«Wir müssen die Kurve wieder erwischen»
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GC-Sportchef zu Niederlagen:«Wir müssen die Kurve wieder erwischen»

Neuer Sportchef will GC-Profis kämpfen sehen
Was macht eigentlich Haas?

Als Spieler ist Bernt Haas weit gereist. In England hat er gelernt: Auf dem Platz rennen die Spieler um ihr Leben. Diese Mentalität will er als Sportchef nun den GC-Profis einimpfen.
Publiziert: 23.10.2022 um 09:35 Uhr
Sebastian Wendel (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

«Die spinnen, die Briten!», sagt Obelix zu Asterix beim Besuch auf der Insel. So krass drückt sich Bernt Haas (44) nicht aus, aber was der ehemalige Rechtsverteidiger bei seinen England-Abenteuern in Sunderland und West Bromwich erlebte, war gewöhnungsbedürftig: Trainer, die nur einmal pro Woche im Training erscheinen; mit Bier gefüllte Badewannen nach Spielende, daneben ein Stapel Pizzaschachteln; Spieler, die erst eine Stunde vor Anpfiff erfahren, dass sie nun doch auf der Tribüne sitzen.

Haas könnte noch lange erzählen. Doch etwas ist ihm geblieben – und das will er als neuer Sportchef auch den Profis von GC eintrichtern: «Egal, was vorher war: Ab dem Anpfiff rennen in England die Spieler um ihr Leben. Diese Intensität habe ich in meiner Karriere sonst nirgends erlebt. Keiner muss nach dem Spiel in den Spiegel schauen und sich eingestehen, dass er nicht alles gegeben hat. Diese Einstellung will ich auch von unserem Team spüren.»

Es soll keiner nach einem Tor das Klub-Logo küssen, im globalisierten Fussball bedeute Identifikation etwas anderes: «Die Jungs müssen wissen, dass sie bei GC Zürich für einen Traditionsklub spielen. Ich habe ihnen gesagt: Schaut nach links und nach rechts, das sind eure besten Kollegen für die nächsten Monate. Mit euren Mitspielern werdet ihr mehr Zeit verbringen als mit den meisten anderen Menschen in eurem Leben.»

Seit diesem Sommer ist Bernt Haas Sportchef bei GC.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Das ist Bernt Haas

Der schweizerisch-österreichische Doppelbürger (1978 in Wien geboren) unterschrieb mit 15 bei GC seinen ersten Profivertrag. Nach sieben Jahren beim Rekordmeister waren Sunderland, der FC Basel, West Bromwich, Bastia, Köln und St. Gallen bis zum Karriereende 2010 seine weiteren Stationen.

Zwischen 1996 und 2005 absolvierte er 36 Einsätze für die Schweizer Nati. Von 2015 bis 2018 war Haas Sportchef beim FC Vaduz, von 2020 bis 2022 beim FC Schaffhausen. Seit 1. Juli 2022 ist er zurück bei GC.

Der schweizerisch-österreichische Doppelbürger (1978 in Wien geboren) unterschrieb mit 15 bei GC seinen ersten Profivertrag. Nach sieben Jahren beim Rekordmeister waren Sunderland, der FC Basel, West Bromwich, Bastia, Köln und St. Gallen bis zum Karriereende 2010 seine weiteren Stationen.

Zwischen 1996 und 2005 absolvierte er 36 Einsätze für die Schweizer Nati. Von 2015 bis 2018 war Haas Sportchef beim FC Vaduz, von 2020 bis 2022 beim FC Schaffhausen. Seit 1. Juli 2022 ist er zurück bei GC.

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Seit Juli ist Haas zurück bei GC, wo er von 1994 bis 2001 seine ersten sieben Jahre als Profi verbrachte und ein Höhepunkt auf den anderen folgte. Von Meistertiteln und Champions League ist GC momentan weiter entfernt als die Erde vom Mond. Und als Haas im GC-Campus seine Arbeit aufnimmt, machen die Hoppers ihrem Ruf als Chaos-Klub gerade wieder alle Ehre. Nach der Entlassung von CEO Jimmy Berisha und Sportchef Seyi Olofinjana steht der Klub mitten in der Saisonvorbereitung ohne sportliche Führung da, Trainer Giorgio Contini hat nur ein Rumpfkader zur Verfügung.

«Können uns kein Kader wie Basel oder YB leisten»

Es gibt passendere Momente, zu einem neuen Arbeitgeber zu stossen – oder? Haas lächelt und sagt: «Ich weiss, was Sie meinen. Doch ich hatte einen ruhigen Start und Zeit, mich einzuarbeiten. Die Transfers von Dadashov, Shabani und Ndenge waren schon vor meiner Ankunft aufgegleist. Und wir können uns mengenmässig nicht ein Kader wie Basel oder YB leisten, die schon europäisch spielen.» Das Gerüst der Mannschaft der vergangenen Saison sei zusammengeblieben – damit soll in dieser Saison die Qualifikation für den Europacup erreicht werden.

