St. Gallen mit acht U21-Spielern auf Höhenflug
Espen-Trainer Zeidler erklärt seine Rasselbande

In der Super League einzigartig: St. Gallen fliegt von Sieg zu Sieg – und das mit 7 Spielern in der Startelf, die 21 oder jünger sind. Heute empfängt der Tabellendritte Leader Basel. Espen-Trainer Peter Zeidler (57) stellt seine Rasselbande vor.
Publiziert: 06.10.2019 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2019 um 15:05 Uhr
Max Kern

Was hat St. Gallens Rasselbande für den heutigen Spitzenkampf gegen den FC Basel wieder ausgeheckt?

Beim 4:0 gegen Thun standen in der Startelf des FCSG sieben Spieler, die 21 oder jünger sind. Mit Betim Fazliji (20) kommt ein achter Youngster häufig zum Zug,

Eine Rasselbande ist laut Duden «eine Gruppe von stets zu Streichen aufgelegten, lebhaften, übermütigen Kindern.» Was haben die Jungs heute vor? Und wie ticken sie?

Zeidlers Mannschaft sorgt in der Super League für Furore. Dies vor allem dank den Jungen.
Foto: Claudio Thoma / freshfocus
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Peter Zeidler stellt seine acht Youngster vor. Will aber zuerst noch eine Botschaft rüberbringen. Der Deutsche: «Das hat mit falscher Bescheidenheit nichts zu tun. Doch wir dürfen jetzt nicht das Gefühl haben, wir hätten mit den hinteren Plätzen nichts mehr zu tun. Lugano, Luzern und der der FCZ sind zu gut.»

So sieht Zeidler seine Rasselbande:

Silvan Hefti (21), Rechtsverteidiger und Captain. Zeidler: «Silvan ist mit über 100 Super-League-Spielen kein ganz Junger mehr. Er kommt aus einer echten St. Galler Sportlerfamilie. Sein Bruder spielt beim FC Thun, seine jüngere Schwester bei uns in der Ersten Liga. Mir imponiert, wie er sich in den letzten Wochen noch steigern konnte, offensiv wie auch defensiv. Er übt mehr Gefahr nach vorne aus. Das freut den Trainer. Silvan ist vom Charakter her enorm willensstark. Bei seiner Geldstrategie (er ist Mitbesitzer eines Mehrfamilienhauses, die Red.) zeigt er, dass er ein bisschen weiter denkt. Er ist am Morgen beim Frühstück immer einer der Ersten. Ich bin sicher, Silvan wird seinen Weg gehen.»

Leonidas Stergiou (17), Innenverteidiger. Zeidler: «Leonidas ist Jahrgang 2002, also sehr jung, Er ist auch sehr schnell, sehr sprunggewaltig und sehr lernfähig. Wir möchten ihn ganz behutsam aufbauen, deshalb haben wir ihn zweimal geschont. Er arbeitet zudem bei uns in der Event AG, nimmt’s auch in der United School of Sports sehr ernst. Bereits mit 16 debütierte er bei uns. Und der Sohn eines Griechen und einer Serbin aus Wattwil ist sehr stolz, für die Schweiz spielen zu dürfen. Leonidas ist noch nicht stabil, weder körperlich noch taktisch. Aber er saugt alles auf.»

Betim Fazliji (20), 6er oder Innenverteidiger. Zeidler: «Im Vergleich zu Stergiou ist der Junge aus Rebstein ein Spätstarter. Er spielte zwei Jahre in der U21. Jetzt hat er für uns schon vier Spiele gemacht als Innenverteidiger. Ich brachte ihn beim Sieg in Basel und beim Erfolg in Sion. Er ist taktisch enorm stark, verteidigt vorwärts richtig abgezockt. Und ist stolz, dass er erstmals für die U20-Nati aufgeboten wurde. Ein toller Junge, der immer mit einem Lachen auf dem Gesicht zum Training kommt.»

Yannis Letard (21), Innenverteidiger. Zeidler: «Ein Phänomen. Sass letzte Saison bei meinem Heimatverein VfR Aalen, der in die vierte Liga abstieg, nur auf der Bank. Zuvor lernte er zwei Jahre lang bei Stade Rennais unter Julien Stéphan, dem französischen Pendant zu Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann. Yannis, der denselben Berater wie Bayerns Weltmeister Benjamin Pavard hat, war im Sommer bei uns zwei Wochen im Probetraining. Er ist sehr schüchtern, muss in den Deutschkurs. Er fühlt sich aber bereits sehr wohl in der Ostschweiz.»

