Darum liess sich Barthélémy Constantin erst jetzt impfen
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Sion-Sportchef im Interview:Darum liess sich Barthélémy Constantin erst jetzt impfen

Sion-Sportchef Barthélémy Constantin (27) über Rentner CC und Emma
«Die drei Monate auf der Strasse haben mir gutgetan»

Der Vater geht offiziell in Pension. Der Junior arbeitet im Betrieb in leitender Position. Im normalen Leben übernimmt dieser dann. Nicht so beim FC Sion. Dennoch ist das für Sohn und Sportchef Barthélémy Constantin absolut okay.
Publiziert: 16.01.2022 um 16:58 Uhr

An welchem Transfer sind Sie gerade?
Barthélémy Constantin: An keinem Zuzug. Im Moment müssen wir im Kader abspecken und Spieler loswerden. Wir haben zu viele, was uns das Leben zuletzt erschwerte.

Wie kam es zu dieser Situation mit zeitweise vierzig Kaderspielern?
Die Periode nach dem verlorenen Cupfinal 2017 war ganz schlecht für den Klub. Da haben wir eine Kette an Fehlern gemacht und waren uns dessen nicht bewusst. In der Folge haben wir viel zu viele Spieler geholt, um einen radikalen Wechsel zu vollziehen.

Wo steht der FC Sion aktuell?
Wir sind auf dem richtigen Weg. Vor allem, weil ich glaube, dass mittlerweile das Bewusstsein dafür vorhanden ist, einmal gemachte Fehler nicht zu wiederholen. Aber wir stecken immer noch mitten im Sturm.

Vater und Sohn Constantin. Barthélémy sagt, ihr Verhältnis sei nicht grosses Kino.
Foto: keystone-sda.ch
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Und wohin soll es in der Rückrunde gehen?
Wir sind daran, den Klub neu zu strukturieren und besser aufzustellen. Das Ziel ist es, die Saison in der ersten Tabellenhälfte abzuschliessen.

Was haben Sie Ihrem Vater zum 65. Geburtstag geschenkt?
Noch nichts. Ich kam am achten Januar aus der Quarantäne. Das war ein Tag nach seinem Geburtstag. Wir hatten noch keine Zeit, gemeinsam Zeit zu verbringen. Am Sonntag sollte es klappen. Dann werde ich ihm einen Skitag offerieren und ein Überraschungsgeschenk machen.

Nun hat der Herr Vater das AHV-Alter erreicht …
(Barth lacht laut …)
… das wirkt irgendwie bizarr, nicht?
Und wie! Aber er hat sich letztes Jahr nicht für die Auszahlung angemeldet, also kann er auch keine AHV beziehen. Das kann man bis 70 machen. Er wird das so handhaben. Falls überhaupt. Aber sicher arbeitet er weiter.

Es war ja auch nicht zu erwarten, dass es beim FC Sion zu- und hergeht wie in einem «normalen» KMU und der Sohn, der im Betrieb mitarbeitet, das Zepter übernimmt, wenn der Vater abtritt.
Nein. Das Wort Ruhestand existiert in unserer Familie ohnehin nicht. Wenn ich meinen Grossvater sehe, der im Februar 90 wird und heute noch arbeitet, nachdem er lange Covid-Probleme gehabt hatte. Nein, das Wort Ruhestand kennt die Familie Constantin nicht.

Was macht Grossvater Martial?
Er hat seine Kunststein-Firma vor zwei Jahren verkauft. Aber er kümmert sich immer noch um Baustellen, wo es Granit, Marmor und so weiter braucht. Beim Verkauf der Firma hat er gesagt, er bleibe noch drei Jahre Angestellter.

Ihr Vater hat letzthin gesagt: «Wenn Sie jemanden lieben, lassen Sie ihn diesen Job nicht machen.» Er meinte damit den Job als Präsidenten des FC Sion. Liebt Sie Ihr Vater?
Ich denke schon. Ich bewundere meinen Vater, das mal vorneweg. Aber es gibt auch eine finanzielle Realität, was der Klub kostet, der Fussball generell. Da muss man eine ganz schöne Stange Geld generieren für den Alltag und zusätzlich für schlechte Zeiten. Man gibt da mehr Geld aus, als man einnimmt.

Sie haben im Trainingscamp 2013 mal gesagt, Sie wollten sein Nachfolger werden …
Wie alt war ich da? Achtzehn … Klar will der Bewunderer des Vaters in seine Fussstapfen treten. Aber im Moment denke ich eher an einen anderen Klub, als hier Millionen auszugeben. Es ist immer noch ein Traum, nur ist er mittlerweile viel kleiner.

Welcher Traum ist denn im Moment gross?
Zusammen mit meinem Vater mit Sion Meister zu werden. So wie wir gemeinsam 2015 den Cup gewonnen haben. Das ist mein echter Traum!

Dafür bleiben dann noch drei, vier Jahre, weil er angetönt hat, dann abtreten zu wollen.
Schauen wir mal, was dann ist. Abgesehen davon hat er immer nur davon gesprochen, als Präsident zurückzutreten. Aber nicht, den Klub verkaufen zu wollen.

