Strellers Kampfansage vor Duell gegen ManUtd
«Wir wollen in die Achtelfinals!»

Marco Streller (36) betritt am Dienstag mit dem FC Basel die Bühne Old Trafford. Dieses Mal nicht in kurzen Hosen, sondern als Sportdirektor.
Publiziert: 10.09.2017 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:10 Uhr
Stefan Kreis (Interview) und Toto Marti (Fotos)

Marco Streller, ihr Jahrgänger Roger Federer mischt auch im fortgeschrittenen Alter noch die Tenniswelt auf, könnten auch Sie noch auf höchstem Niveau mithalten?
Marco Streller: Auf nationaler Ebene könnte ich mit meiner Erfahrung vielleicht noch was machen, international hingegen würde es nicht mehr reichen.

Seit ihrem Rücktritt vor zwei Jahren sind die FCB-Erfolge in der Champions League ausgeblieben, als SRF-Experte haben Sie im letzten Herbst unter anderem die fehlende Bereitschaft bemängelt. Eine Kritik an Urs Fischer, der zu wenig gewagt hat?
Ich finde, ich war damals sehr sachlich in meiner Analyse und möchte auch nicht weiter darauf eingehen, das ist Vergangenheit. Nur soviel: Manchmal ist es zu einfach, alles auf den Trainer zu schieben, er hat während des Spiels kaum mehr Einfluss auf das Geschehen.

Liegen die zuletzt ausgebliebenen Erfolge an der Konkurrenz, die Jahr für Jahr stärker wird?
Natürlich geht die Schere immer weiter auf, der Abstand zu den grossen Ligen, zu den grossen Klubs wird grösser und grösser. Unser Gegner vom Dienstag, Manchester United, hat unzählige Millionen für neue Spieler ausgegeben, auch die anderen Gruppengegner, Benfica und ZSKA Moskau, haben massiv mehr Mittel zur Verfügung als wir.

Marco Streller ist dem FCB bis in die Chef-Etage treu geblieben.
Foto: TOTO MARTI
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Klingt, als hissen Sie bereits vor dem ersten Anpfiff die weisse Fahne.
Das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen uns auch in dieser schweren Gruppe für den Achtelfinal qualifizieren, die Vergangenheit hat gezeigt, was möglich ist.

Als sich der FCB vor sechs Jahren in einer Gruppe mit Manchester United und Benfica durchsetzte?
Beispielsweise. Oder als wir in einer ebenfalls sehr schweren Gruppe mit Real Madrid und Liverpool weiterkommen konnten. Warum sollen wir das nicht erneut schaffen? Ich bin überzeugt, dass unsere aktuelle Mannschaft nicht schlechter ist, als jene FCB-Teams, die sich für die besten 16 Mannschaften Europas qualifiziert haben.

Den Grundstein für die erwähnten Erfolge legten Sie damals im September vor sechs Jahren auswärts im Old Trafford gegen Manchester.
Für mich noch immer einer der besten Auftritte der Vereinsgeschichte. Wir lagen zur Pause 0:2 im Rückstand, obwohl wir nicht die schlechtere Mannschaft waren. Auch deshalb hatten viele von uns in der Halbzeitpause eine drohende Klatsche im Kopf, dann setzte der damalige Trainer Thorsten Fink zu einer Rede an, die uns den Glauben zurückbrachte. «Seid ihr eigentlich doof, wir gewinnen das Ding hier», hat er gebrüllt. Und wir haben ihm das abgekauft, lagen plötzlich 3:2 in Führung, ein magischer Abend, auch wenn wir kurz vor Schluss noch den Ausgleich kassierten.

Trauen Sie dem in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend wirkenden Raphael Wicky eine solche Rede zu?
Natürlich, auch er kann das vermitteln, er kann sehr bestimmt sein und blickt – wie Fink – auf eine grosse Karriere als Spieler zurück. Er hat über 80 Länderspiele auf dem Buckel, die Schweiz hat grosse Spiele mit Raphi gewonnen. Er hat zudem für grosse Vereine im Ausland gespielt, er kennt solche Situationen.

