«Magnin kennt die YB-DNA»
1:06
Spycher über den neuen Coach:«Magnin kennt die YB-DNA»

«Wir haben uns umarmt»
YB-Boss Spycher erklärt das emotionale Wicky-Out

Der YB-Trainer Raphael Wicky ist Geschichte. Warum der Tritt auf die Notbremse? Warum schon wieder eine interne Interimslösung? Und ist das Kader schlechter als vor einem Jahr? Der VR-Delegierte Sport und YB-Aktionär Christoph Spycher nimmt Stellung.
Publiziert: 04.03.2024 um 17:53 Uhr
|
Aktualisiert: 04.03.2024 um 19:32 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_344.JPG
Sebastian WendelReporter Fussball

Blick: Dass der Tabellenführer den Trainer entlässt, ist per se ein Widerspruch. Warum tuts YB trotzdem?
Christoph Spycher: Zuerst einmal sind da die Resultate, drei Niederlagen in Folge hatten wir bei YB schon lange nicht mehr. Abgesehen davon beobachten wir in der sportlichen Führung immer auch die Art und Weise unserer Auftritte. Und da haben die letzten Spiele gezeigt, dass die Energie fehlte. Speziell beim schmerzhaften Cup-Out in Sion fehlten Mentalität und Feuer auf dem Platz. Der Austausch mit Raphael Wicky war stets intensiv und respektvoll, so auch am Sonntagabend nach der Niederlage gegen den FCZ, als der Trainer und Sportchef Steve von Bergen ein langes Gespräch führten. Am Montagmorgen tauschten wir uns dann auch zu dritt aus und kamen zum Schluss, dass die Ansichten, wie wir aus der schwierigen Phase rauskommen wollen, zu weit auseinanderliegen. 

Was heisst das genau?
Da geht es um verschiedene Dinge, wie: Welche Inputs technischer und taktischer Natur braucht es? Welche Ansprache? Das Team braucht jetzt maximale Energie, um wieder in die Spur zu kommen. Es ist ein trauriger Tag für YB, und auch aus menschlicher Sicht schmerzt die Trennung sehr – uns wie Raphael. 

Man kann es auch so sehen: Dass während der Saison Ulisses Garcia nach Marseille wechselt, Loris Benito sich das Kreuzband riss und Filip Ugrinic wochenlang wegen eines Zehenbruchs ausfällt, dafür kann der Trainer nichts. Drei absolute Schlüsselspieler sind weggebrochen.
Wir verstehen uns bei YB immer als Team. Und damit ist klar, dass Raphael Wicky ganz sicher nicht der Alleinschuldige für die momentane Situation ist. Am Ende aber bietet ein Trainerwechsel am schnellsten die Gelegenheit, neue Kräfte freizusetzen.

Christoph Spycher und seine Mitstreiter in der YB-Führung sahen sich zur Freistellung von Trainer Raphael Wicky gezwungen.
Foto: TOTO MARTI
1/5

Wie hat Wicky auf die Freistellung reagiert?
Er ist wie wir schon lange im Geschäft und weiss, was in schwierigen Zeiten passieren kann. Die Momente nach dem letzten Gespräch waren sehr emotional, wir haben uns dann auch alle umarmt. Das war auch so, als er sich mit Stil von den Spielern verabschiedete. Wir hatten 20 Monate lang eine offene und ehrliche Zusammenarbeit, zwischenmenschlich wird nichts zurückbleiben. Auch wenn das Ende unschön ist für alle Beteiligten, können wir uns in Zukunft stets in die Augen schauen und auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. 

«Es ist der richtige Zeitpunkt für eine Trennung»
1:42
«Richtiger Zeitpunkt»:YB-Boss Spycher nimmt Stellung zum Wicky-Ende

Spricht aus dem Trainerwechsel die Angst vor dem Verlust des Meistertitels und die damit verbundene Qualifikation für die Champions-League-Playoffs?
Zum Ziel Meistertitel stehen wir weiterhin. Dennoch sind wir gut beraten, jetzt kurzfristig zu denken. Und das heisst: Voller Fokus darauf, das nächste Spiel gegen den FC Basel zu gewinnen. Jetzt stehen wir von der sportlichen Führung und die Spieler in der Pflicht, sie müssen wieder zu den Basics finden und stabiler werden.