Wohin soll es Sie in Ihren Lehrjahren als Sportchef ziehen?
Zuerst gibt es in Sion noch ganz viel zu tun. Ich werde noch ein Weilchen hierbleiben. Bis wir hier bessere Tage erleben. Danach? Man träumt immer von den grossen Klubs, logisch. Aber die grösste Fussball-Leidenschaft habe ich in Argentinien gesehen. Unglaublich, wie dort die Fussballglut brennt! Klar, auch in Marseille, in den türkischen Spitzenklubs, ein bisschen bei der AC Milan ist die Begeisterung riesig. Aber nein, das gibt es in Europa nicht wie in Argentinien.

Wie kam es, dass Sie nie eine Lehre abgeschlossen haben?
Als ich in der Adoleszenz war, haben sich meine Eltern getrennt. Mein Vater war dann weit weg von mir. Dennoch wollte ich ihm unbedingt nahe sein. Das ging nur während der Arbeitszeit.

Was haben Sie angepackt, das Sie nicht zu Ende brachten?
Vor allem die Schauspielschule in Paris. Es war damals mein grösster Traum, Schauspieler zu werden. Ich habe sieben Jahre lang Theater gespielt. Aber dieser Plan verlor gegenüber dem zweiten, Sportchef zu werden.

Ihr Vater hat Sie auch mal rausgeworfen.
Ja. Das war nachdem wir im Fall Gattuso komplett verschiedener Meinung gewesen waren. Ich war renitent. Und ein Idiot. Ich arbeitete dann als Gemeindeangestellter in Martigny, vor allem auf der Strasse. Nur drei Monate. Aber diese haben mich geprägt. Das war Arbeit mit echten Menschen. Und sie hat mich für Dinge sensibilisiert, die ich zuvor nicht mal wahrgenommen hatte. Das hat mir gutgetan.

Welche Jobs haben Sie da gemacht?
Ich habe Weihnachtsdekorationen in der Stadt aufgehängt, Maschinen gereinigt, war Handlanger des Stadtelektrikers, habe Gärtnerarbeiten gemacht und so weiter.

Haben Sie sich seither mit Ihrem Vater nochmals so richtig in den Haaren gelegen?
Zwischen ihm und mir – das ist kein grosses Kino. Wir sagen uns die Meinung. Und raufen uns dann zusammen, denn der gegenteilige Respekt ist gross.

Ist Ihr Vater altersmilde geworden?
Ja, ganz klar.

Wie drückt sich das aus?
Er ist ruhiger geworden, entspannter, weniger emotional. Oder kurz: weiser. Noch weiser!

Ist das ein Wandel zum Guten?
Ja, absolut. Es hilft auch unserer gemeinsamen Arbeit.

Erstmals hat er einen Vizepräsidenten an seiner Seite. Was hat mit Gelson Fernandes geändert?
Gels entlastet ihn. Und wir bilden ein Führungstrio, das ein echtes Team ist. Das kannte er früher nicht.

Wie sind die Aufgaben zwischen Ihnen und Gelson verteilt?
Wir sind sehr kompatibel und ergänzen uns hervorragend. Mal ist er der Mann im Vordergrund, mal ich. Das klappt exzellent.

Welchen Sport üben Sie aus?
Ich gehe viel spazieren, steige dann und wann aufs Rad, drinnen und draussen, und spiele ab und zu Fussball.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den Spielern? Man sagt Ihnen nach, es sei sehr eng. Oft zu eng.
Ich bin für sie da, auch wenn sie meine Angestellten sind. Die menschliche Komponente ist da enorm wichtig. Und doch sage ich ihnen: Wenn etwas schwarz ist, ist es schwarz und nicht weiss.

Sie sind also nicht mehr einfach Fan von ihnen wie einst?
Ich habe mich früher stark von Emotionen leiten lassen. Zu stark. Ich liebe Menschen, nach wie vor. Aber wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen, muss man kaltblütig handeln. Und wenn man in den Krieg ziehen muss, zieht man eben in den Krieg – so wie vor jedem Spiel.

Gibt es ausser Ihrer Mutter und Ihren beiden Schwestern eine Frau in Ihrem Leben?
Nein. Ich habe immer gesagt, die Frauen meines Lebens seien meine Mutter und die Schwestern.

Organisiert Ihre Mutter immer noch die Tombola für die Sauerkraut-Gala des FC Sion, also Ihres Vaters?
Ja. Wenn es denn wieder eine gibt. Meine Eltern mögen sich wohl getrennt haben, aber sie haben sich nicht scheiden lassen und sie verstehen sich nach wie vor sehr gut. Wir sind an Weihnachten alle zusammen bei meiner Mutter gewesen. Wir feiern auch den Muttertag und die Geburtstage zusammen.

Und wie ist Ihre Beziehung zu Emma Collombin, der Freundin Ihres Vaters?
Wir verstehen uns gut, da gibts keine Probleme. Warum?

Wie alt ist sie?
Fünfunddreissig, glaube ich.

Sie könnte auch Ihre Freundin sein, das würde vom Alter her passen …
(Lacht) Stimmt. Aber ich bin doch nicht fünfunddreissig ... Nein, Fakt ist, ich mische mich nicht in das Privatleben meines Vaters ein. Und ich habe begonnen, gewisse Dinge im Leben zu verstehen. So, wie solche Dinge zu respektieren.

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