Weil Fifa-Präsident Gianni Infantino zu viel Lohn will
Fifa-Reformer Scala tritt aus Protest zurück

Gianni Infantino hebelt die Aufsichtskommissionen aus. «Geldgier zerstört die Fifa-Reformen», sagt der Basler Strafrechtler Mark Pieth über den neuen Fifa-Präsidenten.
Publiziert: 14.05.2016 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:19 Uhr
Peter Hossli

Chaos bei der Fifa. Auf Antrag des neuen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino (46) entmachtete gestern der Fifa-Kongress in Mexiko City die unabhängigen Aussichtskommissionen des Weltfussballverbandes. Ab sofort entscheidet allein der Fifa-Council über die Wahl und Absetzung der Mitglieder aller unabhängigen Aufsichtsinstanzen.

Faktisch verlieren sie ihre Unabhängigkeit. Zumal Infantino den Council kontrolliert. Betroffen sind die Ethikkommission, Rekurskommission, Audit & Compliance Kommission und Governance Kommission.

«Mit dem gestrigen Entscheid ist der Reform-Prozess bei der Fifa zusammen geschlagen worden», sagt der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth (63) zu BLICK. «Es ist ein Rückfall in die düsteren Zeiten des Mittelalters von Blatter.»

Es war Pieth, der zusammen mit dem damaligen Präsidenten Sepp Blatter (80) im Jahr 2011 begann, die Fifa zu modernisieren, transparenter zu gestalten und mit unabhängigen Organen zu versehen. All das sei nun umgestossen worden, sagt Pieth. «Mit einem abgekarteten Spiel in Mexiko City», sagt Pieth. «Die Änderungen sind in letzter Minute reingeschmuggelt worden.» 

Pieth erhebt einen schweren Vorwurf an Infantino:«Geldgier zerstört die Fifa-Reformen.» Gemäss dem Basler Strafrechtler gab sich Infantino nicht mit dem Lohn zufrieden, den das Entschädigungskomitee der Fifa festgesetzt hatte. Das Angebot lag bei 2 Millionen Schweizer Franken im Jahr, offenbar zu wenig für den Walliser Juristen.

Fifa-Reformer Domenico Scala tritt zurück

Domenico Scala am Fifa-Kongress in Mexiko City.
Foto: Henry Romero

Erste Konsequenz: Domenico Scala tritt per sofort zurück. Der Präsident der Audit & Compliance Kommission der Fifa: «Ich bin über diesen Entscheid konsterniert, da damit eine zentrale Säule der Good Governance der Fifa untergraben und eine wesentliche Errungenschaft der Reformen zunichte gemacht wird.»

Scala will ein Zeichen setzten: «Mein Rücktritt soll auch ein Weckruf sein und den Beteiligten, die sich bis heute aufrichtig für die Umsetzung der Reformen eingesetzt haben, den Rücken stärken.»

Zwei Stunden nach Scalas Rücktritt meldet sich die Fifa: «Die Fifa akzeptiert den Rücktritt von Domenico Scala.» Dessen Vorwürfe seien «grundlos». Die Fifa konzentriere sich weiterhin auf den Reform-Prozess.

«Kein Kommentar», sagt Ex-Fifa-Präsident Blatter auf BLICK-Anfrage zur Entmachtung der Aufsichtskommissionen. Aber: «Ich freue mich, dass der Kosovo endlich als Fifa-Mitglied aufgenommen worden ist. Das ist ein Dossier, das noch ich behandelt habe, und eine Angelegenheit, die mir sehr am Herzen lag.»

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