wut richtet sich nicht etwa nur gegen Mamic und Konsorten. Sondern auch gegen die Spieler. Mit Modric und Lovren zum Beispiel soll Mamic Verträge ausgehandelt haben, die sie bis ans Karrierenende verpflichten, einen Teil ihrer Einnahmen an ihn abzutreten. Weil Modric als Zeuge zwei Versionen der Geschichte auftischte, muss auch er nun als Beklagter vor Gericht - wegen Falschaussage.

Lust darüber zu reden, hat die Lichtgestalt nicht. An der WM 2018 antwortete er auf eine Frage zu seiner Rolle: «Haben Sie nichts Besseres zu fragen? Das ist eine WM, da sprechen wir nicht über andere Dinge.»

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