St.-Gallen-Boss Matthias Hüppi
«Wir verkaufen keine Traumschlösser»

St.-Gallen-Präsident Matthias Hüppi schwebt auf Wolke sieben. Volles Stadion. YB in die Knie gezwungen. Tabellenführung. Und die FCSG-Aktien gehen weg wie warme Olma-Bratwürste.
Publiziert: 06.09.2022 um 12:55 Uhr
|
Aktualisiert: 06.09.2022 um 14:37 Uhr
Aufgezeichnet: Alain Kunz

Herr Hüppi, beim Blick auf die Tabelle muss das Herz des Präsidenten hüpfen.
Matthias Hüppi: Schon unsere Rückrunde war grandios. In der Jahrestabelle sind wir weit vorne. Das gibt dir ein rechtes Mass an Sicherheit.

Jahrestabelle 2022 der Super League
  • 1. St. Gallen 25 Spiele/49 Punkte
  • 2. YB 25/42
  • 3. Zürich 25/38
  • 4. Luzern 24/37
  • 5. Basel 24/35
  • 6. Lugano 25/33 (-3)
  • 7. Servette 25/33 (-12)
  • 8. Sion 25/31
  • 9. GC 25/29
  • 1. St. Gallen 25 Spiele/49 Punkte
  • 2. YB 25/42
  • 3. Zürich 25/38
  • 4. Luzern 24/37
  • 5. Basel 24/35
  • 6. Lugano 25/33 (-3)
  • 7. Servette 25/33 (-12)
  • 8. Sion 25/31
  • 9. GC 25/29
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Und die Fans strömen ins Stadion.
Nicht nur das. Die Leute bleiben auch nicht weg, wenn wir eines oder zwei Spiele verlieren. Ich spüre das tagtäglich. Ich bin ja permanent unter den Leuten. Es ist traumhaft so. Und dann kommt dieses Spiel gegen YB. Aber klar: Fabian Schubert tut mir enorm leid. Zumal es hiess, als er hierherkam, was wollen die mit diesem Österreicher? Und dann setzt er sich so gut durch!

Haben Sie mit Ulisses Garcia sprechen können?
Ja. Der war völlig aufgelöst. Ich nehme ihm voll ab, dass es für ihn sehr schwierig sei. Er wird sich bei Schubert melden.

Leader! St. Gallens Boss Matthias Hüppi jubelt nach dem Sieg im Spitzenkampf gegen YB.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Nach diesem Foul muss Schubert abtransportiert werden
0:31
Glasklare Rote Karte:Nach diesem Foul muss Schubert abtransportiert werden

St. Gallen gegen YB – da ist in den letzten Jahren etwas sehr Spezielles entstanden.
Der Ursprung liegt sicher in einem verrückten 3:3 2019/20. Aber es gab auch dieses 3:4 in Bern, in derselben Saison. Doch auch wenn wir jetzt gewonnen haben – wir sind und bleiben der Underdog in diesem Duell. Wir haben grossen Respekt vor diesem Gegner.

Kann der aktuelle Höhenflug über Weihnachten hinaus andauern?
Eine erste Zwischenbilanz ist erst nach zehn Runden möglich, erst dann kriegt die Tabelle Konturen. Also werden wir sicher nicht abheben. Aber es ist der Motor für weitere ausverkaufte Spiele. Das ist für uns relevant. Wir leben davon. Und jetzt haben wir eben eine Aktienkapital-Erhöhung lanciert. Besser konnte es vom Timing her nicht laufen. Die ist angelaufen wie verrückt.

Dabei es ist noch nicht lange her, da hatte Sportchef Alain Sutter den Existenzkampf ausgerufen. Weihnachten 2021.
Ja, klar. Da haben wir auch gekämpft. Wir hatten zwar nie Zweifel an unserem Weg, wussten aber, dass wir etwas machen müssen. In den grundsätzlichen Fragen herrscht bei uns – Trainer, Sportchef, Präsident als Vertreter des Verwaltungsrats – aber immer Einigkeit. Das ist extrem viel wert.

