Eigentlich heisst der Mann ja Adenor Leonardo Bachi (56), aber in Brasilien nennen sie ihren Nationaltrainer ganz einfach Tite (ausgesprochen: Tschitschi).
Doch auch dieser Name ist eigentlich falsch. Schuld trägt ausgerechnet Brasiliens ehemaliger Weltmeistercoach Luiz Felipe Scolari (69)!
Eine Verwechslung mit Folgen
Beide stammen sie aus Rio Grande do Sul. Bei einem Juniorenspiel fallen Scolari die beiden Mittelfeldspieler des gegnerischen Teams auf. Vor allem Adenor, der Spielmacher mit der Nummer 10, hat es ihm angetan. Scolari lässt den Jüngling zum Probetraining kommen, verwechselt dabei aber den Namen von Adenor mit demjenigen seines Mitspielers: «Das ist Tite», stellte Scolari seine Entdeckung den Klubbossen vor. Der falsche Übername ist bis heute geblieben.
Und die spezielle Beziehung zwischen den beiden ebenfalls. Scolari ist sozusagen der Ziehvater von Tite. Wie Scolari lässt sich auch Tite zum Sportlehrter ausbilden, nachdem er seine Profikarriere aufgrund von Verletzungen früh beenden muss.
Später stehen sie sich als Trainer von Corinthians (Tite) und Palmeiras (Scolari) viermal gegenüber. Tite siegt zweimal, Scolari einmal, bei einem Unentschieden.
Als Scolari nach dem Debakel bei der Heim-WM 2014 seinen Posten räumen musst, steht Tite bereits in den Startlöchern.
Doch der Verband entscheidet sich für Carlos Dunga. Aber Dunga kann den freien Fall in dem sich Brasiliens Nationalmannschaft befindet nicht aufhalten. Bei der Copa América 2016 scheidet sein Team nach der Vorrunde aus. In einer Gruppe mit Peru, Ecuador und Haiti!
Tite macht Seleção wieder salonfähig
Dunga muss gehen, Tite übernimmt. Seither stehen 14 Siege, ein Unentschieden und nur eine unbedeutende Niederlage in einem Testspiel gegen Argentinien (in Melbourne!) zu Buche. Tite hat die Seleção wieder salonfähig gemacht und auf Platz 2 der Weltrangliste geführt. «Tite, der Retter», titelte die Fachzeitung Lance überschwänglich, nachdem Brasilien in der WM-Quali den Erzrivalen Argentinien 3:0 geschlagen hatte.
Und natürlich steigen die Erwartungen schon wieder in den Himmel: In der Heimat erwarten sie von Tite nichts weniger als den sechsten WM-Titel!