David von Ballmoos im Interview
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YB-Goalie spricht über Corona:David von Ballmoos im Interview

YB-Goalie David von Ballmoos
«Meine Eltern wissen nicht, was ich verdiene»

Hält der Captain seinen Laden heute gegen Cluj dicht, ist YB durch. David von Ballmoos (25) über Hyperaktivität als Bub, das Landleben und seine Corona-Erfahrung als Infizierter.
Publiziert: 10.12.2020 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2020 um 12:10 Uhr
David von Ballmoos ist heute die Ruhe selbst.
Foto: freshfocus
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Alain Kunz

BLICK: David von Ballmoos, die Rechnung ist einfach: Bleiben Sie gegen Cluj ohne Gegentor, ist YB weiter...
David von Ballmoos: Man weiss allgemein, dass der Weg zum Erfolg in der Defensive liegt. Die letzten zwei Spiele mit fünf Gegentroren waren nicht das Gelbe vom Ei. Aber wir haben zuletzt oft bewiesen, dass wir zu Null spielen können.

Wenn man das Spiel in Rumänien gesehen hat und auch die anderen Spiele in dieser Gruppe, muss man zur Erkenntnis kommen: YB hat mehr Klasse als Cluj. Das Verpassen der Sechzehntelfinals wäre eine Riesenenttäuschung.
Klar. Schliesslich haben wir uns das zum Ziel gesetzt. Wir wollen auch an diesen Zielen gemessen werden. Wir haben uns diese Chance erarbeitet. Jetzt wollen wir sie nutzen.

Kann man dieses Spiel als das Spiel der Saison bezeichnen?
Wir haben schon viele Spiele der Saison gehabt... Das Spiel, das ansteht, ist das wichtigste. Also ist es das wichtigste Spiel...

Man hat bei Ihnen das Gefühl, Sie lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Woher kommt das?
Keine Ahnung. Im Innersten sieht es manchmal anders aus. Aber ich versuche, das so wenig wie möglich nach aussen zu bringen. Auch um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Wenn ich nervöser bin als sonst, einen schlechten Tag habe oder einen Fehler mache – man kann dennoch Präsenz markieren und, ja, sich cool zeigen.

Alles kann man aber nicht spielen. Das muss man irgendwo herhaben. Spielt da die Herkunft eine Rolle?
Ich habe mir das über die Jahre schon angeeignet. Aber ich bin auch sonst ein ruhiger Typ … geworden.

Geworden?
Ja. In der Jugend war ich nicht so ruhig. Da war ich eher laut. Es musste immer etwas gehen. Aber ich bin viel ruhiger geworden. Ich kann mich viel besser konzentrieren und bin mental enorm gewachsen.

Dieses Lautsein – wie hat sich das manifestiert?
Das war für meine Lehrer und meine Eltern anstrengend. Ich war hyperaktiv. Ich habe oft versucht, Grenzen auszuloten. Ich wollte wissen, was passiert, wenn ich noch einen Schritt weitergehe. Ich war immer anständig, aber extrem lebendig. Ich brauchte Sport, oder es musste sonst was laufen. Zu Hause herumsitzen kam nie in Frage.

Waren Sie auch als Teenager noch so?
Immer weniger. Der Sport hat mich stark gebunden. Dann kam die Lehre dazu. Da hatte ich ein ganz schönes Programm. So habe ich gelernt, meine Energie zu bündeln und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Wann war der Zeitpunkt, als Sie sagten: Ich setze voll auf Fussball?
Spät! Nach dem Lehrabschluss. Da hatte ich zwar schon einen Profivertrag unterschrieben, aber ich wollte meine Lehre als Landmaschinen-Mechaniker unbedingt abschliessen. Nachdem ich bestanden hatte, das war 2014, sagte ich mir: Okay, schauen wir nun, ob es reicht im Fussball.

War das eine Vorgabe des Elternhauses?
Sicher auch. Ich bin so erzogen worden. Aber es war auch mein Wunsch. Es war nie mein Traum, mit 15 nur auf Fussball zu setzen. Ich war realistisch genug zu wissen, dass alles schnell vorbei sein könnte.

Persönlich: David von Ballmoos

David von Ballmoos wird am 30. Dezember 1994 geboren und wächst auf einem Bauernhof in Heimiswil im Emmental auf. Auf der «Lueg» mit Blick auf die «Glungge», den Hof, welcher dank «Uli der Knecht» in die Schweizer Filmgeschichte einging. Der Keeper ist gelernter Landmaschinenmechaniker. 2013 unterschreibt er bei YB seinen ersten Profi-Vertrag. Nach einer Leihe zu Winterthur, wo er als bester Goalie der Challenge League ausgezeichnet wird, kehrt er nach Bern zurück und wird die Nummer 1 von YB. Der Goalie ist mit Freundin Sarina liiert.

David von Ballmoos wird am 30. Dezember 1994 geboren und wächst auf einem Bauernhof in Heimiswil im Emmental auf. Auf der «Lueg» mit Blick auf die «Glungge», den Hof, welcher dank «Uli der Knecht» in die Schweizer Filmgeschichte einging. Der Keeper ist gelernter Landmaschinenmechaniker. 2013 unterschreibt er bei YB seinen ersten Profi-Vertrag. Nach einer Leihe zu Winterthur, wo er als bester Goalie der Challenge League ausgezeichnet wird, kehrt er nach Bern zurück und wird die Nummer 1 von YB. Der Goalie ist mit Freundin Sarina liiert.