ManUtd-Coach José Mourinho hingegen war nie ein grosser Spieler, gehört aber zu den erfolgreichsten Trainern der Gegenwart.
Was nichts heissen muss. Auch Jürgen Klopp war als Fussballer kein Welt-Star, gehört aber trotzdem zu den besten seines Fachs.

Sie haben gegen Mourinho eine weisse Weste, zwei Spiele, zwei Siege. Ist er ein schlechter Verlierer?
Das kann ich nicht sagen, ich hatten nach den Spielen ja nicht viel mit ihm zu tun. Aber er gab uns fair die Hand, wie sich das als Gentleman gehört.

Glauben Sie, dass Mourinho am Dienstag Rachegedanken hegt, weil er damals mit Chelsea zweimal gegen den kleinen FC Basel verloren hat?
Ich bin überzeugt, dass diese beiden Niederlagen heute noch an seinem Ego nagen und er um jeden Preis verhindern will, dass sich die Geschichte wiederholt. Er wird den FC Basel deshalb auf keinen Fall unterschätze, ganz im Gegenteil.

Sie persönlich haben an der Stamford-Bridge den Siegtreffer erzielt, auch bei den Triumphen gegen ManUtd, Liverpool und Tottenham waren Sie massgeblich beteiligt. Warum sind Sie der England-Schreck?
Vielleicht weil es für mich – mit Ausnahme des Joggelis natürlich – nichts Schöneres gab, als auf der Insel zu spielen, die Atmosphäre in den Stadion ist atemberaubend, das motiviert. Zudem hatte ich auf dem Platz immer schon früh das Gefühl, dass es hier was zu holen gibt. Das beflügelt ebenfalls.

Spielt der FCB gegen ManUtd so wie zuletzt in der Meisterschaft, dann gibts aber nichts zu holen….
Es ist richtig, dass die bisherigen Resultate noch nicht komplett unseren Erwartungen entsprechen, aber das liegt auch ein wenig an der Konstellation. Auswärts in Bern haben wir nicht zum ersten Mal verloren, dass wir gleich zum Saisonbeginn ins Stade de Suisse mussten, war nicht hifreich. Und wir haben mit Matias Delgado mitten in der Saison unseren Captain verloren, was ebenfalls nicht einfach war.

Hätte er auf internationalem Niveau noch mithalten können?
Das ist eine hypothetische Frage, Mati ist einer, der sich selbst gut einschätzen kann und sich deshalb für den Rücktritt entschieden hat. Das haben wir zu respektieren, auch wenn der Zeitpunkt für uns nicht optimal war. Hätten wir das früher gewusst, dann hätten wir vielleicht Zdravko Kuzmanovic behalten statt ihn nach Malaga auszuleihen.

Ist Delgados Rücktritt mit ein Grund für die teils ungenügenden Leistungen in der Meisterschaft?
Das soll und darf aber keine Ausrede sein für eine schlechte Leistung wie beispielsweise gegen Lugano. Der Auftritt gegen Sion in der ersten Halbzeit war hingegen sehr gut. Da können wir 3:0 führen. Aber klar: Den perfekten Match über 90 Minuten haben wir bislang noch nicht gesehen.

Sehen wir diesen am Dienstag gegen ManUtd?
Klar ist: Wenn wir im Old Trafford was holen wollen, dann brauchen wir den perfekten Match. In neun von zehn Spielen verliert der FCB gegen Manchester, aber wenn wir dann zupacken, wenn uns der Gegner was schenkt, dann liegt was drin. So wie damals vor sechs Jahren, als der grosse Rio Ferdinand im Duell gegen uns zu seinem Mitspieler sagte, er solle liegen bleiben, weil er Angst vor einer Niederlage hatte. Wenn wir daran glauben, dann ist alles möglich.

Haben Sie keine Angst, dass die Champions League aufgrund der Uefa-Reformen in Zukunft für den FCB unerreichbar sein wird?
Nein, denn wenn wir Meister werden, dann kriegen wir in der Qualifikation Gegner, die in unserer Reichweite liegen.

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