Jetzt können Sie es ja verraten: Stand die Entscheidung, dass Wicky spätestens im Sommer gehen muss, schon lange fest?
Nein, wirklich nicht. Eine Vertragsverlängerung muss fundiert sein, kein Schnellschuss. Der ursprüngliche Plan war, in dieser Woche mit Raphael Wicky zusammenzusitzen und zu diskutieren, in welche Richtung es geht. Zuletzt ist auf Klubseite die Tendenz entstanden, dass es im Sommer wohl eher nicht weitergeht. Und durch die letzten drei Spiele ist jetzt Tempo in die Angelegenheit reingekommen. 

Mit früherer Klarheit in der Trainerfrage hätte sich YB viel Unruhe sparen können.
Ich habe die Ungewissheit nie als Problem gesehen. Der Sportchef und der Trainer sind die zwei wichtigsten Angestellten eines Fussballklubs, zwischen sie darf kein Blatt Papier passen. Auch wenn der Austausch zwischen Wicky und von Bergen immer offen und ehrlich war, herrschte in einigen Punkten Uneinigkeit. Das waren alles lösbare Themen, aber solange die nicht ausdiskutiert sind, machte eine Verlängerung für beide Seiten keinen Sinn. Zudem bringt auch eine Vertragsverlängerung keine langfristige Gewissheit, das haben wir bei Adi Hütter und Gerry Seoane gesehen, die ein halbes Jahr nach ihrer Unterschrift in die Bundesliga wechselten. Das Entscheidende ist die Transparenz, und die war zwischen Raphael Wicky und uns jederzeit gegeben.

Für Wicky übernimmt Joël Magnin. Ist er definitiv eine Übergangslösung?
Ja, mit ihm und Gérard Castella, der als Assistent dazukommt, ist klar abgemacht, dass sie im Sommer zurück auf ihre angestammten Positionen als U21-Trainer (Magnin) und Ausbildungsleiter (Castella) gehen. 

Warum eine interne Lösung? Letztes Mal, als sie Anfang 2022 nach der Entlassung von David Wagner mit Matteo Vanetta eine solche wählten, wurde es nicht wirklich besser.
Es braucht jetzt eine klare Ansprache, eine klare Philosophie und Kenntnisse über den Schweizer Fussball: All das vereint Joël. Wir haben noch zwölf Spiele vor der Brust, von denen wir schon das nächste gewinnen wollen. 

Dass der neue Trainer schon während der laufenden Saison beginnt, ist ausgeschlossen?
Ja. 

Wie viele Bewerbungen sind seit der Bekanntgabe des Wicky-Outs schon in Ihrem Maileingang gelandet?
Schon in den vergangenen Wochen haben sich Leute gemeldet, das ist halt so, sobald es irgendwo das kleinste Fragezeichen zum Trainer gibt. Seither sind einige mehr dazugekommen. Aber aktuell legen Steve und ich den Fokus auf die Mannschaft und den Staff. Die Suche nach einem neuen Trainer werden wir in den nächsten Wochen starten. 

Es heisst, Urs Fischer sei nicht abgeneigt, zu YB zu kommen.
In der Gerüchteküche werden in den nächsten Wochen etliche Trainer kurz vor der Unterschrift bei YB stehen. Namen kommentieren wir wie gewohnt keine.

Bei der Ursachenforschung für die YB-Krise fällt auch immer wieder der Begriff Qualitätsverlust. Ist das Kader schwächer als vor einem Jahr?
Das Kader von YB ist stetig im Wandel. Vor allem dann, wenn wir national und international erfolgreich sind. Nachdem ich Sportchef geworden war, war Denis Zakaria einer der ersten Spieler, die wir verkauft haben. Natürlich hätte ich ihn gerne 15 Jahre lang behalten. Aber eine Karriere lang die sportlichen und finanziellen Wünsche solcher Kaliber erfüllen zu können, ist für YB nicht realistisch. Wenn uns wichtige Spieler verlassen, müssen jene hintendran bereit sein, schnellstmöglich die Lücke zu füllen. Das gelingt manchmal besser, manchmal schlechter. Aber dieser Philosophie bleiben wir auch in Zukunft treu.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?