Das Bild ist schon bald neun Jahre alt: Der damals 17-jährige Haris Seferovic hält strahlend den goldenen WM-Pokal in der rechten Hand. Im Final der U17-Weltmeisterschaft hat der GC-Junior gegen Nigeria den einzigen Treffer geschossen. Nach der Landung in Kloten warten Tausende auf die ersten Schweizer Fussball-Weltmeister.
Im Hintergrund hält Seferovics Papa Hamza (mit Schweizer Dächlikappe) den geschichtsträchtigen Moment fest. Der Blick des Gold-Jungen gehört in diesem Augenblick aber einer blonden Frau. Er legt seinen linken Arm um sie.
Ist es Haris' Mama? Nein, es ist Karin Hug, die damals 39-jährige Internatsleiterin vom GC-Campus in Niederhasli ZH. «Mich nennen alle nur Campus-Mami», sagt Seferovics Schlummermutter neun Jahre nach dem überraschenden WM-Titel von «Sefe». «Ich erlitt damals fast eine ‹Herzbaracke›, als Haris im Final den einzigen Treffer schoss. Dass gleich vier Spieler von GC in der Startelf standen, machte uns alle hier besonders stolz.»
2007 ist der Junge aus Sursee LU im GC-Internat im Zürcher Unterland eingezogen. Seine Mitbewohner sind die späteren U17-Weltmeister Pajtim Kassami (heute Sion), Nassim Ben Khalifa (St. Gallen), Raphael Spiegel (Boavista Porto) und Charyl Chappuis (Muangthong United).
Karin Hug erinnert sich: «Haris war schmal und gross, genau so wie Pajtim. Und er war ein sehr scheuer, eher introvertierter Junge.
Das ist er übrigens heute noch. In der Öffentlichkeit wird er falsch abgestempelt. Er ist sehr anständig, hat auch während der Pubertät nie dumme Antworten gegeben.»
Von der Schlummermutter gibts für den 15-jährigen Luzerner ein klares Pflichtenheft. Karin Hug: «Jeder hat sein ‹Ämtli›. Sie mussten ihre Betten machen, die Bettwäsche wechseln, Abfall entsorgen, den Geschirrspüler ausräumen und Ende Woche zusammen den Aufenthaltsraum putzen.» Lichterlöschen ist um 22.30 Uhr.
Seferovic besucht im Schulhaus Seehalde in Niederhasli die Sekundarschule, später in Zürich gleich neben dem Letzigrund-Stadion die United School of Sports.
Aber in erster Linie hat er nur Fussball im Kopf. Im Nachwuchs bei GC. Und in den Schweizer Auswahlen. Von der U15-Nati an kickt der Sohn bosnischer Eltern für die Schweiz. Karin Hug: «Haris hat immer betont, dass er nur für die Schweiz spielen wolle. Er war mega stolz, für unser Land auflaufen zu können.»
Zwei Monate nach dem WM-Titel mit der Schweiz verlässt Seferovic den GC-Campus und das Land. Florenz, Lecce, Novara, San Sebastian, Frankfurt und Lissabon heissen seine nächsten Wohnorte. Unterbrochen von einem kurzen Abstecher 2011 zu Xamax, ehe der Verein wegen Bulat Tschagajew Konkurs geht.
«Ich hielt den Kontakt zu Haris immer aufrecht», sagt Karin Hug, «ich wünsche ihm vor den Spielen via Whatsapp Glück. Es kommt immer etwas zurück.»
Mitleiden musste das Campus-Mami, als Haris letzten November beim WM-Barrage-Rückspiel gegen Nordirland in Basel von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde. «Haris hat mir leidgetan, dass er sich in diesem Moment so schlecht fühlen musste. Jeder spielt besser, wenn er weiss, dass man an ihn glaubt. Für ihn ist das wie Benzin. Haris braucht das extrem. Er muss das Vertrauen spüren.»
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
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