Nati-Goalie Yann Sommer
«Bleiben lange in Russland – hoffentlich sehr lange»

Schreibt die Schweiz an der WM ein Sommer-Märchen? Goalie Yann Sommer redet über seine Vorbilder, seine Gitarre, seine Rituale – und er verrät, wer in der Nati-Kabine für die Musik sorgt.
Publiziert: 09.06.2018 um 12:34 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:00 Uhr
Michael Wegmann (Interview) und Toto Marti (Fotos)

BLICK: Yann Sommer, was muss unbedingt nach Russland mit, damit Sie sich zwischendurch vom Fussball ablenken können?
Yann Sommer: Bücher, mein iPad und meine Gitarre. Die hatte ich schon 2016 an der
EM in Frankreich dabei. Gitarrespielen bringt mich auf andere Gedanken. Wie ein Buch lesen.

Wenn Sie dauernd Musik machen, haben Sie wohl ein Einzelzimmer?
Seit Jahren schon. Ich bin zwar gerne mit meinen Kollegen zusammen, muss mich zwischendurch aber auch mal zurückziehen können.

Spielen Sie auch Playstation?
Mehr schlecht als recht. Ich habe keine Konsole und bin deshalb gegen meine Teamkollegen chancenlos. Gegen mich zu spielen, macht ihnen auch nicht wirklich Spass.

Jetzt ist Sommer-Zeit: Seit 2014 ist er die Nummer 1 der Schweiz.
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Haben Sie sich im Vorfeld über Russland informiert?
Natürlich bereitet man sich auf ein Land vor. Man schaut sich die Städte an, schaut, wie die Leute leben, informiert sich über Wirtschaft, Kultur, Sport oder auch darüber, was sie essen. Wir sind ja relativ lange da. Hoffentlich sehr lange!

Yann Sommer während des Testspiels gegen Spanien in Villarreal (1:1).
Foto: Toto Marti

Bekommt man als Fussballer vom Gastgeberland überhaupt etwas mit?
Unser Fokus liegt klar auf dem Fussball. Dennoch bekommen wir viel mit. Wie in Brasilien und in Frankreich werden wir auch in Russland viel unterwegs sein. Vielleicht haben wir mal etwas mehr Freizeit und können die Gegend erkunden. Aber wenn wir am Ende heimreisen, werden wir nicht die grosse Touristen-Tour gemacht haben. Wir reisen dahin, um Fussball zu spielen.

Wenn man so lange zusammen ist, gibts keinen Lagerkoller?
Dieses Problem hatten wir mit dieser Mannschaft noch nie. Ich nehme an, dass die Verantwortlichen – wie schon in Frankreich – darauf geachtet haben, dass wir im und ums Hotel herum viele Möglichkeiten haben. Wir sind zwar an einem schönen Ort an der Wolga stationiert, aber auch viel auf Reisen.

Man kann ja nicht nonstop Tischtennis-spielen  ...
Die Nati ist so etwas wie eine zweite Familie. Man redet miteinander oder macht sonst irgendwas. Wenn ich Lust habe, mal allein zu sein, ziehe ich mich zurück. Wir kennen dieses Leben alle sehr gut, wohnen viel und teilweise auch lange Zeit im Hotel. Wenn es sportlich gut läuft, ist die Stimmung natürlich automatisch gut.

Die Nati bezeichnen Sie als zweite Familie. Wird Ihre «erste» Familie auch in Russland sein?
Meine Eltern werden an allen Gruppenspielen dabei sein. Russland wird sicher auch für sie eine spannende Reise. Meine Freundin wird beim ersten Spiel gegen Brasilien im Stadion sein.

Und dann reist sie zurück?
Ja, sie hat dann andere Termine. Je nachdem, wie es läuft, reist sie dann wieder nach Russland.

Ihre Eltern reisen gerne herum.
Ja sie werden wieder viel reisen. Das wird wohl nicht mehr so einfach sein wie in Frankreich, aber sie werden sicher viel mehr mitbekommen als ich. Und auch die russische Küche kosten.

Sie kochen ja bekanntlich aus Leidenschaft und haben auch einen eigenen Blog.
Haben Sie schon russische Spezialitäten zubereitet?
Nein, ich habe mich auch noch nicht gross mit der russischen Küche beschäftigt. Wir Spieler essen auch in Russland wie immer. Unser Koch Emil Bolli wird uns wieder verwöhnen.

Vier Wochen Pasta für die Fussballer?
Nein! Stellen Sie sich vor, wir müssten vier Wochen dasselbe essen. Ich glaube, Emil kommt mit seiner Tochter Andrea. Sie kochen sehr abwechslungsreich, probieren auch mal was Neues aus und gehen auch auf Wünsche von uns Spielern ein.

Haben Sie auch schon mitgekocht?
Ich habe mich schon mit ihm übers Kochen und Essen unterhalten und ihm auch schon bei der Arbeit zugeschaut.