Die GC-Fans haben sich von Haas insgeheim vielleicht erhofft, dass dieser zum sicht- und greifbaren Gesicht des Klubs werde. Als Gegenpol zu den chinesischen Besitzern, die im Hintergrund operieren und ein anderes Verständnis von Transparenz als hierzulande haben. Mit Fan-Vertretern hat sich Haas bereits getroffen und deren Meinung abgeholt, etwa die Ablehnung gegenüber den geplanten Super-League-Playoffs. Er kann diesbezüglich nach oben vermitteln, doch wichtige Entscheidungen müssen in Absprache mit Präsident Sky Sun gefällt werden. Das akzeptiert Haas – und empfindet das GC-Konstrukt nicht als Nachteil: «In anderen Klubs muss der Sportchef erst alle Verwaltungsräte von Transfers überzeugen. Bei GC sind die Wege kurz. Wenn Sky auch einverstanden ist, wird es gemacht.»

FCZ: Kein Trainer, keine Südkurve

Man war ja von Erfahrungsberichten aus Dänemark vorgewarnt: Der neue FCZ-Trainer Bo Henriksen (47) ist ein brodelnder Vulkan. Schon bei seinem zweiten Super-League-Spiel letzten Donnerstag gegen Basel sieht er die Rote Karte – und fehlt nun im Zürcher Derby gesperrt.

Für ihn übernimmt mal wieder Genesio Colatrella (50). Der Zürcher U21-Trainer war schon vor der Einstellung des Dänen Interimscoach, wurde dann Co-Trainer von Henriksen und steht jetzt gegen GC bereits wieder selber an der Seitenlinie.

Obs in dieser Konstellation mit dem ersten Saisonsieg klappt? Nach zwölf Runden sieglos war Zürich letztmals 1943.

Neben Henriksen fehlt auch Rot-Sünder Ivan Santini (zwei Spielsperren) – und die ganze Südkurve. Der leere Fansektor ist ein Andenken an den Pyro-Skandal vor einem Jahr, als FCZ-Chaoten Fackeln in den GC-Sektor warfen. Nun ist es das zweite und letzte FCZ-Heimderby, das ohne Südkurve stattfindet. Respektive, die Fans werden sich wieder wie bei der ersten Block-Sperre im April in einem anderen Sektor versammeln und Stimmung machen.

Wie lange Henriksen gesperrt sein wird, steht übrigens noch nicht fest. Der Liga-Disziplinarrichter hat ein Verfahren eröffnet. Es geht um das Verhalten des Dänen gegenüber des vierten Offiziellen und ob er sich nach seinem Platzverweis unerlaubt in der Kabine aufhielt. (md)

Man war ja von Erfahrungsberichten aus Dänemark vorgewarnt: Der neue FCZ-Trainer Bo Henriksen (47) ist ein brodelnder Vulkan. Schon bei seinem zweiten Super-League-Spiel letzten Donnerstag gegen Basel sieht er die Rote Karte – und fehlt nun im Zürcher Derby gesperrt.

Für ihn übernimmt mal wieder Genesio Colatrella (50). Der Zürcher U21-Trainer war schon vor der Einstellung des Dänen Interimscoach, wurde dann Co-Trainer von Henriksen und steht jetzt gegen GC bereits wieder selber an der Seitenlinie.

Obs in dieser Konstellation mit dem ersten Saisonsieg klappt? Nach zwölf Runden sieglos war Zürich letztmals 1943.

Neben Henriksen fehlt auch Rot-Sünder Ivan Santini (zwei Spielsperren) – und die ganze Südkurve. Der leere Fansektor ist ein Andenken an den Pyro-Skandal vor einem Jahr, als FCZ-Chaoten Fackeln in den GC-Sektor warfen. Nun ist es das zweite und letzte FCZ-Heimderby, das ohne Südkurve stattfindet. Respektive, die Fans werden sich wieder wie bei der ersten Block-Sperre im April in einem anderen Sektor versammeln und Stimmung machen.

Wie lange Henriksen gesperrt sein wird, steht übrigens noch nicht fest. Der Liga-Disziplinarrichter hat ein Verfahren eröffnet. Es geht um das Verhalten des Dänen gegenüber des vierten Offiziellen und ob er sich nach seinem Platzverweis unerlaubt in der Kabine aufhielt. (md)

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Die Zeiten, in denen ein Sportchef zu Beginn der Saison ein Budget erhalte und damit frei operieren könne, seien sowieso vorbei: «Einen Alleinherrscher Bernt Haas wird es nicht geben. Zudem habe ich noch andere Aufgaben als die Betreuung der Profimannschaft. Im Nachwuchs wird es personelle und strukturelle Veränderungen geben, damit die Pipeline für unsere Junioren zu den Profis auch in Zukunft offen ist.»

Alarmglocken bei GC noch still

Apropos Zukunft: Landet in dieser bald die Trainerfrage auf dem Tisch von Haas? Nach dem starken Saisonstart befindet sich GC in der Tabelle im Sturzflug, in den letzten fünf Spielen gab es keinen Sieg. Mit einem Punkteschnitt von 1,21 pro Partie rangiert Giorgio Contini (seit 2021) in der Trainerhistorie von GC weit hinten. Haas sagt: «Die Leistung beim 0:1 gegen Winterthur war zu wenig, das war ein Weckruf: so nicht! Die anderen Partien waren ausgeglichen, mit Wettkampfglück hätten auch wir als Sieger vom Platz gehen können. Im Sommer kamen wir punktemässig etwas zu gut weg, momentan zu schlecht. Alarmglocken höre ich bei uns nicht läuten.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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