«Nach dem Spiel zu mir gekommen und hat sich entschuldigt»
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Was war der Schlüssel zum Turnaround?
Das waren nicht einzelne Spieler. Und das waren nicht nur die neuen Spieler im Winter. Diejenigen, die schon hier waren, waren genau gleich beteiligt. Entscheidend war vielmehr, dass wir Ruhe bewahrt haben. Dass von aussen dann Kritik kommt, ist ganz logisch. Aber das darf dich in deinen Entscheiden, die du intern fällst, nicht beeinflussen. Wenn du das Gebilde mal so beieinanderhast, hast du sehr viel erreicht. Ich habe als Journalist oft erlebt, wie etwas zu bröckeln begann, weil Meinungen auseinandergingen. Dass wir das hingekriegt haben, spüren die Menschen. Deshalb haben wir dieses Vertrauen.

Hüppi persönlich

Der St. Galler Matthias Hüppi (64) studiert nach der Matura einige Semester Jura, ist danach kurz als Reporter beim Schweizer Radio tätig, ehe er von 1981 bis 2017 beim Schweizer Fernsehen arbeitet. Dort moderiert er unter anderem das Sportpanorama und prägt während Jahren zusammen mit Bernhard Russi die Ski-Berichterstattung der Schweiz. Seit Januar 2018 ist er vollamtlicher Präsident des FC St. Gallen. Hüppi ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter und einen Sohn.

Der St. Galler Matthias Hüppi (64) studiert nach der Matura einige Semester Jura, ist danach kurz als Reporter beim Schweizer Radio tätig, ehe er von 1981 bis 2017 beim Schweizer Fernsehen arbeitet. Dort moderiert er unter anderem das Sportpanorama und prägt während Jahren zusammen mit Bernhard Russi die Ski-Berichterstattung der Schweiz. Seit Januar 2018 ist er vollamtlicher Präsident des FC St. Gallen. Hüppi ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter und einen Sohn.

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Welchen Einfluss hat der Umbruch im Team diesen Sommer gehabt?
Alle haben gesagt, Stergiou gehe sicher, Zigi auch. Die sind aber immer noch da. Gegangen sind andere, von denen man es nicht unbedingt erwartete. Aber die Achse ist weitestgehend zusammengeblieben. Görtler, Quintilla, Guillemenot, der sich sehr positiv entwickelt hat. Dazu haben wir mit den Zuzügen eine grössere qualitative Breite. Wir haben nun eine Bank, die ist mit Spielern bestückt, von denen jeder von Beginn weg spielen könnte.

Wie YB …
Ja. Und auch wie Basel. Aber wir wollen uns nicht mit diesen Klubs vergleichen. Wir haben eine ganz andere Ausgangslage. Wir sind halt etwas anders. Wir sind wir.

Wir sind wir. Mia san mia. Das wäre dann der FC Bayern …
Nein, nein. Das will ich nicht so verstanden haben. In diesem Fall sind wir halt etwas anders. Das sieht man auch in dieser Aktienkapital-Erhöhung. Wir haben 8800 Aktionäre in der Public AG. Jetzt werden 4000 neue dazukommen. Das machen wir ohne jegliche wirtschaftliche Not. Wir machen es, weil wir das Fundament verstärken und an Breite gewinnen wollen. Ich war vor dem Spiel in der Stadt. Da sind alle in Grünweiss herumgelaufen.

Keine Befürchtung, dass diese Emotionen überborden können?
Nein. Eine Euphorie kann man erstens nicht künstlich erzeugen und zweitens nicht bremsen. Du kannst den Leuten nicht sagen: Hey, seid bitte nicht euphorisch, weil wir wahrscheinlich verlieren. Da haben wir aber immer einen klaren Bezug zur Realität. Wir verkaufen da keine Traumschlösser.

Und jetzt kommt als Nächstes Mario Balotelli. Da kommen vielleicht wieder 19'200.
Das ist sehr gut möglich. Vielleicht ist dann sogar der Gästesektor endlich mal voll, wenn Sion kommt. So wie bei YB, Basel, Zürich und Luzern.

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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