Sind Sie vor Länderspielen eigentlich nervös?
Ich bin sicher angespannt. Und das ist gut so, denn es fördert die Konzentration und die Leistung. Als Nationalspieler gibt es nichts Schöneres als eine WM, wir freuen uns riesig auf diesen Event.

WM und dann als Gegner Brasilien. Auch für Sie wahrscheinlich das Nonplusultra?
Natürlich ist das eine tolle Mannschaft mit herausragenden Spielern. Aber wir wollen gegen Brasilien ein gutes Resultat erzielen und uns für die WM ein gutes Gefühl holen.

Es hätte sicher einfachere Gegner gegeben als Brasilien, Serbien und Costa Rica ...
... darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Die Gruppe ist spannend. Alle Teams sind qualitativ sehr gut, spielen verschiedene Spielsysteme. Die Tagesform wird entscheidend sein. Für uns ist alles möglich.

Tönt selbstbewusst. Seit wann sind wir nicht mehr die «kleinen Schweizer»?
Das weiss ich nicht, ich war ja früher nicht dabei. Aber wir haben eine Mannschaft, die an sich glaubt. Eine Mannschaft, die weiss, dass sie an einem guten Tag viele Gegner schlagen kann.

Viele oder alle Gegner?
An guten Tagen können wir vieles schaffen. Das haben wir schon gegen Frankreich und Portugal gezeigt. Wir besitzen das nötige Selbstvertrauen, welches für so ein Turnier nötig ist.

Wurden Sie so selbstbewusst erzogen oder geboren?
Ich glaube, das habe ich im Sport gelernt. Selbstvertrauen ist unglaublich wichtig. Ohne kommt man nicht weit.

Granit Xhaka singt die Hymne
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Premiere im 62. Länderspiel:Granit Xhaka singt die Hymne

Seit Jahren sind Sie in der Nationalmannschaft gesetzt. Und damit ein Vorbild für Abertausende Kinder. Wem haben Sie als Kind nachgeeifert?
Der erste Nati-Goalie, den ich mitbekommen habe, war Jörg Stiel. Martin Brunner und Erich Burgener habe ich als Goalie-Trainer erlebt. Meine Vorbilder waren Edwin van der Sar, Peter Schmeichel und Gigi Buffon. Ich bewunderte die Ruhe und Technik von Van der Sar, die Power von Schmeichel und die Persönlichkeit von Buffon. Fabien Barthez gefiel mir auch.

Der wurde vor den Spielen von Abwehrboss Laurent Blanc immer auf den Kopf geküsst. Keine Lust, dieses Ritual zu übernehmen?
(Lacht) Rituale sollte man nie übernehmen. Das war ihre Tradition, hat sich entwickelt.

Haben auch Sie Rituale?
Ich bin nicht wirklich abergläubisch und habe keine Rituale. Ich versuche, vor den Spielen ruhig und relaxt zu sein. Ich berühre vor Anpfiff Pfosten und Latte, weil es mir ein gutes Gefühl gibt, nicht weil ich muss.

Hören Sie vor Spielen immer dieselbe Musik?
Nein. Ich sitze im Bus, schaue jeweils meine Playlist durch und höre dann, wonach ich Lust habe. Manchmal höre ich auch gar keine Musik. In der Garderobe läuft dann meistens nochmals laute Musik.

Wer ist der Nati-DJ?
Es gibt einige, die gerne ihre Musik auflegen. Shaq, Granit oder Breel zum Beispiel. Wer gerade Lust und das Gefühl hat, er habe die beste Musik.

Ist vor den Spielen ein grosses Geplapper oder ist es eher ruhig?
Eher ruhig. Die meisten hören im Bus schon Musik. Und diejenigen, die auch in der Kabine Ruhe brauchen, ziehen Kopfhörer an. Jeder lebt vor den Spielen in seiner eigenen Welt. Einige brauchen Unterhaltung, andere Ruhe.

Und nach den Spielen zieht man die Kopfhörer wieder an, wenn man nicht mit den Journalisten reden will?
Genau! (lacht)

**********

Ein richtiges Sommer-Märchen

Bereits mit vier Jahren zieht sich Klein-Yann beim FC Herrliberg erstmals die Goalie-Handschuhe an. Bis heute hat er sie nie mehr abgegeben. Via Concordia Basel landet er mit 14 beim grossen FCB. Um Spielpraxis zu gewinnen, wird er zu Vaduz und GC ausgeliehen. 2010 kehrt er nach Basel zurück, wird die Nummer 1 und viermal Meister. 2014 wechselt er in die Bundesliga zu Gladbach. In der Nati gibt Sommer 2011 sein Debüt. 2014 sammelt er in Brasilien erste WM-Erfahrungen, ist aber hinter Diego Benaglio «nur» die Nummer 2. Seit dessen Rücktritt im Sommer 2014 ist er die unbestrittene Nummer 1. Da er erst 29 Jahre alt ist, könnte er dies noch für längere Zeit bleibe

52 Seiten WM-Extra im Sonntagsblick!

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