Von der Fan-Kurve in den Krieg
Ukrainische Ultras wollen gegen Putin kämpfen

Sport ist in der Ukraine in den Hintergrund gerückt. Statt für Fussball interessiert sich die Ultras-Szene für den Krieg. In den Sozialen Medien werben sie dafür, sich als freiwillige Kämpfer dem ukrainischen Militär anzuschliessen.
Publiziert: 16.03.2022 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2022 um 15:22 Uhr

Seit knapp drei Wochen herrscht in der Ukraine Ausnahmezustand. Der Alltag hat sich komplett verändert. Wochentage gibt es nicht mehr, seit die Russen einmarschiert sind. Und was ist mit Sport? Den interessiert keinen mehr. Die Fussballkanäle Futbol 1/2/3 etwa zeigen statt Fussball Neuigkeiten von den Schlachtfeldern.

Doch die Fussballfans schauen nicht tatenlos zu. Sie werben im Internet dafür, sich als freiwillige Kämpfer dem ukrainischen Militär anzuschliessen. Schon kurz nach Beginn des Krieges ruft die Ultra-Bewegung «White Boys Club» von Dynamo Kiew zum Widerstand auf: «Wir sind bereit, zu kämpfen. Wir töten alle Besatzer, die in unser Land kommen. Es ist ein Aufruf an alle Menschen mit Ehre: Gehen Sie zur russischen Botschaft und protestieren Sie. Gehen Sie zu Ihrer Regierung und befehlen Sie ihr, gegen den gemeinsamen Feind zu kämpfen. Die Ukraine ist ein Schutzschild für Europa. Gemeinsam sind wir eine Macht.»

Ukrainische Armee zerstört russische Militärhelikopter
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Auf internationalem Flugplatz:Ukrainische Armee zerstört russische Militärhelikopter
Die Fans von Dynamo Kiew wollen an der Front gegen Russland kämpfen.
Foto: Getty Images
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Schon Kampferfahrung

Vergangene Woche kam ein weiterer Aufruf hinzu – per Video. Darin sind auch Mitglieder des «Hoods Hoods Klan» zu sehen – einer Fangruppierung des Klubs FK Arsenal Kiew. «Unsere Ukraine durchlebt eine der schwierigsten Phasen ihrer Geschichte. Unser Land steht einem ewigen Feind gegenüber, der seit Jahrhunderten unseren Willen und unsere Unabhängigkeit bedroht.»

Die Lust, das Land zu verteidigen, ist gross. Da rückt die Rivalität zu verfeindeten Klubs in den Hintergrund. Seit der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die allgemeine Mobilmachung angeordnet hat, dürfen männliche Staatsbürger zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht mehr verlassen. Mehrere Hunderttausend Menschen bieten ihre Hilfe an und wollen den Umgang mit Waffen erlernen. Doch anders als die Zivilbevölkerung verfügen viele Ultras bereits über Erfahrungen mit Kämpfen und Waffen.

Suche nach freiwilligen Kämpfern

2013 beteiligten sich ukrainische Ultras und Hooligans während der Euromaidan-Bewegung an den Protesten gegen die damals noch prorussische Regierung in Kiew. Und seit 2014 kämpft ein grosser Teil für das Asow-Regiment, eines der paramilitärischen Freiwilligen-Bataillone.

Die ukrainischen Fans sind aber nicht bloss bereit zum Kampf. Sie versuchen in den Sozialen Medien, Kämpfer zu rekrutieren. Es kursieren mehrere Empfehlungen, wie man aus Westeuropa über Polen in die westukrainische Stadt Lwiw und von dort über Kiew an die Front gelangen kann. (cef)

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