Teamplayer und Beckham-Double
Der Mensch Nicolas Schindelholz (†34) eroberte alle Herzen

Als Profi spielte Nicolas Schindelholz für Thun, Luzern und Aarau. Während seine Weggefährten aus Juniorenzeiten grosse Karrieren hinlegten, beklagte er sich nie über sein Schicksal.
Publiziert: 19.09.2022 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2022 um 16:41 Uhr
Sebastian Wendel

Wenn zwei Menschen sich treffen, gilt: Entweder es passt oder es passt nicht. Für alle, die Zeit seines Lebens Nicolas Schindelholz kennengelernt haben, galt: Es passt! Im vom Egoismus durchtriebenen Fussballgeschäft war der Dornacher eine Ausnahme. Zuerst das Team, dann ich - von Schindelholz nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt. Als er in der Sommerpause 2020 Sandro Burki anruft und sagt, dass er Lungenkrebs habe, bittet er den Sportchef des FC Aarau: «Sag es noch nicht den anderen Spielern. Sie sollen ihre Ferien geniessen.»

Bereits mit 16 debütiert «Schindi» als Innenverteidiger für seinen Stammklub SC Dornach in der 1. Liga, danach wird er vom FC Basel entdeckt und wechselt in die Juniorenabteilung von Rot-Blau. In den Nullerjahren wächst er Seite an Seite mit Yann Sommer, Fabian Frei, Timm Klose, Eren Derdiyok etc. heran und war in der U21 deren Captain - doch während seine Kollegen entweder beim FCB selber oder international grosse Karriere machen, bleibt eine solche Schindelholz verwehrt. Für ihn kein Grund zum Hadern: «Das sind alles meine Freunde, ich gönne jedem den Erfolg. Und ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.»

Verletzungsgeplagt in Thun und Luzern

Zwar holt ihn Murat Yakin 2009 zum FC Thun und gemeinsam steigen sie 2010 in die Super League auf, doch fortan lernt Schindelholz nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz zu kämpfen: gegen die Verletzungshexe. Achillessehnenriss, Kreuzbandanriss, Muskelbündelriss, etliche Muskelfaserrisse, Jochbeinbruch - die Liste ist lang und führt dazu, dass Schindelholz bis 2018 für Thun und Luzern «nur» auf 96 Super-League-Spiele kommt.

Nicolas Schindelholz' letzte Station im Profifussball war der FC Aarau.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Er nahm sein Los stets klaglos hin, sagte einst: «Nach drei bis vier Tagen jeweils, als ich wieder auf dem Hometrainer trainieren konnte, war die Motivation zurück. Es braucht Fleiss und viele Überstunden, um stärker als zuvor zurückzukommen. Ein verletzter Spieler trainiert mehr als ein gesunder – wer das nicht akzeptiert, für den wird es schwierig.»

2018 holt ihn Patrick Rahmen zum FC Aarau. Rahmen ist sportlich und privat ein enger Wegbegleiter von Schindelholz: Er war Trainer des Blondschopfs in der U21 des FCB, in Luzern und in Aarau. Und Rahmen ist eng befreundet mit Stefan Schindelholz, Nicolas' Vater. Beide Familien wohnen in Dornach, Stefan ist Präsident des SCD, Rahmen hat bei diesem seine Trainerkarriere begonnen.

«Nico ist ein sensationeller Typ»

Mit dem Wechsel nach Aarau geht die private Rückkehr in die Heimat Dornach einher. Mit Ehefrau Burcin hat Nicolas Schindelholz vier Kinder, das jüngste kam nach der Krebsdiagnose zur Welt. Bis zum Karriereende vor zwei Jahren ist seine Familie praktisch bei jedem Heimspiel im Brügglifeld zu sehen.

Beim FCA wird schnell zum Running Gag, dass er ausnahmslos alle Teamkollegen mit «Brueder» anspricht. Gianluca Frontino sagt damals im Rahmen einer Teampräsentation über ihn: «Er sieht aus wie David Beckham. Doch gibt es irgendwo ein blaues Auge, eine Platzwunde oder einen Nasenbruch zu haben - Schindi greift zu. Im Tischtennis ist es nur eine Frage der Zeit, bis er in die Wand rennt. Nico ist ein sensationeller Typ.»

Sportlich mag er nicht die grossen Stricke zerrissen haben, als Mensch indes reisst der Tod von Nicolas Schindelholz eine grosse Lücke in die Fussballschweiz. Das zeigen die zahlreichen Reaktionen auf seinen Tod. Ob Shaqiri, Xhaka, Frei, ob sie ihn nur kurz oder länger kannten – es galt: Es passt!

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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