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Für einen vom Land kam es doch ohnehin nicht in Frage, einfach nur Fussballer zu sein. Ohne Lehre. Oder sind das Vorurteile?
Es gibt diese Vorurteile, ja. Aber für meine Eltern zum Beispiel war das am Anfang auch nicht nachvollziehbar, dass man davon leben kann. Weil das eine Welt ist, die man auf dem Land, wie bei uns in Heimiswil im Emmental, nicht im Detail kennt. Für meine Eltern war es etwas vollständig Neues. Sie haben sich aber riesig gefreut für mich, als ich diese Chance erhielt und sie auch packte.

Was sagen Ihre Eltern, wenn sie jetzt Ihren Lohn sehen?
Den kennt niemand.

Na ungefähr werden sie doch wissen, dass Sie nicht so schlecht verdienen …
Meine Eltern wissen nicht, was ich verdiene. Das ist ihnen aber auch nicht wichtig.

Sie haben einst gesagt, Sie hätten das Gefühl, das Misstrauen gegenüber Fussballern nehme zu. Weil die Leute nach wie vor glaubten, dass alle Millionen verdienen würden. Obwohl diese Zeitung im Mai aufgedeckt hat, was ein Super-League-Fussballer im Schnitt verdient: nicht ganz 14'000 Franken.
Das mit dem Misstrauen ist so. Ich habe das zuletzt wieder gespürt, als es hiess, wir müssten wegen der A-fonds-perdu-Beiträge unsere Löhne offenlegen. Dabei wäre mancher tatsächlich überrascht, was in der Super League effektiv bezahlt wird. Klar: Bei YB haben wir eine privilegierte Situation, wir haben Erfolg und verdienen gut. Aber es schmerzt, wenn man immer wieder mit diesen Vorurteilen konfrontiert wird. Dabei sind es ganz wenige, die weit über dem Durchschnitt entschädigt werden.

Sie sind aber bereit, auf einen Teil Ihres Lohns zu verzichten?
Natürlich. Es ist eine spezielle Zeit für alle. Da ist sicher jeder bereit, etwas zu machen in diese Richtung.

Vermissen Sie das Landleben?
Ich bin nicht der Typ, der das Stadtleben zwingend braucht. Wenn ich einmal eine Familie haben werde, sehe ich mich eher zurückgezogen leben. Bei meinen Eltern zu Hause ist es extrem schön. Dort ist noch heile Welt (lacht).

Hat Ihnen Ihre mentale Stärke auch für die Zeit der Isolation geholfen?
Ich habe es mir schlimmer vorgestellt, als es schliesslich war. Ich hatte das Glück, dass ich mit meiner Freundin Sarina «eingesperrt» war.

War Sie auch positiv?
Sie ist nicht getestet worden, weil sie keinerlei Symptome hatte. Sie war in Quarantäne.

Dann durften Sie also keinen Kontakt haben.
Nein. Aber du weisst: Es ist jemand da. Man kann immer noch durch die Tür hindurch sprechen. Man hat nicht das Gefühl, ganz alleine zu sein. Denn zehn Tage ganz alleine im Zimmer, das ist schon brutal. So aber habe ich es relativ einfach überstanden. Auch dank vieler guter Freunde, die für mich einkaufen gegangen sind. Die haben auch geschaut, dass ich unterhalten werde. Einer hat mir sogar ein Programm zusammengestellt, damit ich nicht ganz «verdumme» …

Ein Programm? Welcher Art?
Weiterbildung im Bereich Immobilien.

Das war aber nicht Ihr Team­kollege Silvan Hefti, der einen Teil seines Geldes in Immobilien investiert hat?
(Lacht.) Nein. Das war niemand aus dem Fussball.

Haben Sie abwechslungsweise gekocht und dem anderen dann die Gerichte durch die Türe gereicht? Oder wie haben Sie das gemacht?
Sarina hat praktisch immer für mich gekocht.

Sie kochen aber auch gerne.
Ja, aber wenn man die Auflagen des BAG einhalten will, ist das kaum möglich.

Sie waren also nie in der Küche?
Nein.

Sie haben es also vorbildlich durchgezogen.
Ja. Sonst hätte es nichts gebracht.

Haben Sie Symptome gehabt?
Ja. Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Geschmacksverlust. Der Verlauf war eher mild. Es war bei mir wie eine stärkere Grippe. Die Symptome klangen nach zwei Tagen ab. Nach fünf, sechs Tagen war ich körperlich wieder komplett fit.

Wie lange hatten Sie keinen Geschmack?
Etwa drei Tage. Meine Freundin hat mir ein Curry gekocht – und ich habe das nicht gemerkt. Das war schon sehr komisch.

Karton?
Nein. Einfach nichts. Ich spürte bloss die Hitze.

Also war es völlig egal, ob es eine Himbeere, eine Bratwurst oder eine YB-Wurst war?
Ja. Bei mir war es so.

Was hat Sarina gekocht? Viel Fleisch, wie man das fast erwartet von jemandem vom Land?
Wir essen nicht extrem viel Fleisch. Sarina hat enorm abwechslungsreich gekocht. Sie hat aber auch trickreich versucht, mir vor allem jene Sachen zu kochen, die ich sonst nicht so gerne habe. Weil ich ja nichts schmeckte.

Was?
Sellerie zum Beispiel. Sie hats versucht. Und ich habe immer gesagt, es sei mega fein (lacht) …

Wissen Sie, wo Sie sich angesteckt haben.
Nein. Keine Ahnung.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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