Zerfall des Rekordmeisters
Das GC-Protokoll des Schreckens

Es war einmal ... Im Berner Neufeld-Stadion feiert GC den 27. Meistertitel. Danach gehts beim Rekordmeister (fast) nur noch bergab. Seit 16 Jahren.
Publiziert: 05.03.2019 um 01:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2019 um 11:41 Uhr
Max Kern
Max KernSportjournalist

Der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber bittet vor dem Stadthaus an der Limmat zur Feier. GC-Präsident Dr. Peter Widmer, berühmt geworden durch den Deal mit den jüdischen Sammelklägern in den USA und seit 1999 Statthalter der Geldgeber Rainer E. Gut (VR-Präsident Credit Suisse) und Fritz Gerber (VR-Boss von Roche), zündet GC-Trainer Marcel Koller eine Meister-Zigarre an. Die beiden Wirtschaftskapitäne haben für die Titel 2001 und 2003 90 Mio. investiert. Nun geben sie ihr Spielzeug ab. Mit ihnen geht auch Rechtsanwalt Widmer.

CS-Mann Thomas Gulich übernimmt. Der Marathon-Läufer hat einen kurzen Schnauf. Heute ist er als Bereichsleiter Finanzen beim abgetretenen GC-Aktionär Heinz Spross.

«Eine Fusion von GC und dem FCZ ist unausweichlich»

Im November 2004 räumt GC-Zentralpräsident Rolf Dörig, CEO von Swiss Life, auf. Er ernennt Walter A. Brunner, einen Zigarren rauchenden Bau-Unternehmer, zum neuen Boss. Die Löhne der Nati-Spieler Cabanas und Spycher werden massiv gedrückt. 2005 sagt Brunner: «Eine Fusion von GC und dem FCZ ist unausweichlich.» FCZ-Boss Sven Hotz kontert: «Eine Fusion? Nie! Nie! Nie!»

Seit 2014 ist Stephan Anliker GC-Präsident.
Foto: Keystone
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Im April 2008 tritt Brunner in Schaffhausen vor laufender Kamera zurück. Trainer Krassimir Balakov weiss von nichts. Zwei Tage später steigt die Revolution. Es ist die Rückkehr von GC-Koryphäe Erich Vogel (damals 67). Ex-Nati-Goalie und Chirurg Dr. Roger Berbig lässt sich überreden, das Amt des Präsidenten anzunehmen. Heinz Spross, Neffe und Erbe der legendären GC-Hausbank Werner H. Spross, komplettiert das Trio Grande.

Balakov wird gefeuert. Hanspeter Latour kommt. Am 1. September 2007 steigt das letzte Spiel im Hardturm-Stadion. GC verliert 0:1 gegen Xamax. Das neue Stadion gibts auch zwölf Jahre danach erst auf dem Reissbrett.

GC-Führung fällt auf Investor Eckel rein

Trotz Warnungen von Erich Vogel («Das ist ein Hochstapler») fällt die GC-Führung im April 2009 auf den vermeintlichen Investor Volker Eckel rein. Der Deutsche spricht von 300 Millionen, die er investieren will. Im Herbst 2009 ist GC Letzter! Schafft dann aber unter Trainer Ciri Sforza einen Europa-League-Platz.

2011. GC startet als Tabellenletzter in die Rückrunde. Ex-Fifa-Generalsekretär Urs Linsi wird von André Dosé abgelöst. Der Swiss-Chef entlässt als erste Amtshandlung Trainer Sforza. Uli Forte übernimmt. Und schafft in der düsteren Phase ein paar Ausreisser nach oben. Rang 2, Cupsieg 2013. Der bis heute letzte Titel. Forte macht sich aus dem Staub.

Vier Sportchefs und sieben Trainer unter Anliker

Im April 2014 gibts erneut einen Führungswechsel. Der Langenthaler Stephan Anliker ersetzt den zu ausgabefreudigen Dosé. Unter dem ehemaligen Kugelstösser Anliker rutscht GC in die schlimmste Krise seiner 133-jährigen Geschichte. In Anlikers Regentschaft klassiert sich der Rekordmeister auf den Rängen 8, 4, 8 und 9. Zurzeit ist es der 10. und letzte Platz!

Anliker verbraucht mit Dragan Rapic, Axel Thoma, Manuel Huber und dem gestern gefeuerten Mathias Walther vier Sportchefs. Mit Michael Skibbe, Pier Luigi Tami, Carlos Bernegger, Murat Yakin, Thorsten Fink und den Interimslösungen Boro Kuzmanovic und Mathias Walther stehen sieben (!) verschiedene Trainer an der Linie. Der achte wird gesucht.

In fünf Jahren Anliker wurden 77 (!) Spieler geholt. Die Mannschaft hat heute noch kein Gesicht. Einziger Lichtblick: Das dritte Stadion-Projekt wird vom Zürcher Stimmvolk angenommen. 2023 – falls es nicht zu viele Einsprachen gibt – wird der neue Fussball-Tempel auf dem Hardturm-Areal eröffnet. Ob GC dann noch existiert? Zweifel sind angebracht.

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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