Miro Muheim (21), Linksverteidiger. Zeidler: «Miro ging bereits mit 16 vom FC Zürich zu Chelsea. Unser Sportchef Alain Sutter kannte ihn vom Coaching-Bereich her. Als ich nach St. Gallen kam, erholte sich Miro nach einem Kreuzbandriss. Er ist gelernter Stürmer, sagt aber, er fühle sich wohl als Verteidiger. Ich traf ihn kürzlich mal bei einer Vernissage und fragte ihn, was er hier mache. Seine Antwort: ‹Meine Mutter stellt hier aus!› Miro ist wie alle ausser Silvan Hefti diese Saison zum ersten Mal Stammspieler. Er muss sich noch an den höheren Rhythmus gewöhnen. Er ist als Verteidiger sicher noch nicht fehlerfrei. Gegen Basel bekommt er es jetzt mit den Besten wie Okafor zu tun.»

Jérémy Guillemenot (21), Spielmacher. Zeidler: «Ein echter Genfer. Jéréremy ging mit 18 zu Barcelona, hat dort sehr viel gelernt. Im ersten halben Jahr 2019 hatte er bei Rapid Wien ein paar wenige Einsätze. Er ist ein wilder Spieler, zwar nicht immer ganz präzise. Wir haben ihn vom Stürmer zum Spielmacher umfunktioniert. Er ist einer der Schlüsselspieler in unserem neuen System, kennt nur Vollgas. Der Romand spricht perfekt Deutsch. Und als mich U21-Nati-Coach Mauro Lustrinelli angerufen hat, habe ich ihm sofort gesagt: ‹Nimm ihn!›»

Ermedin Demirovic (21), Stürmer. Zeidler: «Nach dem Abgang von Kutesa mitten in der Saison haben Alain Sutter und ich lange einen Ersatz gesucht. Ich erkundigte mich bei Sochaux über ihn, wo ich vor St. Gallen tätig war. Ermedin ist beim Hamburger SV gross geworden. Er ist ausgeliehen von Deportivo Alaves, hatte bei uns einen Einstand nach Mass: Zwei Tore in drei Spielen. Im Profi-Geschäft kommst du am besten an, wenn du einnetzt, so kommt die Mannschaft auch zu Prämien. Der laufstarke Torjäger hat zurzeit eine Prellung, die er aber ignoriert.»

Boris Babic (21), Stürmer. Zeidler: «Der ehemalige St. Galler Junior fiel uns vor einem Jahr bei einem Testspiel gegen Vaduz auf – mit seiner Aggressivität, seinem Mut, seinem Draufgängertum und seiner Schnelligkeit. In der Challenge League pendelte er zuletzt zwischen Bank und Tribüne. Bei uns musste er jetzt den Weg über die U21 machen. Er hat sich darüber aber nie beklagt. Jetzt ist er bei uns nicht mehr wegzudenken. Boris hat seine Chance am Schopf gepackt. Er hat jetzt drei Monate gespielt, muss aber auch bereit sein, falls mal ein Tief kommen sollte. Im Sommer machten wir im Camp einen Ausflug an den Walensee. Da war er beim Stand-up-Paddling in seiner Heimat im Element. Kommt oft mit dem Zug von Walenstadt ins Training.»

Zeidler und seine Rasselbande. Sie bieten erfrischenden, kaum auszurechnenden Offensiv-Fussball. Und sorgen zwischendurch auch mal für einen Streich. Im Vorbereitungscamp im Fünfsterne-Hotel Grand Resort Bad Ragaz machte einer der Rasselbande im Wellnessbereich inmitten von älteren Gästen einen Kopfsprung ins Wasser. Zeidler: «Ich sagte: Jungs, das kommt nicht mehr vor! Denn die meisten Gäste dort sind ja nicht zwischen 20 und 30. Aber eigentlich hat’s mich gefreut.»

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Mannschaft
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FC Lugano
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Servette FC
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FC Zürich
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FC Luzern
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FC Basel
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FC St. Gallen
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FC Sion
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Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
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Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
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FC Lausanne-Sport
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FC Winterthur
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