Sion-Goalie Lindner wurde in Basel vom Hof gejagt
«Keine Ahnung, ob ich Degen die Hand geben würde»

Man spürt förmlich, wie es bei Sion-Goalie Heinz Lindner kribbelt. Das erste Spiel mit Mario Balotelli – dazu gegen den FC Basel. Kann er da wirklich cool bleiben?
Publiziert: 03.09.2022 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2022 um 13:19 Uhr
Alain Kunz

Bleibt Heinz Lindner (32) cool? Zumindest in Bezug auf Mario Balotelli scheint ihm das zu gelingen: «Das ist ganz gut für die Schweizer Super League, solch ein grosser Name. Das wird sicher Aufmerksamkeit von anderen Ländern auf sich ziehen», sagt der Sion-Goalie – und lässt sich nicht gross in die Karten blicken. Mal schauen, wie es am Samstag ausschaut, wenn der österreichische Teamkeeper erstmals mit Super-Mario auf dem Platz steht.

Tramezzani vergleicht ihn mit Zenga und Pagliuca

Weit mehr Emotionen ruft der Gegner hervor: der FC Basel. Der Klub, der sich scheinbar ohne Not vom statistisch besten Goalie der letzten Saison getrennt hat.

So wird Heinz Lindner mit der Nachwuchs-Nachricht überrascht
0:32
Nachwuchs bei Sion-Goalie:So wird Heinz Lindner mit der Nachwuchs-Nachricht überrascht

Apropos Statistik: Lindners neuer Trainer Paolo Tramezzani, 101 Serie-A-Spiele, bemüht keine Statistiken, um Lindner einzuordnen. Vielmehr ein bisschen Pathos: «Ich habe in meiner Karriere viele grossartige Goalies gekreuzt: Walter Zenga, Gianluca Pagliuca, aber auch Ian Walker bei Tottenham, damals englischer Nati-Torwart. Und ich sage: Heinz ist auf demselben Level wie die. Einfach unglaublich stark!»

Letzte Saison: Heinz Lindner kassiert im FCB-Dress ein Penalty-Tor von Sions Anto Grgic.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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«Ich verstehe den Entscheid bis heute nicht»

Nur eben: Der FCB und Boss David Degen haben das anders gesehen. Und so hat man dort dem damals 31-jährigen Lindner den 34-jährigen Marwin Hitz vor die Nase gesetzt. «Ich verstehe den Entscheid bis heute nicht», sagt Lindner, «habe ihn aber akzeptiert. Dementsprechend habe ich mich auch verhalten.»

Den wahren Grund kennt er nach wie vor nicht. «Ob es jetzt der faule Apfel war, der da zitiert wurde, das Spiel mit dem Fuss, die Strafraumbeherrschung, die Nationalität. Das ist doch alles nie für bare Münze genommen worden. Egal, jetzt bin ich beim FC Sion und versuche nun gegen den FC Basel zu gewinnen», sagt der Mann, der mit seiner Verlobten, dem Model Anna-Christina Schwartz, zuhause mit einer App Französisch büffelt und demnächst einen Sprachkurs in Angriff nehmen wird.

Gaben private Gründe den Ausschlag?

Aber woran lags denn nun, dass er in Basel gehen musste? Liegen die Gründe im privaten Bereich? «Möglich, möglich», so der Mann aus Linz. Mehr sagt er dazu nicht. Ausser: «Ich finde es schade, dass nie mit mir gesprochen wurde, sondern die Kommunikation nur übers Management gelaufen ist. Aber so ist das Business. So war der Abschied von Basel unschön. Schade. Ich hätte es mir anders vorgestellt, weil ich ein Fan dieses Klubs bin.»

Am Samstag kann aber alles anders sein. Da könnte das alles hochkommen, wenn er ins Stadion einläuft und die Gesichter auf der anderen Seite sieht, von denen er viele kennt. Vielleicht läuft ihm sogar Klubbesitzer David Degen über den Weg. «Ich brauche nicht zu leugnen, dass dies ein sehr, sehr besonderes Spiel ist. Ich kanns kaum erwarten, die Mitspieler, die Freunde wurden, wiederzusehen. Ich freue mich jedenfalls extrem.»

Acht Sekunden Schweigen ...

Wohl aber nicht auf Klub-Boss Degen. Acht Sekunden lang sagt Lindner nix auf die Frage, ob er ihm die Hand geben würde. «Keine Ahnung. Aber wie gesagt: Mit mir wurde ja nicht gesprochen. Egal. Ich glaube, ich bin ein sehr umgänglicher Mensch, mit dem man normal reden kann und der keine Giftpfeile verschiesst. Das ist nicht mein Charakter. Ich bin nicht nachtragend, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Situation anders ist. Ich stehe da drüber.»

Wunderbar ausgewichen, Höchstnote auf diplomatischer Ebene. Aber nochmals: Geben Sie, Herr Lindner, dem Herrn Degen die Hand? «Ich glaube, der ist immer auf der Tribüne und nicht unten. Und auf die Tribüne werde ich nicht hochgehen …» Und wenn es sich ergibt, man sich kreuzt? «Dann habe ich kein böses Blut …» Summasummarum: wohl schon. Wenn auch nicht ganz ohne Widerwillen.

Ganz anders siehts beim Willen aus, den ersten Heimsieg nach zehn sieglosen Spielen im Tourbillon einzufahren. «Das ist dringend nötig. Am besten fangen wir gleich am Samstag damit an», schliesst Lindner.

Warum Basel Lindner wirklich loswerden will
1:12
Hitz ist nicht der Grund:Warum Basel Lindner wirklich loswerden will
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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